Verwarnung! Rosberg behält Sieg im Drama-GP

Von Alexander Maack
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© getty

Mercedes-Pilot Nico Rosberg hat beim Großen Preis von Großbritannien seinen zweiten Saisonsieg eingefahren. Der 28-Jährige blieb dabei von den Reifenplatzern verschont, die Polesetter Lewis Hamilton, Felipe Massa, Jean-Eric Vergne und Sergio Perez eine gute Platzierung in Silverstone kosteten. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel fiel in Führung liegend mit Getriebeschaden aus.

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Nachdem Mercedes-Pilot Hamilton am Start seine Führung verteidigt hatte, führte er das Feld souverän an, bis in der achten Runde sein linker Hinterreifen platzte.

Der 28-jährige Brite echauffierte sich darüber: "Ich war echt besorgt und habe darüber nachgedacht aufzuhören. Dann habe ich mitbekommen, wie die anderen geplatzt sind. Ich dachte: Ich will mein Leben nicht für den verdammten Reifen riskieren."

Hamilton war gerade über die Start-Ziellinie gefahren und fiel weit zurück, während Vettel die Führung übernahm. Er hatte schon am Start Rosberg im zweiten Silberpfeil hinter sich gelassen.

Großbritannien-GP: Das Ergebnis im Überblick

Zwei Runden später explodierte auch der Reifen bei Massas Ferrari. Der 32-jährige Brasilianer drehte sich und fiel ebenfalls weit zurück. Als in der zwölften Runde auch der Slick von Jean-Eric Vergne seinen Dienst quittierte, schickte die Rennleitung das Safety-Car auf die Strecke. Eine Armada von Streckenposten und Kehrmaschinen beseitigten die Trümmerteile und kontrollierten die Randsteine.

Schnitte in den Reifen

Die Teams hatten in der Zwischenzeit die Reifen des ersten Stints analysiert und Schnitte in den linken Hinterreifen gefunden. Sebastian Vettel und Nico Rosberg bekamen von ihren Teams die Anweisung, die Randsteine nach Möglichkeit nicht mehr zu überfahren.

Mercedes befürchtete, dass die Reifenschäden auftreten, sobald der Fahrer mit erhitzten Reifen beim Verlassen der Hochgeschwindigkeitskurven die Kerbs überfährt. Eine mögliche Ursache: Pirelli hatte vor dem Großbritannien-Grand-Prix die Reifen modifiziert. Ein neuer Kleber sollte verhindern, dass sich die Lauffläche bei einer Beschädigung ablöst. Allerdings könnte auch eine Spitze am Randstein die Reifen beschädigt haben.

Deutsche Dreifachführung nach erstem Restart

Auch nach dem Restart blieb Vettel vor Rosberg und Adrian Sutil im Force India an der Spitze des Feldes. Es folgte das nächste Drama: Nur zehn Runden vor dem Ziel rollte sein Red Bull plötzlich auf der Start-Ziel-Geraden mit Getriebeschaden aus.

"Das kam sehr plötzlich", sagte der 25-jährige Heppenheimer anschließend: "Ich wollte in den sechsten Gang hochschalten und dann hat sich der fünfte Gang verabschiedet."

Weil Vettels Auto auf der Zielgeraden nicht einfach weggeschoben werden konnte, musste das Safety-Car erneut auf die Strecke. Plötzlich war Rosberg in Führung, musste aber direkt an die Box und kam trotzdem vor Lotus-Pilot Kimi Räikkönen wieder auf die Strecke.

Webber mit furioser Aufholjagd

Im Gegensatz zum 28-jährigen Mercedes-Piloten bekam Mark Webber beim letzten Boxenstopp die weicheren und schnelleren Medium-Slicks aufgezogen. Beim Start war er noch von Rang vier auf Platz 15 zurückgefallen.

"Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Ich hatte zwei, drei gute Starts in den letzten Rennen. Das war frustrierend", gestand Webber später. Vier Runden vor Schluss übernahm der 36-jährige Australier, der beim Restart noch Fünfter war, Rang zwei von Kimi Räikkönen. Sein Lotus-Team verzichtete auf einen dritten Boxenstopp .

Zwei Runden vor Schluss schob sich auch Fernando Alonso, der nur als Neunter gestartet war, am Iceman vorbei. "Beim letzten Safety-Car haben wir sechs Positionen verloren. Das war ein sehr glückliches Rennen für uns", gab Alonso zu: "Ich bin glücklich über die Punkte, aber die Pace an diesem Wochenende war nicht gut genug. Wir wissen, dass wir viel Arbeit vor uns haben."

Dabei wäre der Spanier in Diensten von Ferrari wenige Runden zuvor fast mit McLaren-Pilot Sergio Perez kollidiert, dem ebenfalls der Reifen geplatzt war. Den dritten Platz gab der Asturier bis zum Ziel nicht mehr her, während Räikkönen am Ende auch Lewis Hamilton (4.) passieren lassen musste und Fünfter wurde.

Rosberg: Verwarnung statt Strafe

Auch der 28-jährige Rosberg verteidigte seinen Platz gegenüber Mark Webber ohne große Reifenprobleme und kam nach 52 Runden mit 0,765 Sekunden Vorsprung als Erster über die Ziellinie. Es war der dritte Sieg seiner Karriere nach dem Triumph in Monaco in dieser Saison und dem China-Erfolg 2012.

UPDATE Dem gebürtigen Wiesbadener drohte im Nachhinein allerdings eine Strafe. Er hatte seine Geschwindigkeit nicht ausreichend gedrosselt, während gelbe Flaggen geschwenkt wurden. Die Rennkommissare des Automobilweltverbands FIA entschieden aber, ihn nur zu verwarnen.

Massa rettet Platz sieben

Adrian Sutil konnte wie Räikkönen auf alten Reifen das Tempo am Ende nicht mehr mitgehen und fiel hinter Felipe Massa (6.) auf Platz sieben zurück. Der Brasilianer hatte schon am Start begeistert, als er sich in den ersten Kurven von elf auf fünf vorarbeitete. Nach seinem Reifendefekt folgte die zweite Aufholjagd.

Daniel Ricciardo wurde im Toro Rosso Achter vor Paul di Resta, der mit dem zweiten Force India als Letzter ins Rennen gegangen war. Als Zehnter sicherte sich in dem turbulenten Rennen auch Nico Hülkenberg im Sauber einen WM-Zähler.

Trotz seines Ausfalls in Silverstone führt Sebastian Vettel weiterhin die Fahrerwertung an mit 21 Punkten vor Fernando Alonso (111). Kimi Räikkönen (98), der mit 25 Rennen in Folge in den Punkterängen Michael Schumacher als Rekordhalter abgelöst hat, liegt mit 34 Zählern Rückstand auf Platz drei.

Der WM-Stand im Überblick