Liebe deine Reifen!

Von SPOX
Beim Ungarn-GP in Budapest wird es erneut stark auf die Reifen ankommen
© Getty

Es wird heiß. Richtig heiß. Mehr als 30 Grad sind für den Ungarn-GP in Budapest (Training, Fr., 14 Uhr im LIVE-TICKER) angesagt. Für die Fahrer heißt das: Reifen schonen, und das auf einem extrem anspruchsvollen Kurs. Ein Fahrer hat deshalb besonders gute Chancen - und der heißt nicht etwa Vettel oder Alonso.

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Streckendaten:

Name: Hungaroring

Ort: Budapest

Länge: 4,381 Kilometer

Runden: 70

Renndistanz: 306,670 Kilometer

Kurven: 8 Rechtskurven, 6 Linkskurven

Darauf kommt es an: Abgesehen vom Stadtkurs in Monaco ist der Hungaroring die langsamste Strecke im Rennkalender. Der verwinkelte Kurs erinnert mit seinen vielen Kurven beinahe an eine Kartbahn. Fahrer und Teams lieben die anspruchsvolle Strecke.

Worauf es deshalb ankommt? "Traktion, Abtrieb und ein gutes Bremsverhalten", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Und: Mit den Reifen haushalten zu können. Denn Pirelli erwartet für das Hitzerennen einen besonders hohen Verschleiß, Reifenflüsterer wie etwa Jenson Button könnten dadurch im Vorteil sein. "Der rutschige und kurvige Hungaroring beansprucht die Slicks mehr als eine schnellere und geradere Rennstrecke", erklärt Pirelli-Motorsport-Direktor Paul Hembery. "Das liegt zum einen daran, dass die Reifen durch die vielen Lenkmanöver mehr bewegt werden, zum anderen an den hohen Lufttemperaturen."

Viele Kurven bedeuten aber auch: Das Überholen wird schwierig. "Es ist eine der Strecken, auf denen das Überholen sehr schwierig ist. So muss man natürlich im Qualifying vorne sein und idealerweise die schmutzige Seite der Startaufstellung vermeiden", sagt Kimi Räikkönen. Dem Qualifying kommt in Budapest also eine erhöhte Bedeutung zu. Und der Boxenstrategie: "Grundsätzlich ist es schwierig, in Ungarn zu überholen. Doch mit der richtigen Strategie können die Fahrer Plätze gut machen", erklärt Hembery.

Wetter-Prognose:

Freitag: wolkig, 26-29 Grad, 20 Prozent Regen-Risiko

Samstag: leicht bewölkt, 28-33 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko

Sonntag: leicht bewölkt, 31-33 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko

Reifen: Medium und Soft. Wie schon in Hockenheim sucht Pirelli auch in Ungarn den besten Kompromiss zwischen Grip und Haltbarkeit der Reifen. Im Gegensatz zu den vergangenen beiden Rennen wird es am Hungaroring allerdings keine Testreifen für die freien Trainings geben. Heißt konkret: Vorsicht, keine unnötigen Schäden riskieren. Besonders beansprucht wird der linke Vorderreifen. Hier droht am ehesten ein Schaden.

Statistik:

Sieger 2011: Jenson Button (McLaren) in 1:46:42,337 Stunden

Pole-Position 2011: Sebastian Vettel (Red Bull) in 1:19,815 Minuten

Schnellste Rennrunde 2011: Felipe Massa (Ferrari) in 1:23,415 Minuten

Rekordsieger: Michael Schumacher (4 - 1994, 1998, 2001, 2004)

Favoriten:

Red Bull: Nach dem Chaos von Hockenheim kommt es für Red Bull vor allem auf eines an: Ruhe reinzubringen - und sich mit einem möglichst guten Ergebnis in die Sommerpause verabschieden. Generell ist Ungarn ein gutes Pflaster für die Bullen. Seit 2009 stand jeweils immer mindestens einer der Piloten auf dem Treppchen, 2011 holte Vettel die Pole Position.

Dennoch sieht man sich im Team derzeit nicht in der Favoritenrolle: Die schiebt man nicht nur aufgrund der WM-Führung Fernando Alonso zu. "Ferrari kam mit Riesenschritten innerhalb kürzester Zeit an die Spitze. Sie haben inzwischen ein Auto, das überall schnell ist. Alonso ist in Hochform", sagt Red-Bull-Berater Helmut Marko. Doch gerade das soll nun ein Vorteil sein. "Wir liegen hinten. Da liegt unsere Stärke", so der Österreicher. "Beide Fahrer attackieren. Wer dann Weltmeister wird, das entscheidet sich aufgrund des Tempos. Wir wollen Alonso jagen, und da liegt unsere Chance."

Und: Auf dem verwinkelten Hungaroring wird dem Red Bull seine immer wieder nachgesagte mangelnde Motoren-Power nicht zum Verhängnis werden. Renault will das Aggregat zudem speziell an die Anforderungen der Strecke anpassen.

Ferrari: Wenn man von Favoriten spricht, ist Fernando Alonso nicht weit. Was der Spanier bereits die komplette Saison über aus dem zu Beginn noch deutlich unterlegenen Ferrari rausholt, ist einfach unglaublich. Und jetzt? Jetzt läuft der Ferrari. Und egal wie sehr Scuderia-Boss Luca di Montezemolo auch versucht, die eigene Stärke kleinzureden ("Ich sehe sehr starke Gegner"): Ferrari zählt ganz klar zu den Favoriten - und ist mit Alonso vielleicht sogar der größte Sieganwärter. Besondere Motivation für den Spanier: Er könnte ausgerechnet an seinem 31. Geburtstag seinen 31. Sieg feiern. Wenn das mal nichts ist.

Felipe Massa kann derweil von solchen Ergebnissen nur träumen. Zwar zeigt die Formkurve des Brasilianers aufwärts, dennoch halten sich die Gerüchte um seine mögliche Ablösung. Ausgerechnet bei dem Rennen, bei dem er vor drei Jahren im Qualifying schwer verunglückte, steht er also unter Druck. "Von jetzt an ist einfach jedes einzelne Rennen wichtig", sagt Massa.

McLaren: Im Vorjahr gewann Jenson Button den Ungarn-GP - und er zählt auch aktuell klar zu den Favoriten. Nach seiner mehrere Monate andauernden Krise (vor Hockenheim nur sieben Punkte seit dem zweiten Platz von China im April) meldete er sich in Deutschland eindrucksvoll zurück. "Das Ergebnis hat uns zurückgebracht", meint der Brite. "Es spricht nichts dagegen, dass wir ein weiteres gutes Ergebnis holen sollten. Ich bin überzeugt, dass wir hart genug arbeiten, um an der Spitze zu sein."

Grund für den Optimismus: Buttons Fahrweise gilt als extrem schonend für die Reifen. Wenn die Konkurrenz wegen der hohen Temperaturen Probleme bekommt, könnte er glänzen. Hinzu kommen die bereits in Hockenheim eingesetzten Updates, die den McLaren nach einer nicht wie erhofft verlaufenen ersten Saisonhälfte deutlich näher an die Spitze rücken. "Ich denke, dass wir den Wendepunkt erreicht haben", sagt Lewis Hamilton. "Wir haben uns verbessert und das Tempo erreicht, das wir brauchen."

Mercedes: Mercedes und Ungarn - das passt irgendwie nicht zusammen. 2011: Schumacher fällt aus, Rosberg wird Neunter. 2010: Rosberg kollidiert in der Box mit Sutil, Schumacher landet nur auf Rang elf. Gesamtbilanz: magere zwei Punkte.

Wird sich das in diesem Jahr ändern? Fraglich. Zwar hat Michael Schumacher in Monaco-Qualifying gezeigt, dass mit ihm auf einer engen Fahrerstrecke noch immer zu rechnen ist, doch im Rennen hat er einen entscheidenden Nachteil: Der Rekordweltmeister nimmt mit seinem Silberpfeil die Reifen deutlich härter ran als die Konkurrenz. Das dürfte bei den hohen Temperaturen ein nicht zu unterschätzender Nachteil sein.

Dennoch übt sich das gesamte Team im Zweckoptimismus. "Der Hungaroring könnte unserem Auto liegen", sagt Nico Rosberg. Allerdings nicht, ohne die Aussage gleich wieder zu relativieren: "Man darf sich dessen dieses Jahr aber nie zu sicher sein."

Lotus: Noch immer wartet die Truppe um Teamchef Eric Boullier auf den ersten Sieg - in Ungarn soll es nun endlich soweit sein. Und die Chancen stehen gut. Denn: Je höher die Temperaturen, desto besser geht der Lotus. Das ist bekannt. Und bei zu erwartenden 30 Grad sind das keine schlechten Vorzeichen. "Es soll heiß und sonnig werden", sagt Romain Grosjean. "Das liegt unserem Auto deutlich besser als die kühlen Bedingungen zuletzt - und ganz sicher besser als Kälte und Nässe."

Kein Wunder also, dass Kimi Räikkönen vom Sieg träumt. "Wir sind zuversichtlich, was unsere Konkurrenzfähigkeit in Ungarn angeht. Und nur wenn du gewinnst, leidest du nicht. Hoffentlich leide ich dieses Mal nicht", so der Finne.

Erster Schlüssel zum Sieg wäre dabei ein gelungenes Qualifying. "Wir waren im Zeittraining bisher nicht der Maßstab, im Rennen selbst und besonders mit hohen Temperaturen dann aber gut", erklärt Räikkönen. "Es wäre zwar nicht das Ende der Welt, wenn wir in der Qualifikation nicht ganz vorne wären, aber es würde die Dinge auch nicht einfacher machen."

Zeitplan:

Freitag, 10 Uhr: 1. Training

Freitag, 14 Uhr: 2. Training

Samstag, 11 Uhr: 3. Training

Samstag, 14 Uhr: Qualifying

Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM