Auf der Suche nach dem alten Biss

Von Andreas Allmaier
VfB Stuttgart, Khedira
© Getty

München - Die Geduld von Armin Veh ist schon bewundernswert. 

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Mit stoischer Ruhe hat der Trainer des VfB Stuttgart in Berlin und in Karlsruhe hingenommen, wie seine Truppe selbst nach überlegen geführten Spielen als Verlierer vom Platz schlich.

Viele Fans, das darf getrost behauptet werden, hätten ganz anderes reagiert. Ein Blick in das offizielle Forum des deutschen Meisters lässt keinen anderen Schluss zu.

"Kein Mumm, kein Kampf, dafür viel Arroganz und technisches Unvermögen", hieß es da nach der Pleite beim Erzrivalen KSC unter anderem.

Wo ist die Moral hin? 

Letzte Saison überrumpelte der VfB seine Gegner aus einer Lauerposition, mit Herzblut und Courage. Kein Rückstand war zu groß, keine Begleitumstände zu schwer, als dass sie die Stuttgarter nicht hätten umbiegen können.

Insgesamt fünf Mal kam die Mannschaft nach einem Rückstand zurück und wandelte das Spiel noch in einen Erfolg.

Nach Rückständen in dieser Saison sprang bisher lediglich ein Punkt gegen Schalke heraus. In den Spielen bei Hertha und in Karlsruhe war nach den Gegentoren nur die große Leere.

"Man kann mal ein Spiel verlieren, so wie in Berlin. Schon das ist ärgerlich", sagt Sami Khedira. "Aber spätestens die Pleite beim KSC muss jeden von uns die Augen geöffnet haben."

Keine Leidenschaft, kein Biss 

Am Samstag spielt der VfB gegen Energie Cottbus. Genau wie vor ziemlich genau vier Monaten. Damals, am letzten Spieltag der vergangenen Saison, ging es für die Schwaben um den Titel. Obwohl sie im Gottlieb-Daimler-Stadion bereits nach 19 Minuten hinten lagen, schienen sie keine Sekunde daran zu zweifeln, am Ende Sieger zu sein.

Thomas Hitzlsperger machte noch vor der Pause den Ausgleich, Khedira besorgte per Kopf das 2:1-Endergebnis und damit die Meisterschaft.

Seither hat sich viel verändert. Diesmal geht's im Heimspiel gegen Cottbus nur noch darum, Anschluss ans Mittelfeld zu halten. Und darum, den seit Saisonstart hart erarbeiteten Ruf des überheblichen, satten Meisters durch eine möglichst kämpferische und couragierte Leistung zu korrigieren.

Leidenschaft, Kampf, Siegeswille: Woran es bei den Schwaben derzeit fehlt, ist offensichtlich. Allzu leichtfertig werden selbst beste Chancen vertändelt. Kein Vergleich zum verbissenen Schlussspurt, der Stuttgart letztlich die Schale bescherte.

Gruppengespräche statt harter Worte 

"Wir müssen uns anders präsentieren", weiß Manager Horst Heldt, der sich gewohnt sachlich gibt. "Da muss der Veh dazwischenhauen, dass die Fetzen fliegen", forderte dagegen ein Freund kürzlich in einer SMS schon wesentich unmissverständlicher, um seinem Ärger Luft zu machen.

Bisher fliegen die Fetzen nicht. Armin Veh zieht Videoanalysen und Gruppengespräche vor.

"Ich mache jetzt keine populistischen Sprüche. Für mich ist Sachlichkeit wichtiger", sagte Veh nach dem Training am Donnerstag. "Ich halte nicht permanent Brandreden."

Bangen um Bastürk und Gomez

Gegen Cottbus könnte Yildiray Bastürk endlich zu seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz für den VfB kommen. Auf ihm ruhen viele Hoffnungen: Bei Standards versagte Stuttgart bisher kläglich, im Mittelfeld fehlt es an der nötigen Kreativität.

Ganz fit ist der Türke freilich noch nicht. Wadenprobleme machen Bastürk immer noch zu schaffen. Zudem fehlt ihm auch noch die komplette Vorbereitung.

Dem VfB bleibt aber auch so das Verletzungspech weiter treu. Auch der Einsatz von Mario Gomez (grippaler Infekt) und Ricardo Osorio (Sprunggelenksverletzung) ist fraglich.

Immerhin geben sich die Schwaben jetzt zumindest vor dem Spiel aggressiv: "Ab Samstag wird man einen anderen VfB erleben", versprach Raphael Schäfer im "Kicker".

Besser wäre es. Nächste Woche beginnt die Champions League.