Liga gelobt "mehr Verständnis"

SID
Fußball, Bundesliga, Völler
© DPA

München - Nach einem ersten Annäherungsversuch bei der Premiere des Runden Tisches zu Schiedsrichter-Fragen, wollen emotionale Bundesliga-Vertreter wie Uli Hoeneß oder Felix Magath fairer mit den Schiedsrichtern umgehen.

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Hochrangige Vertreter der Liga und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vereinbarten in München regelmäßige Treffen zwei Mal pro Jahr. Schon bei der nächsten Zusammenkunft im Herbst soll ein "Maßnahmenpaket" geschnürt werden, wie DFB-Vizepräsident Rainer Koch ankündigte.

Als Sofortmaßnahme wurde eine Zusammenkunft zwischen dem Schiedsrichter und Vertretern der jeweiligen Vereine kurz vor dem Anpfiff der Bundesligaspiele angeregt.

Offen für Kritik 

"Es war ein guter Anfang", sagte Magath nach der zweistündigen Zusammenkunft, bei der von den elf Teilnehmern "Tacheles" geredet worden sei, wie FIFA-Referee Herbert Fandel berichtete.

Den gemeinsamen Nenner der Runde von Hoeneß, der keinen Kommentar abgeben wollte, bis hin zu Rudi Völler benannte Werder Bremens Manager Klaus Allofs: "Man muss einfach mehr Verständnis füreinander haben." Fandel monierte einen mangelhaften Respekt gegenüber den Männern in Schwarz: "Wir Schiedsrichter beklagen die Art und Weise des Umgangs." Seine Gilde sei "offen" für Kritik: "Wir brauchen den Input aus der Liga."

Es gibt keine klare Linie 

Einmütigkeit herrschte darüber, dass Fehlentscheidungen zum Fußball dazugehörten und damit auch unterschiedliche Urteile. "Man kann das Regelwerk nicht wie eine Straßenverkehrsordnung betrachten", sagte Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt.

Leverkusens Sportdirektor Völler verwies auf Regel-Probleme wie dem passiven und aktiven Abseits: "Es herrscht große Unsicherheit, hier gibt es nicht die absolut klare Linie."

Videobeweis kein Allheilmittel 

Über Hilfsmittel wie Videobeweis oder Torkamera wurde dieses Mal nur am Rande diskutiert - für Allheilmittel hält sie aber keiner. Bei der gemeinsamen Betrachtung von Videoszenen umstrittener Entscheidungen wie den vier Feldverweisen beim Spiel Wolfsburg gegen Hamburger SV oder Abseitstoren habe sich gezeigt, dass man sich auch nach Betrachtung der TV-Bilder weiterhin uneinig gewesen sei, erzählte Bruchhagen, der glaubt: "Wenn beim Videobeweis drei da oben auf der Tribüne mit ihrem dicken Hintern auf einem Stuhl sitzen und entscheiden, dann wird auf die noch mehr eingeschlagen."

Das Problem würde damit nur auf die Oberschiedsrichter verlagert.

Nachdenken, runterfahren, dann reden 

Fandel erneuerte mit Blick auf die Medien seinen Vorstoß, dass sich Spieler, Trainer und Manager erst 30 Minuten nach Spielende zum Schiedsrichter äußern sollten. "Die Emotionen sollten dem Verstand weichen." Der EM-Referee empfahl: "Nachdenken, emotional runterfahren - und dann äußern."

Die Aufarbeitung der umstrittenen Entscheidungen mit etlichen Zeitlupen heizt die Diskussion zusätzlich an, äußerte auch Allofs: "Am einfachsten wäre, wenn TV-Anstalten die kritischen Szenen nicht mehr so detailliert aufarbeiten."

Gemeinsamer Nenner gesucht 

Die Profis, die neben den Schiedsrichtern auf dem Spielfeld für Pfiffe und das gegenseitige Verhalten hauptverantwortlich sind, saßen in der Zentrale des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) nicht mit am Runden Tisch. Hier sieht Liga-Geschäftsführer und Ex-Profi Holger Hieronymus die Coaches in der Pflicht: "Beim Verhalten der Spieler auf dem Platz ist der Trainer der Schlüssel."

Die 18 Bundesliga-Trainer sollen nach Saisonende vom DFB eine DVD erhalten mit den umstrittensten Schiedsrichter-Entscheidungen erhalten und diese bewerten, wie Lehrwart Eugen Strigel ankündigte: "Mal sehen, ob wir da auf einen gemeinsamen Nenner kommen."