Magath formte Meisterkandidaten

SID
Momentan wohl das beste Sturmduo der Liga: Wolfsburgs Edin Dzeko (l.) und Grafite
© Getty

"Platz vier?" Edin Dzeko konnte kaum glauben, dass der VfL Wolfsburg am Sonntag schon an Bayern München vorbeigezogen ist: "Das ist super, aber unser Ziel bleibt Platz fünf."

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Auch Trainer Felix Magath lehnte nach dem 3:1 (2:0)-Sieg beim Hamburger SV noch alle weitergehenden Ansprüche ab, das M-Wort bleibt tabu: "Wir wollen Fünfter werden und dafür sind noch viele Spiele zu gewinnen."

Doch der Blick auf Tabelle und Form zeigt natürlich, dass sich der VfL in die Reihe der Meisterkandidaten eingereiht hat. Die "Wölfe" sind mit vier Siegen und einem Unentschieden beste Mannschaft der Rückrunde, haben mit 39 Zählern nur noch vier Punkte Rückstand auf den neuen Tabellenführer Hertha BSC, stellen nach dem Coup beim zu Hause zuvor ungeschlagen HSV die beste Heimmannschaft und dürfen in den folgenden beiden Partien in der eigenen Arena antreten.

Außerdem müssen auch die Kontrahenten aus Hoffenheim und München noch in die Autostadt reisen. Fast scheint es, als sei Magath selbst überrascht von der Rasanz der sportlichen Entwicklung: "Als ich hier im Sommer 2007 anheuerte, war der VfL im Umbruch, ich hatte nur zwölf Spieler im Kader."

Internationales Geschäft weiterhin als oberstes Ziel

Als sportlicher Alleinherrscher nach englischem Vorbild und ausgestattet mit den Millionen von Volkswagen ging er los und baute ein Team, das bereits im Vorjahr den UEFA-Cup erreichte. "VW hat beschlossen, dass es für den international operierenden Konzern ganz gut ist, wenn die Mannschaft auch mal in Mailand oder Paris spielt", sagt Magath, "das bleibt unser Ziel."

Statt der neuen Europaliga könnte es aber auch die Königsklasse werden. Die Wolfsburger traten in Hamburg taktisch ungemein diszipliniert auf, stehen kompakt im Mittelfeld, lassen in der Abwehr kaum Chancen zu und verfügen in Grafite und Dzeko über exzellente Stürmer.

"Die beiden sind derzeit das beste Angriffsduo der Liga", meint Nationalspieler Marcel Schäfer, der ebenfalls unter Magath den großen Durchbruch schaffte. Sonntag waren es ebenfalls Grafite und Dzeko, die das Spiel entschieden. Dabei kam ihnen die Tölpelhaftigkeit von HSV-Verteidiger Dennis Aogo zu Hilfe, der Dzeko so auffällig am Trikot zerrte, dass es Foulelfmeter geben musste, den Grafite sicher verwandelte (12.).

Bei Grafites zweitem Treffer (24.) hatte der HSV Pech, als sich Guy Demel beim Laufduell mit Schäfer verletzte und so den Pass auf den Brasilianer nicht verhindern konnte. Nur 16 Tage nach einer Knie-Arthroskopie entschied Grafite so die Partie, Magath hatte mit seiner Aufstellung alles richtig gemacht: "Er hat uns in den letzten Spielen gefehlt. Wie sehr, das hat er diesmal gezeigt."

Rückschlag für den HSV

Nach dem Anschlusstreffer von Paolo Guerrero (73.) keimte die HSV-Hoffnung auf einen Punkt keine zwei Minuten, dann stellte Dzeko nach einem Konter den Endstand her (75.). Der Rückschlag für den HSV war perfekt. Statt sich an der Tabellenspitze etwas abzusetzen, rutschten die Norddeutschen mit 42 Punkten wieder auf Platz zwei ab.

Trainer Martin Jol beklagte fehlende Cleverness und Glück, schaute aber auch gleich wieder nach vorne: "Wir haben noch alle Chancen in allen drei Wettbewerben, wir werden wieder aufstehen."

Am Mittwoch geht es für beide Teams schon im Viertelfinale des DFB-Pokals weiter. Der HSV empfängt Zweitliga-Schlusslicht SV Wehen Wiesbaden (19.00 Uhr), Wolfsburg gleichzeitig zum erneuten Nordderby Werder Bremen.

Nicht auszuschließen, dass sich Dino und Wölfe demnächst schon wieder gegenüberstehen. Dann um einen Titel. Den Hamburgern würde das nicht gefallen...

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