Der WM-Kampf im Mittelfeld

Von Alexander Maack
Lewis Hamilton verspekulierte sich im Gegensatz zu Jenson Button: Sein Heckflügel macht langsam
© spox

Die Vorstellung von Jenson Button im Qualifying von Spa war dominant. Die WM-Führenden versammeln sich in Belgien (Rennen, 13.45 Uhr im LIVE-TICKER) im Mittelfeld, während Sauber und Lotus Chancen auf ihren ersten Sieg haben. Wer kann den McLaren-Piloten noch abfangen?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der WM-Kampf droht in Spa zum chaotischen Mittelfeldgerangel zu werden. Keiner der vier bestplatzierten Fahrer schaffte es unter die ersten Vier der Startaufstellung. Fernando Alonso steht in Reihe drei, direkt hinter ihm startet Lewis Hamilton. Sebastian Vettel muss sich nach seinem enttäuschenden Abschneiden mit Rang zehn begnügen und Mark Webber geht nach seinem Getriebewechsel als Zwölfter ins Rennen.

Zwischen die Topfahrer haben sich Romain Grosjean, Paul di Resta und Niko Hülkenberg geschoben, die als Zünglein an der Waage auftreten und eventuell in den WM-Kampf eingreifen könnten. Durch die Boxenstopps droht vor allem den Red Bull massiver Zeitverlust.

"Wir wissen, dass unser Auto im Rennen ziemlich gut ist, also werden wir abwarten, was wir tun können", machte sich Vettel Hoffnung. "Das Ziel ist es, zu gewinnen. Es ist von dort, wo wir starten, nicht unmöglich." Das Patentrezept für das höchst ambitionierte Vorhaben könnte sein, einen möglichst langen ersten Stint hinzulegen, um dem Verkehr im langsamen Hinterfeld aus dem Weg zu gehen.

Hamiltons Handicap: Der falsche Heckflügel

Auffällig war im McLaren-Team, wie weit Button und Hamilton auseinanderlagen. Fast eine Sekunde trennte die beiden Teamkollegen in Q3. "Das Set-Up war nicht perfekt, aber das lag daran, dass wir den falschen Heckflügel gewählt haben", erklärte Hamilton.

Der Vierte der aktuellen Fahrerwertung hatte entschieden, weiter auf den Heckflügel zu setzen, mit dem er das letzte Rennen vor der Sommerpause in Ungarn gewann. Ein Fehler, der nicht mehr zu ändern ist. Umbauten am hinteren Flügel sind nach Beginn des Qualifyings verboten.

Buttons Dominanz bleibt im Rennen bestehen

Hamiltons Teamkollege Jenson Button setzte dagegen auf eine Neuentwicklung seines Teams und lag damit goldrichtig. "Ich bin überrascht, dass der neue Heckflügel so gut funktioniert", resümierte Button. "Und es ist umso erfreulicher, dass wir in allen drei Qualifying-Sessions gleich stark waren." Nicht nur alle Sessions liefen gut, auch in den einzelnen Sektoren gehörte Button immer zur Spitze.

Mehr als eine halbe Sekunde nahm der Brite bei seiner letzten Runde dem Geheimfavoriten Kimi Räikkönen im Lotus ab. Nach seiner Pole-Position scheint ihm der 14. Sieg seiner Karriere kaum zu nehmen, wobei Button selbst die Erwartungshaltung zu dämpfen versuchte: "Niemand hat bisher Long-Runs gefahren, deshalb müssen wir noch abwarten und sehen, wie es morgen läuft."

Noch ist durch das verregnete Freitagstraining nicht klar, wie sich die Aerodynamik-Upgrades der Teams während der langen Renndistanz auswirken. Gefahr droht Button vor allem von Kamui Kobayashi. Der Sauber-Pilot startet überraschend von Rang zwei.

"Das ist sicher nett, aber davon bekommen wir keine Punkte", sagte Kobayashi. "Wir müssen die Reifen und die Strategie richtig nutzen und können uns nicht den kleinsten Fehler leisten."

Kobayashi spekuliert auf Sieg

Seinen guten Startplatz nur abzusichern, kommt für Kobayashi, der als zweiter Japaner nach Takuma Sato aus der ersten Reihe in ein F1-Rennen startet, allerdings nicht in Frage: "Im Rennen sind wir tendenziell stärker als im Qualifying. Aus diesem Grund glaube ich, dass wir eine richtig gute Chance haben."

Ein Pluspunkt für den Schweizer Rennstall ist allem die Belastbarkeit der Pneus. Bisher fiel Sauber kaum mit Reifenproblemen auf. Entsprechend euphorisch feierte das Team schon vor dem Rennen. "Vielleicht sollten wir bei jedem Rennen einen verregneten Freitag haben", jubilierte Saubers leitender Ingenieur Giampaolo Dall'Ara.

Räikkönen stapelt tief

Auch Lotus hat in Belgien Chancen, den ersten Sieg in der vergleichbar jungen F1-Historie des Teams zu holen. Nachdem Pastor Maldonado um drei Plätze zurückgestuft wurde, weil er Niko Hülkenberg in Q1 behinderte, startet Kimi Räikkönen direkt hinter Button.

Der Finne gilt als Spa-Experte, setzt seine Hoffnungen aber nicht auf einen Sieg: "In der Startaufstellung sind wir vor den Jungs, die in der Meisterschaft vor uns sind, also warden wir versuchen, mehr Punkte mitzunehmen", stapelte Räikkönen tief.

Letzte deutsche Hoffnung: Regen

Für die Deutschen bleibt derweil nur eine geringe Hoffnung auf einen Überraschungscoup in den Ardennen. Zu schlecht waren die Leistungen am Samstag: Vettel auf zehn, Hülkenberg auf elf und Michael Schumacher an seinem 300. Grand-Prix-Wochenende nur auf dreizehn.

Von Niko Rosberg, der nach einem Getriebewechsel sogar hinter Timo Glock ins Rennen geht, ist zudem nichts zu erwarten. Rosberg: "Ich hoffe, dass ich im Rennen einige Positionen gut machen kann, aber ich bin nicht übermäßig optimistisch, weil unser Auto auf dieser Strecke nicht zu den schnellsten gehört."

Eine Möglichkeit gäbe es für die schwarz-rot-goldene Formel-1-Gemeinde noch: Wenn sich Hülkenberg, Schumacher, Rosberg und Vettel im Paddock zum Regentanz verabreden, könnte noch einiges gehen. Oder wie Vettel es ausdrückte: "Es kann alles passieren."

Quali-Duelle: So steht es in den teaminternen Duellen