"Ich will in die Premier League"

Von Interview: Johannes Rupprechter
Christian Fuchs erzielte in bislang 22 Bundesliga-Spielen zwei Treffer für den VfL Bochum
© Imago

Im Sommer 2008 wechselte Christian Fuchs aus der österreichischen Liga zum VfL Bochum. Aktuell ist der 23-Jährige verletzt (Kreuzbandanriss) und fehlt seinem Team im harten Abstiegskampf, wo es für den VfL nach zuletzt fünf Niederlagen richtig eng wird.

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Im Interview mit SPOX verrät der Freistoß-Spezialist, wie es sich als Österreicher im Ruhrgebiet lebt, wen er gerne mal treffen würde und welche Liga sein Traum ist.

SPOX: Herr Fuchs, nach zuletzt fünf Niederlagen ist es für den VfL im Abstiegskampf richtig eng geworden. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur noch einen Zähler. Was stimmt Sie optimistisch, die Klasse zu halten?

Christian Fuchs: Positiv stimmt mich, dass wir trotz der jüngsten Resultate eine bislang gute Rückrunde absolviert haben. Und wer in Hoffenheim gewinnt und bei den Bayern remis spielt, der besitzt das Potenzial, die Klasse zu halten.

SPOX: Sie sind vor der Saison aus Österreich in die deutsche Bundesliga gewechselt. War das der richtige Schritt in Ihrer Karriere oder gab es auch Momente, in denen Sie gezweifelt haben?

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Fuchs: Der Wechsel nach Bochum war voll und ganz die richtige Entscheidung, weil ich hier zu meinen Einsätzen komme. Das war bei meinen Überlegungen das Wichtigste und dadurch habe ich mich auch weiterentwickelt.

SPOX: Was sind die signifikantesten Unterscheidungsmerkmale des österreichischen und des deutschen Fußballs?

Fuchs: Das Tempo in Deutschland ist deutlich höher. Aber auch die Breite und die Zahl der guten Spieler sind in der Bundesliga wesentlich größer. Dies merkt man bei jeder einzelnen Trainingseinheit. Bei meinem Ex-Verein Mattersburg gab es zwölf bis 13 konkurrenzfähige Spieler. Doch hinter denen fiel das Niveau enorm ab.

SPOX: Und das ist bei Bochum anders?

Fuchs: Absolut, das hat man zum Beispiel beim Spiel in Leverkusen deutlich gesehen. Als die jungen die gestandenen Akteure sehr gut ersetzt haben. Das war schon sehr stark.

SPOX: Die Tempo-Umstellung hat Ihnen keine Probleme bereitet?

Fuchs: Das war aus zwei Gründen kein Problem für mich. Zum einen, weil ich im Sommer 2008 eine lange Vorbereitung mit dem Nationalteam auf die Europameisterschaft hatte. Da ist das Tempo aufgrund der Legionärs-Anzahl deutlich höher als jenes in der österreichischen Liga. Und zum anderen hatte ich mit Heinz Griesmayer in Österreich einen Individual-Trainer, der mich auf die Herausforderung deutsche Bundesliga sehr gut vorbereitete.

SPOX: Nun zum österreichischen Nationalteam: Bei der Heim-EM haben Sie sich ganz ordentlich verkauft. Auch danach schien es mit dem WM-Quali-Sieg gegen Frankreich weiter aufwärts zu gehen. Anschließend kam aber, mit einer Niederlage in Litauen und dem Remis auf den Färöern, der Rückfall in alte Zeiten. Wie erklären Sie sich das?

Fuchs: Wir hatten das Problem, dass die Erwartungen nach dem Remis gegen Weltmeister Italien und dem Erfolg gegen Vize-Weltmeister Frankreich nach der EM zu sehr in die Höhe geschraubt wurden. Diese Spiele waren für unser kleines Land natürlich ein schönes Erlebnis. Aber man konnte dadurch nicht erwarten, dass wir jetzt Weltmeister werden. Wir müssen in der Realität leben.

SPOX: Und die lautet?

Fuchs: Dass für uns jede Partie, egal gegen wen, eine neue Herausforderung und ein hartes Stück Arbeit bedeutet. Und gegen Litauen und die Färöer hat es eben nicht gereicht.

SPOX: Vielleicht weil Karel Brückner das Team nicht mehr erreicht hat?

Fuchs: Die sprachliche Barriere war schon vorhanden. Da sein Deutsch nicht so gut war, war es für ihn nicht einfach. Ich bin aber überzeugt, dass es mit dem neuen Teamchef Dietmar Constantini wieder aufwärts gehen wird.

SPOX: Dass dieser nur einen Vertrag bis Jahresende hat, ist aber auch nicht gerade ein Zeichen für Zukunft und Aufbruchstimmung, oder?

Fuchs: Das ist richtig. Dennoch bin ich überzeugt, dass unsere Zusammenarbeit über das Jahresende andauern wird.

SPOX: Was macht Sie da so sicher?

Fuchs: Er stellt uns einfach super ein und versteht es, uns top zu motivieren. Diese Arbeit macht ihm auch Spaß. Deswegen schätze ich ihn so ein, dass er seinen Vertrag auch über 2009 hinaus verlängert. Ich hoffe es jedenfalls, weil Constantini ein sehr guter Trainer ist.

SPOX: Sie gelten als absoluter Freistoß-Spezialist. Legen Sie nach dem Training immer noch Extraschichten ein?

Fuchs: Nach fast jedem Training, ja.

SPOX: Haben Sie diesbezüglich ein Vorbild?

Fuchs: Nein, ich sage mir viel mehr: Wieso sollen sich die anderen Spieler nicht nach mir orientieren? (lacht)

SPOX: Sie haben in Bochum einen Vertrag bis 2011 mit Option auf ein weiteres Jahr. Wo soll es danach hingehen?

Fuchs: Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich irgendwann in der Premier League spielen will! Dieser Traum kann aber nur in Erfüllung gehen, wenn ich gute Leistungen beim VfL bringe.

SPOX: Haben Sie auch die Klublegende schon getroffen?

Fuchs: Leider wurde mir die Ehre, Herbert Grönemeyer zu treffen, noch nicht zu teil. Es wäre ein tolles Erlebnis, dem absoluten Ur-Bochumer einmal die Hand zu schütteln.

SPOX: Wie lebt es sich generell als Österreicher im Ruhr-Gebiet?

Fuchs: Im Ruhrgebiet schlägt das Herz des deutschen Fußballs. Hier spielen so viele Mannschaften auf so engem Raum. Da fühlt man sich als Fußballer sehr, sehr wohl. Der VfL ist mir auch schon sehr ans Herz gewachsen, weil hier absolut ehrlich gearbeitet wird und der Verein über tolle Fans verfügt.

SPOX: Wurden Sie auch schon vom Derbyfieber gegen den BVB und Schalke infiziert?

Fuchs: Absolut, die Stimmung zu Hause gegen Schalke verursachte bei mir totale Gänsehaut. Bei diesen Partien sieht man, für was man als Fußballer Tag für Tag arbeitet.

SPOX: Wo landet der VfL am Saisonende?

Fuchs: Wir werden nach dem 34. Spieltag definitiv nicht auf einem Abstiegs-, oder dem Relegationsplatz stehen.

SPOX: Wer wird deutscher Meister?

Fuchs: Bei diesem unglaublich spannenden Titelkampf ist das schwer zu prognostizieren. Wenn ich mich festlegen muss, tipp ich auf Trainerfuchs Felix Magath und den VfL Wolfsburg.

Christian Fuchs im Steckbrief