DFL unterstützt VfB

SID
Fußball, Bundesliga, VfB Stuttgart
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Frankfurt/Main - In seinem Kampf gegen das Wettmonopol in Deutschland kann sich der deutsche Meister VfB Stuttgart der Schützenhilfe durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) sicher sein.

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Diesen Schulterschluss in den Bemühungen um einen geöffneten und kontrollierten Wettmarkt gaben der Ligaverband und der VfB bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Frankfurt/Main bekannt. Als erster Bundesliga-Klub hatten die Stuttgarter am 6. Februar ein neues gerichtliches Eilverfahren gegen den seit dem 1. Januar 2008 geltenden Glücksspiel-Staatsvertrag beim Verwaltungsgericht Stuttgart angestrengt.

"Wir sind davon überzeugt, dass der Glücksspiel-Staatsvertrag verfassungs- und europarechtswidrig ist. Deshalb gehen wir dagegen vor", sagte VfB-Präsident Erwin Staudt, der auch eine Schadensersatzklage gegen das Land Baden-Württemberg nicht ausschloss. Durch das bestehende Monopol und das sich daraus ableitende Werbeverbot für private Sportanbieter sei dem VfB ein erheblicher Einnahmeausfall entstanden.

Signifikanter Wettbewerbsnachteil 

Die Rede war von einem siebenstelligen Euro-Betrag. Der VfB gehe deshalb so vehement gegen die Inhalte der Vertrages vor, "weil sich daraus vielschichtige und weitreichende Konsequenzen für einzelne Vereine und den gesamten Sportsponsoring-Markt in Deutschland ergeben, die letztlich auch den Breitensport betreffen".

Das Werbeverbot für den VfB-Sponsor und Wettanbieter "bwin" habe mit dem Wegfall von Sponsoren-Geldern einen "signifikanten Wettbewerbsnachteil" gegenüber nationalen und internationalen Konkurrenten zur Folge, da teilweise von Bundesland zu Bundesland und innerhalb Europas unterschiedliche Richtlinien gelten.

"Es besteht die akute Gefahr, dass die gesamte Sportwetten-Branche wegen dieser uneinheitlichen und unsicheren Rechtsprechung in Deutschland nicht unerhebliche Werbe- und Marketingetats dauerhaft aus der Bundesliga und dem deutschen Sport abzieht", so die VfB-Argumentation. Insgesamt würden dem Profifußball in Deutschland jährliche Einnahmen in Höhe von 100 bis 300 Millionen Euro entzogen.

Nachteil im internationalen Geschäft 

Neben dem Weg durch die Rechtsinstanzen plädiert Liga-Präsident Reinhard Rauball für einen Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Sport. "Es ist an der Zeit, gemeinsam mit allen Beteiligten den Dialog für ein künftiges Marktmodell aufzunehmen. Für den deutschen Profifußball bedeutet das Wettmonopol einen erheblichen Nachteil im internationalen Wettbewerb", sagte Rauball. Von einem liberalisierten Sportwettenmarkt profitiere nicht nur die Bundesliga, sondern auch der Amateurfußball und der Breitensport.

Stuttgart und die DFL setzen ihre Hoffnung auch auf die EU-Kommission, die bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet hat, mit dem die Herstellung eines rechtmäßigen Zustandes durchgesetzt werden soll, und dabei eine Zwei- Monats-Frist gesetzt.

Ein duales System mit einem Nebeneinander von Staat und sorgfältig ausgesuchten Privatanbietern funktioniere in Ländern wie Großbritannien, Spanien, Italien und Österreich seit Jahren erfolgreich. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Glücksspiel-Staatsvertrag einer rechtlichen Überprüfung standhalten wird. Die Politik hat hat sich strikt an die Vorgaben aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. März 2006 gehalten", meinte Oddset-Chef Erwin Horak.

Argumente inhaltlich nachvollziehbar 

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will sich nicht am Klageweg beteiligen. "Der DFB hat entschieden, in dieser Angelegenheit keine Klage einzureichen, da er mit den Ländern auf dem Gebiet des gemeinnützigen Sports in vielfältiger Weise zusammenarbeitet", hieß es in einer Pressemitteilung.

Der DFB habe allerdings großes Verständnis für die Klage des VfB Stuttgart, die in enger Abstimmung mit der Liga erfolge, und werde die weitere Entwicklung mit großem Interesse verfolgen, "da wir die inhaltlichen Argumente des Profifußballs absolut nachvollziehen können".

Für den von den Ländern beschlossenen Glücksspiel-Staatsvertrag plädierte Ekkehard Wienholtz, Präsident des Landessportverbandes Schleswig-Holstein und Sprecher der Landessportbünde im DOSB: "Der Vertrag stellt die Finanzierung des Breitensports sicher. Lotto und Oddset erwirtschaften jedes Jahr mehr als 500 Millionen Euro für den Sport.

Diese nachhaltige Finanzierung des Sports konnte bisher durch keine Alternative zum Staatsvertragsmodell verlässlich sichergestellt werden, sagte Wienholtz.