Hertha "unterirdisch" - "Oranje" tankt Mut

SID
Hertha BSC, Berlin, Favre, Cottbus
© Getty

Nach der schon siebten Pleite im elften Berlin-Brandenburg-Derby geht bei Hertha BSC die Angst um vor einer erneuten "Graue-Maus-Saison" - Cottbus sieht sich nach dem ersten Saisonsieg wieder auf dem richtigen Weg.

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"Der Druck ist weg. Ich freue mich, dass jetzt Bojan Prasnikar und Steffen Heidrich mit mehr Ruhe arbeiten können", erklärte Energie-Präsident Ulrich Lepsch den ersten Saisonsieg zum Befreiungsschlag für Trainer und Manager.

Auf die leuchtend orangenen Glücks-Trikots, die Energie eigentlich schon eingemottet hatte, mussten die Lausitzer auf Anweisung des DFB zurückgreifen. Das aktuelle Auswärts-Rot war für die Partie in Berlin abgelehnt worden.

Chance vertan

Frust gab es aber am Ende nur bei Blau-Weiß. "Wir hatten die große Chance, nach oben zu kommen, haben sie nicht genutzt", erklärte ein sichtlich desillusionierter Hertha-Trainer Lucien Favre nach dem 0:1 (0:1) des Hauptstadtclubs gegen die Cottbuser Underdogs.

Mit dem 1:2 im Pokal drei Tage zuvor in Dortmund sorgt der erneute Rückschlag am sechsten Bundesliga-Spieltag dafür, dass die zarte Aufbruchstimmung in Berlin schon wieder auf der Kippe steht. Auf den ersten Meisterschafts-Heimsieg müssen die leidgeprüften Hertha-Fans weiter warten, Mittelmaß lacht.

Nur ein Erfolgserlebnis im UEFA-Pokal bei St. Patrick's Athletic kann nun handfeste Krisen-Symptome verhindern.

Verdauen und auf Dienstag konzentrieren

"Wir müssen das so schnell wie möglich verdauen und uns auf das Dienstag-Spiel konzentrieren", forderte Favre und warnte vor einer Überschätzung des 2:0-Vorsprungs: "Das wird viel schwieriger als im Hinspiel."

Cottbus lieferte dem siebenmaligen irischen Meister aus Dublin die beste Anschauung dafür, wie Hertha mit einfachsten Mitteln beizukommen ist.

In der Abwehr mit geballter Kraft, im Zweikampf unerbittlich und nach vorn mit Entschlossenheit: Das Tor des Serben Branko Jelic, eigentlich Ersatz für den verletzten Dimitar Rangelow, machte schon nach 13 Minuten den ersten Liga-Sieg seit viereinhalb Monaten perfekt, als Cottbus den HSV mit 2:0 bezwungen hatte.

Friedrich ratlos

Dass Hertha vor 42.297 Zuschauern im Olympiastadion nur zehn Minütchen Spaß und Offensiv-Drang produzierte, sorgte für Rat- und Sprachlosigkeit.

Lediglich Kapitän Arne Friedrich, der die Berliner Tristesse (jeweils Platz 10 in den beiden vergangenen Spielzeiten) bestens kennt, fand Worte wie "erbärmlich" oder "unterirdisch", hatte aber auch "keine Erklärung".

Cottbus im Aufwind

Energie holte sich gegen den Lieblings-Gegner - gegen kein anderes Bundesliga-Team haben die Lausitzer eine bessere Bilanz - "vor allem neuen Mut", bemerkte Manager Heidrich. "Es war eine sehr gute Woche", fasste Coach Prasnikar die vier Liga-Punkte und den Pokal-Coup gegen Gladbach zusammen.

"Wenn jeder sein Ego hinten anstellt, mache ich mir um Energie keine Sorgen", erklärte Kapitän Timo Rost als Hinweis auf die mannschaftsinternen Debatten der jüngeren Vergangenheit. Doch die sind jetzt gewichen, die Rote Laterne ist weitergegeben.

Ervin Skela holte vor dem Spiel gegen Liga-Spitzenreiter Hamburg schon die Erinnerungen an die vergangene Saison raus: "Der HSV, Bayern und Schalke haben bei uns Federn gelassen. Jetzt kommt wieder der HSV als Erster. Wir haben nichts zu verlieren, besser kann es nicht sein."