KSC-Urgestein Becker: "Gelungenes erstes Jahr"

SID
Bundesliga, KSC, Becker
© Getty

Karlsruhe - Edmund Becker hat mit dem Karlsruher SC für die größte Überraschung in der Fußball-Bundesliga gesorgt. Unter der Regie ihres stets bescheidenen und besonnenen Trainers steigerten sich die Badener zum besten Aufsteiger seit zehn Jahren.

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"Unsere gelungene erste Saison macht Appetit auf mehr", hofft Becker für das allgemein als schwerer geltende zweite Jahr auf ein ähnlich gutes Abschneiden. "Aber wenn wir erneut die Klasse halten, ist das Top- Arbeit." Es sei schon bemerkenswert, dass sein Club "nie etwas mit dem Abstieg zu tun" gehabt habe.

Im Gegenteil: Nach dem sensationellen 2:0-Sieg beim Champions- League-Starter Schalke 04 am neunten Spieltag jubelten viele den Überraschungs-Tabellenzweiten realitätsfremd zum Bayern-Jäger Nummer 1 hoch.

Von Uefa-Cup-Euphorie angesteckt

Als die kecken Karlsruher mit 37 Punkten als Sechster in die Winterpause gingen, ließen sich auch Becker und Co von der UEFA-Cup-Euphorie anstecken. Ein Fehler, wie er längst einräumt.

"Das wird mir eine Lehre sein", kündigte der Coach in einem dpa-Gespräch vor dem Saisonfinale beim Hamburger SV Konsequenzen an. "Im Nachhinein würde ich das nicht mehr machen. Künftig werden wir erst unsere ursprünglichen Ziele verwirklichen und dann neue formulieren."

Gründe für den Einbruch

Der 51-Jährige, der sich damals lange gegen die Träumerei gewehrt hatte, schließlich aber doch wie seine Profis und das Club-Umfeld vom internationalen Geschäft sprach, führt mehrere Gründe für den anschließenden Einbruch an.

Die zeitgleich mit dem Aufschwung feststehenden Abgänge der beiden Leistungsträger Tamas Hajnal (zu Borussia Dortmund) und Mario Eggimann (Hannover 96) nach dieser Runde und der bei Halbzeit quasi schon garantierte Nichtabstieg hätten bei seinen Schützlingen zu einem gewissen "Nachlassen und Durchschnaufen" geführt: "Das kriegt man dann nicht mehr in die richtige Richtung."

Mannschaftliche Geschlossenheit

Auch wenn angesichts der phänomenalen Hinrunde sicher noch mehr als Platz zehn drin gewesen wäre, hat der Neuling mehr erreicht, als der Trainer und neutrale Experten ursprünglich vermutet hatten.

Grund für den überraschenden Erfolg ist laut Becker "unsere mannschaftliche Geschlossenheit". Bei der Suche nach Verstärkungen legt er großen Wert, dass dieses funktionierende Gefüge erhalten bleibt.

Hajnal-Nachfolger gesucht

Wichtigste offene Personalie für die kommende Saison ist der Hajnal-Nachfolger. Ein Bundesliga erfahrener Mittelfeldmann soll den ungarischen Spielmacher ersetzen.

Zudem sucht Becker einen jungen Rechtsverteidiger, falls die nach langem Hick-Hack nun doch in Karlsruhe bleibende Bayern-Leihgabe Andreas Görlitz einmal ausfallen sollte. In der Vorbereitung will der Trainer noch schauen, "wo es klemmt" und für diesen Bereich die letzte Verstärkung suchen.

KSC interessante Adresse

Der KSC sei inzwischen wieder eine interessante Adresse für Bundesliga-Profis. "Aber die Finanzen sind unser größter Hemmschuh", wies Becker darauf hin, dass keine großen Namen verpflichtet werden können.

"Es gibt in der nächsten Saison 14 Vereine, die mindestens einen doppelt so hohen Etat wie wir haben." Doch darin liegt für das KSC-Urgestein eine Herausforderung: Trotz bescheidener Mittel weiterhin sportliche Akzente setzen und seinen Klub langfristig in der Liga etablieren.

Herz hängt am KSC

Auch wenn Ede, wie er in Karlsruhe gerufen wird, einen Wechsel zu einem Top-Bundesligisten nicht ausschließen will, hängt sein Herz am KSC, für den er einst 94 Bundesligaspiele bestritt: "Ich fühle mich wohl in Baden."

Dafür spricht auch sein Hausbau in Reichenbach. Geht es nach Manager Rolf Dohmen, neben dem Trainer Vater des Erfolges, kann Becker "bis zur Rente bleiben".