Ungesundes Reizklima in Dortmund

SID
Diego Klimowicz
© Getty

Dortmund - Schweigende Profis, verärgerte Fans und ein Trainer in Erklärungsnot - bei Borussia Dortmund herrscht ungesundes Reizklima. 

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Nach zuletzt drei Niederlagen und dem Sturz vom vierten auf den 15. Tabellenplatz ist eine Diskussion über die Qualität des runderneuerten Kaders und die Arbeit von Fußball-Lehrer Thomas Doll entbrannt.

Wenn der freie Fall auch im "kleinen" Revier- Derby gegen den VfL Bochum (20.30 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER und bei Premiere)  anhält, drohen stürmische Zeiten. "Wir sind in der Pflicht, den Fans eine ganze Menge zurückzugeben", befand Doll.

"Weicheierfußball" in Dortmund

Binnen einer Woche wurde reichlich Kredit verspielt. Die hilflosen Auftritte gegen Hamburg und Karlsruhe brachten selbst die Vereinsführung auf die Palme. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ("kotzt mich an") und Sportdirektor Michael Zorc ("Weicheierfußball") fanden deutliche Worte der Kritik - und trugen ihren Teil dazu bei, dass marktübliche Mechanismen griffen."Wann muss Doll gehen?", fragte eine große Boulevard-Zeitung.

Umgehend ruderte Watzke zurück und stellte klar, mit seiner Kritik nicht Doll, sondern das Team gemeint zu haben. "Wer daraus einen Konflikt zwischen mir und dem Trainer konstruieren will, ist schief gewickelt. Es gibt keinen Riss in unserem Verhältnis", sagte er dem "Kicker".

Wie sich die Profis den Leistungseinbruch erklären, kann derzeit nur vermutet werden. Denn seit dem spielerischen Offenbarungseid bei Aufsteiger Karlsruhe mit nur 39 Prozent Ballbesitz verweigern sie öffentliche Aussagen.
"Es geht in der augenblicklich schwierigen Situation ausschließlich darum, dass wir uns auf die rein sportlichen Aufgaben konzentrieren", begründete Mannschaftskapitän Christian Wörns per Pressemitteilung den Medienboykott.

Valdez, Petric und Degen fallen aus

Viele Insider bezweifeln, dass sich diese Maßnahme ähnlich positiv auswirken wird wie beim Erzrivalen FC Schalke 04 im vorigen Jahr. Zumal das Comeback angeschlagener Profis weiter auf sich warten lässt. Neben den Langzeitverletzten Alexander Frei und Sebastian Kehl muss Doll im Duell mit dem Tabellen-13. sicher auf Delron Buckley und voraussichtlich auf Nelson Valdez, Mladen Petric und Philipp Degen verzichten.

Klagen kommen dem Trainer dennoch nicht über die Lippen. Von den verbliebenen Profis fordert er einen ähnlich couragierten Auftritt wie beim 3:0-Erfolg über Bremen am 5. Spieltag, der für kurze Zeit Hoffnung auf bessere Zeiten geweckt hatte: "Was gut war, kann nicht innerhalb von einer Woche weg sein."

Bochum seit fünf Spielen ohne Sieg 

Auch beim Gegner aus Bochum zeigt die Formkurve nach unten. Das Team von Trainer Marcel Koller, der auf Joel Epalle verzichten muss, aber auf die Rückkehr von Marcin Mieciel hofft, ist seit fünf Spielen ohne Sieg. Dem Verlierer der Partie droht deshalb ein längerer Aufenthalt im Tabellenkeller.

Der Frage, ob sein Team aus den Problemen des Gegners Kapital schlagen kann, mag der VfL-Coach nur wenig abgewinnen: "Wir wissen nicht, ob der BVB verunsichert oder aggressiv auftritt. Wir müssen auf Beides gefasst sein und unser eigenes Ding durchziehen."

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Akgün, Wörns, Kovac, Dede - Tinga, Blaszczykowski, Kringe - Federico - Klimowicz, Nöthe

VfL Bochum: Lastuvka - Concha, Yahia, maltritz, Bönig - Pfertzel, Dabrowski, Zdebel; grote - Sestak, Mieciel

Schiedsrichter: Gräfe