Nur die Größe zählt

Von Haruka Gruber
KSC, Hajnal
© Getty

München - Der kleine Tamas aus dem kleinen Vac fühlte sich überfordert. Blutjunge 16 Jahre alt war er damals, als er aus dem beschaulichen 38.000-Einwohner-Städtchen vor den Toren Budapests Richtung Gelsenkirchen zog.

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Neue Sprache, neue Mitspieler, neues Umfeld. Der kleine Tamas aus dem kleinen Vac fühlte sich auf Schalke noch kleiner als seine sonst schon überschaubare Größe von 1,70 Meter vermuten ließ.

Und so kam es, wie es kommen musste. Tamas Hajnal blieb bei den Königsblauen der kleine Tamas. Sieben Jahre lang, von 1997 bis 2004. Mit der dürftigen Bilanz von acht Kurzeinsätze und 110 Einsatzminuten in der Bundesliga machte er sich letztlich von dannen. Perspektivlos, lautete der Tenor.

Drei Jahre später ist der kleine Tamas nach wie vor klein. An den 1,70 Meter hat sich nichts geändert. Aber sonst ist nichts mehr so, wie es mal war, wenn Hajnal mit seinem Karlsruher SC zum Spitzenspiel des Überraschungs-Dritten beim Zweiten nach Gelsenkirchen zurückkehrt (15 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER und bei Premiere).

"In Karlsruhe passt einfach alles"

Aus dem schüchternen Tamas ist mittlerweile ein Anführer geworden. Laut ist er noch immer nicht, dies hält Hajnal aber nicht davon ab, das Offensivspiel des Aufsteigers zu diktieren. Drei Tore und drei Assists lautet die respektable Bilanz nach acht Spielen.

"In Karlsruhe passt einfach alles. Ich bin körperlich gut drauf und rundum zufrieden mit mir", sagt Hajnal. Andreas Müller, Schalke-Manager und Hajnals ehemaliger Mannschaftskollege auf Schalke, ergänzt: "Tamas ist ein Klassetyp, der sportlich eine tolle Entwicklung genommen hat."

Feste Größe in Ungarn

Nach Station im belgischen St. Truiden, wohin ihn Marc Wilmots lockte, und einem einjährigen Intermezzo beim 1. FC Kaiserslautern wechselte Hajnal im Sommer zum KSC - und avancierte auf Anhieb zum kreativen Taktgeber. In der ungarischen Nationalmannschaft stieg er zum Vizekapitän auf.

"Er hat den richtigen Weg eingeschlagen. Wie Tamas früher schon sagte: 'Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um zwei nach vorn zu kommen.' Dadurch ist er für den KSC zu einem tollen Spieler geworden", so Müller.

Kein neuer Thon

Auf Schalke wurde Hajnal hingegen von den Erwartungen erdrückt. Der neue Olaf Thon sollte er sein, der neue Spielmacher für das neue Jahrhundert. An den Wilmots, Andreas Möllers und Jiri Nemec' kam er jedoch nicht vorbei und verkümmerte auf der Bank.

"Die Konkurrenz war einfach sehr groß, und für einen jungen Spieler ist es eben nicht einfach auf Schalke. Ich bereue die Zeit aber nicht", sagt Hajnal. Daher sei es auch müßig, seiner Rückkehr jegliche Brisanz zuzuschreiben. "Ich muss Schalke nichts beweisen", so Hajnal. "Denn mir geht es allein um den KSC. Ich will dort das mir entgegengebrachte Vertrauen rechtfertigen."

Eine Kampfansage an seinen ehemaligen Klub gibt es dennoch: "Wir werden uns auf Schalke nicht verstecken." Zugegeben, eine Kampfansage in der Light-Version. Aber für den kleinen Tamas aus dem kleinen Vac gar nicht mal so schlecht.