Ein Tag zum Vergessen

Von Daniel Paczulla
Wiese, Stark, Bremen, Hannover
© Getty

München - Fußball-Herz, was willst Du mehr? Das Nord-Derby zwischen Hannover 96 und Werder Bremen hatte alles zu bieten, was man sich von einem mitreißenden Spiel verspricht.

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Sieben Tore, acht Gelbe Karten, eine Rote Karte und einige diskussionswürdige Entscheidungen von Schiedsrichter Wolfgang Stark. Das war die Bilanz nach 90 dramatischen Minuten. Die 49.000 Zuschauer in der ausverkauften AWD-Arena werden diese Begegnung so schnell nicht vergessen.

Nach dem Schlusspfiff feierten die Roten einen 4:3-Erfolg und Nationalstürmer Mike Hanke, der mit einem Dreierpack sein Team fast im Alleingang auf den fünften Tabellenplatz schoss.

Dagegen verpassten die Grün-Weißen den Sprung an die Tabellenspitze und eine gelungene Generalprobe vor dem entscheidenden Spiel in der Champions League gegen Olympiakos Piräus. Dabei haderten die Werderaner zum einen mit der eigenen Defensivleistung und zum anderen mit dem Schiedsrichter.

Schaaf zurückhaltend 

Tim Wiese stürmte nach dem Schlusspfiff von seinem Tor in Richtung Stark. Doch die Hannoveraner und die Bremer Betreuer hielten den grollenden Keeper zurück. Auch Manager Klaus Allofs war auf Stark nicht gut zu sprechen und machte sich Gedanken, ob der Unparteiische noch einmal eine Werder-Partie pfeifen sollte. "Stark hat eine schlechte Leistung gezeigt."

Trainer Thomas Schaaf ließ sich nach dem Spiel zu keiner Verbalattacke hinreißen und blieb diplomatisch: "Herr Stark hat die Rolle des Schiedsrichters gespielt." Während des Spiels sah das noch anders aus. Da kam es des öfteren zu heftigen Diskussionen mit dem vierten Offiziellen - das erste Mal 120 Sekunden nach der Bremer Führung durch Markus Rosenberg (10.).

Aufreger Nummer eins: Dusko Tosic wollte mit gestrecktem Bein den Ball klären, traf aber auch Szabolcs Huszti. Schaaf wollte einen Einwurf, doch Stark pfiff Freistoß - eine vertretbare Entscheidung. Aus der Standardsituation resultierte der 1:1-Ausgleich (12.) durch Hanke.  

Elfmeter für Bremen vor dem 1:3?

Aufreger Nummer zwei: Acht Minuten später die nächste knifflige Entscheidung des Schiedsrichters. Beim Abspiel von Christian Schulz auf Hanke forderten die Bremer den Abseitspfiff.

Stark ließ weiterspielen und den Querpass des Nationalspielers vollstreckte Frank Baumann unglücklich ins eigene Netz - 1:2 (20.). Selbst die Zeitlupe konnte nicht hundertprozentig aufklären, ob es Abseits war oder nicht - wenn, dann war es eine Zehenspitze.

Aufreger Nummer drei: Keine Zeigerumdrehung später stand der Referee erneut im Mittelpunkt. Beim Zweikampf zwischen Boubacar Sanogo und Thomas Kleine hielt der Hannoveraner den Stürmer im Strafraum am Trikot fest.

Der Mann von der Elfenbeinküste fiel, aber der Elferpfiff blieb aus - der Strafstoß hätte man geben können. Im direkten Gegenzug machte Hanke das 3:1 (21.).

"Zu viele Fehler gemacht " 

Alle drei Situationen hätte der Mann in Schwarz anders beurteilen können. Dennoch kann man nicht von krassen Fehlentscheidungen sprechen. Stattdessen machten die Bremer bei allen Gegentreffern eine schlechte Figur. "Wir haben zu viele Fehler gemacht und laden Hannover ein", kritisierte Schaaf. 

Beim ersten Treffer kam der Ball ungehindert an den zweiten Pfosten zu Tarnat. Vor dem 1:2 reichte ein Pass, um die ganze Abwehr auszuhebeln. Beim dritten und vierten Tor verschätzten sich einmal Per Mertesacker und zum anderen Mal Tosic bei einem langen Ball.

Vor allem Mertesacker hatte sich die Rückkehr in seine alte Heimatstätte anders vorgestellt. Der deutsche Nationalverteidiger, geschwächt durch eine Erkältung, zeigte ungewohnte Unsicherheiten und wurde zur Pause ausgewechselt.

Mit so einem Abwehrverhalten wird es den Fans Angst und Bange vor dem Piräus-Spiel. Solche Fehler werden auf internationaler Ebene ebenfalls gnadenlos ausgenutzt.

Negativer Höhepunkt durch Hugo Almeida 

Trotz der schlechten Defensive hätten die Hanseaten die Partie aber trotzdem fast gedreht. Nach den Anschlusstreffern von Diego (41., FE) und Rosenberg (54.) waren die Gäste drauf und dran, selbst in Führung zu gehen. Doch Rosenberg scheiterte an Keeper Robert Enke (75.).

Den negativen Höhepunkt aus Bremer Sicht lieferte in der Schlussminute Hugo Almeida mit seiner Roten Karte. Dem Portugiesen gingen die Sicherungen durch, als er Huszti mit der Hand in den Nacken packte und ihn umstieß.

Damit ging eine hektische Partie zu Ende, bei der sich die Bremer wenigstens damit trösten können, dass Stark in Piräus nicht pfeifen wird.

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