Rosberg fängt schwachen Webber noch ab

Von Alexander Mey
Nico Rosberg und Mark Webber kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Williams sehr gut
© Getty

Letzte Runde im Driver-Ranking zur Formel-1-Saison 2010 von SPOX-Redakteur Alexander Mey. Er hat das ganz Jahr über die fahrerischen Leistungen der Piloten bewertet und Punkte verteilt. Nun steht das Endergebnis fest. Der Sieger: Weltmeister Sebastian Vettel.

Cookie-Einstellungen

ADJetzt ist die Saison auch in meinem Ranking gelaufen. Dass Sebastian Vettel mein Champion ist, steht ja schon seit Brasilien fest. Wer weiß, vielleicht war es für ihn ja ein gutes Omen...

Vielleicht aber auch nicht. In meinem letzten Ranking gewinnt er jedenfalls noch einmal und krönt damit seine für mich insgesamt herausragende fahrerische Leistung. Nico Rosberg macht zum Schluss noch einen Platz gegen Mark Webber gut.

Meine Wertung für den Abu-Dhabi-GP:

Platz 1, Sebastian Vettel: Mit dem Abschluss in Abu Dhabi hat Vettel vier absolut perfekte Rennen hinter sich. Dreimal Pole, viermal klar in Führung, drei Siege. Wäre da der Motorschaden in Korea nicht gewesen... Mit diesem unfassbaren Endspurt hat er sich den WM-Titel wirklich verdient. Seine zwischenzeitliche Krise in Ungarn und Belgien ist zwar nicht vergessen, aber auf jeden Fall vergeben.

Platz 2, Jenson Button: Ein gang starker Abschied von der Nummer 1 auf seinem Auto. So unglaublich lange auf weichen Reifen schnelle Zeiten gefahren zu sein, während die von Mark Webber zum Beispiel schon nach zwölf Runden am Ende waren, ist beeindruckend. Der Reifenflüsterer at his best! Wäre Button immer so gefahren, hätte auch er in Abu Dhabi sicher noch Titelchancen gehabt.

Platz 3, Lewis Hamilton: Ganz starke Trainings, sehr gutes Qualifying und auch ein gutes Rennen. Aber gegen Vettel hatte er nie eine echte Chance. Nach seinem Boxenstopp kam er genauso wie Fernando Alonso weiter hinten nicht an einem Renault vorbei. Am Ende kann er noch froh sein, vor Teamkollege Button ins Ziel gekommen zu sein. Im Ranking habe ich Button jedoch etwas stärker gesehen.

Platz 4, Nico Rosberg: Nach mäßigem Qualifying eine mutige Entscheidung, schon nach wenigen Runden in der Safety-Car-Phase auf die harten Reifen zu wechseln. Mit denen ist er ausgezeichnet über die Runden gekommen und hat sich weit nach vorne geschoben. Würdiger Abschluss einer bärenstarken Saison. Als Belohnung zieht er im Ranking noch an Webber vorbei auf Platz vier.

Platz 5, Witali Petrow: Nur ein Wort: Weltmeistermacher. Vettel überlegt schon, ob er dem Russen bei Gelegenheit mal einen ausgeben soll. Schließlich kam er durch seinen frühen Reifenwechsel in die Situation, vor Alonso zu fahren und den so aufzuhalten. Aber ganz entgegen seiner sonst leider zu oft gezeigten Art, hat er diesmal über zwei Drittel des Rennens keinen einzigen Fahrfehler gemacht. Eine bemerkenswerte und aus Vettels Sicht unbezahlbare Leistung.

Platz 6, Robert Kubica: Er landet ausnahmsweise hinter seinem Renault-Kollegen. Nicht, weil er schlechter war, sondern weil Petrows Leistung außergewöhnlicher war. Kubicas Taktik war genau entgegengesetzt zu der seines Kollegen. Er blieb ewig lange auf seinem ersten Reifensatz draußen, bevor er wechselte. Klar, er konnte ja wegen des enttäuschenden elften Ranges im Qualifying auch auf den harten Pneus starten. Auf abgefahrenen Reifen hat er Hamilton sehr stark hinter sich gehalten.

Platz 7, Jaime Alguersuari: Das letzte Rennen steht als Sinnbild für einen kontinuierlichen Aufwärtstrend des jungen Spaniers. Er hat bei Toro Rosso Sebastien Buemi immer besser in den Griff bekommen und war gegen Ende der Saison der Bessere von beiden. Die Punkte aus Abu Dhabi sind der Lohn dafür.

Platz 8, Fernando Alonso: Einer der beiden großen Verlierer des Rennens. Nach einem sehr guten Qualifying von ihm war noch alles in Butter, aber der frühe Boxenstopp im Rennen hat ihm das Genick gebrochen. Dass er nicht an Petrow vorbei kam, war etwas befremdlich, aber keine Blamage, denn Hamilton konnte den schnellen Renault schließlich auch nicht überholen. Einige kleine Fehler haben gezeigt, dass er am Limit und gegen Rennende wohl auch der Verzweiflung nahe war.

Platz 9, Felipe Massa: Der arme Kerl. Er war Versuchskaninchen für Ferraris frühen Boxenstopp und scheiterte damit am Ende genauso wie Alonso. Ausnahmsweise ging es seinem Teamkollegen mal genauso dreckig wie ihm, aber das wird Massa kaum trösten. Saison abhaken und 2011 wieder angreifen!

Platz 10, Rubens Barrichello: Mit diesem Punkt sei sein Mut belohnt, lange auf den weichen Reifen draußen zu bleiben. Dadurch war er lange Zeit sehr gut im Rennen und spielte weit vorne mit. Er hätte aber den Speed von Kubica gehen müssen, um auch nach seinem Reifenwechsel in den Punkten zu bleiben. Letztlich die falsche Taktik, aber immerhin war sein Rennen auffällig.

Härtefall 1, Mark Webber: Sein Rennen war für mich eine einzige Enttäuschung. Sein Qualifying im schnellsten Auto war schon mies, im Rennen dann aber so sang- und klanglos den Verlust der WM-Chance über sich ergehen zu lassen, war gar nichts. Die Strecke lag ihm offenbar nicht, vielleicht ist er auch mit dem Druck nicht fertig geworden. So hatte er den WM-Titel nicht verdient. Im Ranking kostet ihn diese Vorstellung einen Platz gegen Rosberg.

Härtefall 2, Michael Schumacher: Zum Abschluss der Comeback-Saison noch einmal eine Enttäuschung. Nach gutem Qualifying, in dem er immerhin Rosberg geschlagen hat, war der spektakuläre Ausfall sein eigener Fehler. Er wurde nicht von Rosberg umgedreht, das hat er ganz alleine geschafft. Zum Glück hat ihn Vitantonio Liuzzi beim Crash der beiden nicht am Helm getroffen. Das hätte am Ende einer mäßigen Saison von Schumi noch gefehlt.

Meine Punkte für das Abu-Dhabi-Wochenende: