Der Mann mit der Augenklappe

Von Interview: Kevin Bublitz/Mark Heinemann
Dennis Eilhoff lief bislang 29 Mal für die Arminia in der Bundesliga auf
© Getty

Es hat einige Zeit gedauert, ehe sich Dennis Eilhoff in der Bundesliga durchsetzen konnte. Über den Umweg Zweite Liga in Koblenz schaffte der 26-Jährige in dieser Saison jedoch den Durchbruch als Nummer eins bei Arminia Bielefeld.

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Bei SPOX spricht Eilhoff vor dem richtungsweisenden Kellerduell mit Borussia Mönchengladbach (So., 16.45 Uhr im LIVE-TICKER) über den Kampf um den Klassenerhalt, alternative Trainingsmethoden, Ultras, Vaterfreuden und Borussia Dortmund.

SPOX: Sie bezeichnen Ihre Zeit in Koblenz als die wichtigste Erfahrung Ihrer Karriere. Haben Sie damals keine Perspektive mehr bei der Arminia gesehen?

Eilhoff: Das nicht, aber die Zeit war gekommen, selber im Tor zu stehen und nicht nur auf der Bank die Daumen zu drücken. Ich wollte Spielpraxis sammeln und diesem Wunsch hat die Arminia zum Glück entsprochen.

SPOX: Zunächst saßen Sie in Koblenz aber auch nur auf der Bank, erst zur Rückrunde bekamen Sie den Stammplatz. Haben Sie damals an sich gezweifelt?

Eilhoff: Das war eine ganz schwierige Situation. Ich hatte mir gute Chancen ausgerechnet zu spielen. Im Winter wurde dann auch noch ein zusätzlicher Torwart mit Champions-League-Erfahrung von Partizan Belgrad verpflichtet. In dem Moment habe ich mir gedacht: So geht es aber nicht. Nicht mit mir. Ich hatte schließlich andere Ambitionen, als plötzlich die Nummer drei bei einem Zweitligisten zu sein. Aus dieser anscheinend aussichtslosen Situation habe ich mich dann im Wintertrainingslager in der Türkei rausgekämpft und mir auf gut Deutsch gesagt den Arsch aufgerissen.

SPOX: Sie nutzen alternative Trainingsmethoden. Genauer gesagt Kinesiologie...

Eilhoff: ...richtig. Das mache ich aber erst seit letztem Herbst. Und wenn man meine Leistungskurve sieht, hat sich dieser Schritt definitiv ausgezahlt. Allerdings ersetzt das kein Torwarttraining. Ich bin ja kein guter Bundesligatorwart, weil ich mir einmal die Woche eine Augenklappe aufsetze.

SPOX: Augenklappe? Bitte erzählen Sie, wie dieses Training abläuft.

Eilhoff: Das ist sehr komplex und in der Kürze schwer zu erläutern. Es handelt sich um koordinative Übungen. Jeder Mensch hat ein dominantes und ein schwächeres Auge. Bei den Übungen wird das dominante Auge mit einer Augenklappe abgedeckt, um beide Augen möglichst auf ein Niveau zu bringen. Der Sehwinkel wird dadurch erweitert, was für mich als Torwart sehr von Vorteil sein kann.

SPOX: Inwiefern?

Eilhoff: Wenn eine Ecke von rechts geschossen wird, schaue ich logischer Weise in diese Richtung. Durch das Training habe ich aber auch das Feld links von mir besser im Blick. So erkenne ich, ob von dort ein Stürmer angerauscht kommt und wie ich mich in der Luft zu verhalten habe.

SPOX: Das klingt sehr interessant. Sie haben Ihren Vertrag über den Sommer hinaus verlängert, weil Ihnen das Bielefelder Konzept zusagt. War das mit Blick auf einen möglichen Abstieg der richtige Schritt?

Eilhoff: Wir werden nicht absteigen. Zu Ihrer Frage: Ich habe jetzt eineinhalb Jahre gute Leistungen in Koblenz gebracht und in der ersten Liga an diese Leistungen angeknüpft, was sicherlich nicht viele erwartet haben. Jetzt schon nach Höherem zu streben, wäre verfrüht. Ich weiß, wie schnell es im Fußball gehen kann. Ich muss weiterhin hart an mir arbeiten und das kann ich hier in Bielefeld sehr gut. Die Vertragsverlängerung ist also genau richtig gewesen.

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SPOX: Sie sagen also, dass Bielefeld erstklassig bleibt. Die letzten vier Spiele gingen aber verloren. Wie wollen Sie den Bock noch mal umstoßen?

Eilhoff: Gegen die Bayern haben wir wirklich ein gutes Spiel gemacht. Wir haben sehr gut gegen den Ball gearbeitet  und gerade in der ersten Halbzeit wenig zugelassen. In der zweiten Halbzeit ist dann Ribery ins Rollen gekommen und Luca Toni stand einmal genau richtig. Aber unsere Leistungen gegen die Spitzenteams lassen uns daran glauben, den Klassenverbleib zu sichern.

SPOX: Sie reisen als nächstes zum direkten Konkurrenten nach Mönchengladbach...

Eilhoff: ...ja und Gladbach spielt vor den eigenen Fans und steht gewaltig unter Druck. Das wird unserem Spiel sicher zu Gute kommen. Die Borussia muss das Spiel machen, was uns die Möglichkeit für gefährliche Konter eröffnen wird.

SPOX: Wie sehen langfristig Ihre persönlichen Ziele aus?

Eilhoff: Ehrlich gesagt mache ich mir darüber keine Gedanken. Ich bin kein Träumer, sondern Realist. Und real ist gerade der Kampf um den Klassenerhalt. Das ist unser gemeinsames Ziel und nur darauf konzentriere ich mich.

SPOX: Sie waren früher Fan des BVB. Würden Sie bei einem Angebot in geraumer Zukunft schwach werden?

Eilhoff: Prinzipiell ist man natürlich offen für alles. Als Kind habe ich mit meinem Vater oft auf der Tribüne in Dortmund gestanden. Das bleibt nicht aus, wenn man in Witten geboren und der Vater BVB-Fan ist. Ich habe meinen Vertrag in Bielefeld aber nicht umsonst verlängert. Ich möchte hier in den nächsten zwei Jahren dazu beitragen, dass Bielefeld erstklassig bleibt.

SPOX: Sie sind inzwischen großer Arminia-Fan. Wie kam es zum Sympathiewandel?

Eilhoff: Ich bin schon als 13-Jähriger zu diesem Verein gekommen und habe hier große Bundesligaspieler wie Stefan Kuntz, Georg Koch oder Bruno Labbadia, mit dem ich am Schluss ja auch noch zusammen gespielt habe, erlebt. Von daher ist es logisch, dass ich in einer ganz besonderen Beziehung zu diesem Verein stehe und mich zu hundert Prozent mit der Arminia identifiziere.

SPOX: Sie sind nicht nur Fan der Arminia, sondern auch Mitglied der "Boys Bielefeld". Deshalb hat man Sie auch schon als Ultra betitelt. Schiebt man Sie da unberechtigt in eine Schublade?

Eilhoff: Der Begriff Ultra wird schnell falsch verstanden. Ein Ultra ist ja nicht der schwarz angezogene Hooligan, der ins Stadion geht, um Krawall zu machen und Schlägereien anzuzetteln. Die Boys Bielefeld sind ein ganz normaler Fanklub mit ganz normalen Fans. Deswegen stört es mich auch, wenn da der von vielen falsch verstandene Begriff Ultra auftaucht.

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SPOX: Ist es richtig, dass Sie Ihren Sohn am Tag seiner Geburt als Mitglied bei Arminia Bielefeld angemeldet haben?

Eilhoff: Das ist richtig. Das war am 3. März 2008. Mein Sohn wurde um 7.07 Uhr geboren. Meine Frau brauchte noch ein paar Sachen von zu Hause. Die habe ich geholt und meinen Sohn dabei gleich online als Mitglied der Arminia angemeldet.

SPOX: Wie sehr hat Sie das Leben als Familienvater verändert?

Eilhoff: Verändert hat mich das nicht. Es ist einfach ein schönes Gefühl, Vater zu sein. Inzwischen kann er auch laufen. Der Kleine bereitet mir riesigen Spaß.

SPOX: Hat er denn schon einen Fußball?

Eilhoff: Ja klar. Wir haben unseren Garten auch ein wenig umgestaltet, so dass wir da jetzt ein bisschen Fußball spielen können. Ich freue mich schon darauf, wenn er noch ein bisschen größer ist und mit dem Trikot vom Papa durch den Garten läuft. Die Bilder habe ich schon im Kopf.

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