Rauball will Bundesliga-Vermarktung forcieren

SID
Rauball, DFB
© DPA

Dortmund - Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will den ökonomischen Expansionskurs bei der Vermarktung des Premiumprodukts Bundesliga weiter forcieren.

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"Wir waren in Deutschland bisher im Grundsatz außerordentlich konservativ", sagte Reinhard Rauball, Präsident des Ligaverbandes, in einem Interview mit der "dpa". "Wir haben weder einen Liga-Namen noch einen einheitlichen Ligaball. Wir haben die niedrigsten Eintrittspreise." Deshalb sei es legitim, Dinge nachzuholen, die in anderen Ländern längst Usus seien. Dies habe nichts mit Geldgier zu tun.

Fernseheinnahmen als wichtige Einnahmequelle

Es gehe schließlich um ein Produkt, das im Markt unter Wettbewerbsbedingungen angeboten wird. "Es ist nicht sittenwidrig, das auszureizen", sagte der 61 Jahre alte Jurist, der seit Anfang August 2007 Chef des Ligaverbandes ist. Es gebe aber Grenzen, wie zum Beispiel das Tragen von Werbung auf Hosen, das durch ein Urteil des Landgerichts Hannover zukünftig erlaubt ist. "Wir müssen verhindern, dass kickende Litfaßsäulen die Punktspiele bestreiten."

Mit der vorgestellten Neugestaltung der Spielpläne für Bundesliga und 2. Liga hat die DFL hingegen das Tor für Mehreinnahmen aus der Vergabe der TV-Rechte von der Saison 2009 an weiter geöffnet.

"Die Fernseheinnahmen sind ein gravierender Eckpfeiler zur Finanzierung des Profi-Fußballs", erklärte Rauball. "Es ist dabei natürlich schwierig, es allen recht zu machen. Um den größten gemeinsamen Nenner zu finden, haben wir dieses Modell gewählt."

Die neuen Eckdaten sehen zehn verschiedene Anstoßzeiten von Freitag bis Montag vor. Dazu gehört der Anpfiff von zwei Bundesligaspielen am Sonntag um 14.45 Uhr und eines in der Regel um 17.00 Uhr sowie der Begegnungen der 2. Liga am Sonntag um 12.30 Uhr.

Esliegt an der ARD

"Wir sind sicher, dass es greift", sagte Rauball. Mit den drei Bundesliga-Partien am Sonntag sei auch den Klagen der UEFA-Cup- Teilnehmer wegen zu kurzer Erholungszeit Rechnung getragen worden. "Hätten wir das alte Muster beibehalten, wäre das Problem kaum zu lösen gewesen."

In der Diskussion um den Erhalt der am Samstag ausgestrahlten "Sportschau" habe es die ARD selbst in der Hand, was aus der Traditionssendung werde.

"Der Ball liegt jetzt im Vorgarten der ARD. Die ARD kann mit einem entsprechenden Gebot unter Beweis stellen, was ihr die Sportschau wert ist", sagte Rauball.

Dass die ARD - sie zahlt pro Spielzeit rund 100 Millionen Euro - für mehr Geld nicht mehr Exklusivität erhalten soll, hält er für marktgerecht. "Wir konnten früher für eine Million Euro einen Weltklassespieler verpflichten, heute muss man dafür 20 Millionen Euro hinlegen", argumentiert Rauball."Der Markt hat sich in diese Richtung entwickelt."

Es gibt Alternativen

Offen ist noch, wie das Bundeskartellamt über die Frage der weiteren Zentralvermarktung entscheiden wird. "Wir sind in einem lautlosen Dialog mit dem Kartellamt. Unser Zeitdruck ist dort bekannt", berichtete Rauball.

Es gebe in Europa in 16 von 19 Ländern die Zentralvermarktung. Zwei weitere überlegen, auch die zentrale Vermarktung einzuführen.

Zudem habe das Europäische Parlament in der vorigen Woche außerordentlich positive Signale ausgestrahlt.

"Das alles stimmt uns optimistisch, dass wir eine Lösung im Sinne unser Clubs bekommen", so Rauball. Er hofft noch vor Ende der EM auf einen Beschluss des Kartellamtes.

Die DFL ist aber auch gewappnet, wenn es nicht in Sinne des Profi-Fußballs entscheiden sollte: "Sie können sicher sein, dass es Alternativüberlegungen für diesen Fall gibt." Ligaverband und DFL seien aber fest davon überzeugt, "dass wir nicht in einer Sackgasse landen und unser innovatives Vermarktungskonzept umsetzen können."

Unterdessen haben der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Schweizer Sportmarketing-Agentur Infront Sports & Media AG ihre Partnerschaft bis zum 30. Juni 2014 verlängert. Wie der DFB mitteilte, beschloss das Präsidium des Verbandes die Annahme des Vertragsangebots, das am 1. Juli 2009 in Kraft tritt.

Einnahmen steigen weiter an

Die Vereinbarung betrifft die Bandenwerbung und Stadion-Vermarktung bei allen Heim-Länderspielen der deutschen A-Nationalmannschaft sowie die Bandenwerbung bei jenen Auswärtsspielen, an denen der DFB die Rechte besitzt.

Die gleiche Regelung betrifft die Heim- und Auswärts- Länderspiele der Frauen-Nationalmannschaft. Außerdem vermarktet Infront weiterhin die Bandenwerbung bei den Heimspielen der U 21-, U 20- und U 19-Nationalmannschaft.

"Mit diesem Abschluss konnte der DFB seine weltweite Spitzenposition im Bereich der Stadion-Kommunikation deutlich ausbauen.

Zudem verdoppeln sich die Einnahmen bei den Frauen-Länderspielen, was nicht zuletzt auf die hohen Einschaltquoten zurückzuführen ist", erklärte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach.

DFB-Präsident Theo Zwanziger verwies auf die seit 28 Jahren bestehende Marketing-Kooperation, die 1980 mit Infront-Vorgänger CWL begann, und betonte: "Dieser Vertragsabschluss ist Ausdruck unserer Verbandspolitik, die Arbeit mit bewährten und verlässlichen Partnern fortzusetzen."