Pantelic: "Das habe ich nicht verdient"

SID
Ein seltener Anblick: Meist erhält Andrej Woronin (r.) bei Hertha den Vorzug vor Marko Pantelic
© Getty

Der eine ist auf der Überholspur, der andere auf dem Abstellgleis: So sehr sich Andrej Woronin und Marko Pantelic äußerlich mit den langen Mähnen und dem extravaganten Modegeschmack auch ähneln, zurzeit leben die zwei Diven in völlig verschiedenen Gefühlswelten.

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Während ganz Berlin Woronin zu Füßen liegt, gibt der einstige Hertha-Held Pantelic inmitten des allgemeinen Jubelrausches ein trauriges Bild ab. "Ich bin nicht sauer. Das Team hat einen Lauf und die Resultate stimmen. Da gibt es keinen Grund, etwas zu ändern", sagt der Serbe zwar, doch seine fast schon mitleiderregenden Mimik auf der Ersatzbank und beim Warmlaufen sprechen eine andere Sprache.

Der Stachel über die Verbannung aus der Startelf des Tabellenführers sitzt tief, doch noch mehr schmerzt der leise Abschied auf Raten. "Was hinter den Kulissen passiert, habe ich nicht verdient", betont Pantelic. Intern scheint es längst beschlossene Sache, dass die Ära Pantelic, der bislang 44 Treffer in 105 Bundesligaspielen erzielt hat, im Sommer nach vier Jahren endet - nur gesagt hat es ihm noch keiner.

Gestörtes Verhältnis

Die Vertragsgespräche liegen seit Monaten auf Eis, und es scheint ausgeschlossen, dass beide Parteien noch einmal verhandeln. Manager Dieter Hoeneß sagt nur: "Ich bin mir sicher, dass wir Marko in dieser Saison noch brauchen." An seinem Selbstvertrauen hat Pantelic aber offenbar nichts eingebüßt.

"Jeder in der Welt kennt meine Qualitäten", meint der Angreifer. Auch die Fans haben den von Trainer Lucien Favre zum Reservisten degradierten Torjäger nicht vergessen. Nach dem 1:0 gegen Bayer Leverkusen wurde der Publikumsliebling mit Sprechchören gefeiert, obwohl dieser nicht eine Minute gespielt hatte.

Rein sportlich hat Woronin, der mit seinen acht Treffern aus den vergangenen sechs Spielen ganz Berlin von der ersten Meisterschaft seit 78 Jahren träumen lässt, seinem Sturmkollegen längst den Rang abgelaufen. "Als ich kam, war Marko der große Star. Jetzt bin ich es auch", sagt der ukrainische Nationalspieler.

Vier Millionen Euro Ablöse an Liverpool

Mitspieler Pal Dardai drückte den Vergleich zwischen beiden kürzlich unmissverständlich und für Pantelic wenig schmeichelhalft so aus: "Wir haben endlich einen Stürmer, der auch Topspiele entscheidet." Das weiß auch Manager Dieter Hoeneß, doch beim Thema Vertragsverlängerung sind ihm (noch) die Hände gebunden.

Gerne würde er den vom englischen Rekordmeister FC Liverpool nur ausgeliehenen Woronin langfristig an Hertha binden, doch die Ablöse von vier Millionen Euro und das geschätzte Jahresgehalt von derselben Höhe dürften nur mit garantierten Einnahmen aus der Champions League zu stemmen sein.

Darum spielt Hoeneß auf Zeit und spielt das Ultimatum von Woronin, der bis Ende März Klarheit haben will, herunter: "Wir lassen uns nicht auf einen Zeitpunkt festlegen. Wir müssen erst einmal wissen, in welchen Wettbewerben wir in der kommenden Saison vertreten sind."

Woronin kann sich also mit jedem Tor ein Stückchen näher zu einem neuen Vertrag schießen, Pantelic dagegen nicht.

Andrej Woronin im Steckbrief