Bailly: Zwischen Kleff und Beckham

Von Christian Bernhard/Stefan Moser
Logan Bailly: Gladbach-Keeper und Part-Time-Model
© Imago

Exklusiv Logan Bailly ist einer der Hauptgründe für den Gladbacher Aufschwung - und nebenbei eine schillernde Persönlichkeit. Belgiens Torwart-Legende Jean-Marie Pfaff lobt Bailly bei SPOX in den höchsten Tönen.

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Der 20. Spieltag ist zwar schon einige Zeit her, aber so manchem Werder-Fan dürfte er noch in Erinnerung sein. Allerdings nicht in guter. Nicht wegen eines Traumtores oder eines Bremer Schützenfests. Nein, der gegnerische Torwart stahl den restlichen 21 Akteuren eindeutig die Show.

Logan Bailly brachte die Werder-Spieler beim 1:1 mit einer Unzahl von Paraden zur Verzweiflung und rettete den Gladbachern einen wichtigen Punkt. 62 Ballkontakte konnte der Belgier nach dem Schlusspfiff aufweisen - mehr als jeder Gladbacher Feldspieler.

Die Presse sprach am Tag danach vom "Mann mit den tausend Armen", im "Kicker" gab es die Traumnote eins und Trainer Hans Meyer vergab sogar das Prädikat "Weltklasse".

Lob von Pfaff

Seit jenem 14. Februar sind mehr als vier Wochen vergangen. Vier Wochen, die die Borussia vom abgeschlagenen, letzten Tabellenrang auf Platz 16 gebracht haben - Rang zwölf ist gar nur noch drei Punkte entfernt.

Neun Zähler holten die Fohlen in den vier Partien seit Baillys Show im Bremer Stadion. Von einem Wendepunkt an der Weser zu sprechen, ist aus Borussia-Sicht alles andere als übertrieben.

"Bailly war ein guter Einkauf für die Gladbacher. Ein guter Torwart, der gut mitspielt und den Gladbachern sicher noch etliche Punkte gewinnen wird", lobt Belgiens Torwart-Legende Jean-Marie Pfaff im Gespräch mit SPOX.

Der Glamour-Boy

Bailly, der in der Winterpause vom KRC Genk in den Borussia-Park wechselte, glänzt zudem nicht nur auf dem Rasen. Der 23-Jährige hat in seiner Heimat den "Glamour-Boy"-Stempel aufgedrückt bekommen. Er gilt als Beckham Belgiens.

Warum? Modelfotos für eine Unterwäschenmarke, der Titel zum "Sexiest Footballer" Belgiens im Jahr 2007, eine glamouröse Ehefrau und jede Menge Tattoos haben ihren Teil zur Bildung dieses Images beigetragen. So hat er sich den Namen seiner kleinen Tochter, "Destiny", auf seinen Arm tätowieren lassen.

Für Pfaff stellt das überhaupt kein Problem dar. "Ich kenne keine Geschichte, mit der er in Belgien negative Presse gemacht hätte. Er ist ein netter Kerl, sieht gut aus und ist erfolgreich - da kommen solche Geschichten doch zwangsläufig von den Neidern", erzählt der Ex-Bayern-Torwart und "Übervater" aller belgischen Torhüter.

Pfaff: "Er kennt keine Angst"

Für Pfaff steht fest: "Bailly ist ein Torwart, der das Leben kennt: Ein moderner Typ, der seinen eigenen Kopf hat und sein Ding macht. Aber auch das sehe ich eher als eine Stärke, denn er war sich dabei immer auch seiner sportlichen Verantwortung bewusst und trainiert sehr professionell."

Ein wahrer Glücksgriff also für die Borussia. Zusammen mit Tomas Galasek ist Bailly der wichtigste Winter-Neuzugang des Aufsteigers. Die 2,5 Millionen Euro Ablöse für den Keeper entpuppten sich als gute Investition.

"Seine Stärke ist sicher auch seine Ausstrahlung, mit der er einem Gegner auch imponieren kann. Er kennt keine Angst - und das gibt auch seiner Mannschaft Sicherheit. Er hat gute Chancen, sich in Zukunft auch in der Nationalmannschaft zu etablieren", ist Pfaff von einer großen Zukunft Baillys überzeugt.

Pfaffs gewagte Prognose

Er scheut sogar nicht vor einer gewagten Prognose zurück: "Wer weiß, vielleicht wird er der neue Wolfgang Kleff." Fakt ist: Obwohl Bailly erst in der Winterpause zur Borussia gestoßen ist, kann man wohl jetzt schon ohne große Bedenken vom auffälligsten Gladbach-Torwart seit Uwe Kamps sprechen.

Beckham oder Kleff? In welche Richtung geht der junge Familienvater nun eher?

Bailly selbst hat da eine klare Meinung: "Ich denke nicht, dass ich wirklich so extrovertiert bin. Privat bin ich eher ein ruhiger Typ", sagte der Belgier in der "NRZ".

Pfaff hat er auf seinem Weg auf jeden Fall schon mal auf seiner Seite: "Bailly muss nur die Bälle halten, alles andere geht niemanden was an. Wenn einer keinen wirklichen Blödsinn macht, soll er abseits des Platzes machen, was er will. Das sollte niemanden stören, solange er seine Leistung bringt. Günther Netzer war auch kein heiliger Mann."

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