"Todlangweilig": Monaco für Arme

Von Alexander Mey
Valencia Street Circuit: Alle Kurven, Geschwindigkeiten, Gangzahlen und Fliehkräfte
© spox

19 Strecken stehen im Rennkalender der Saison 2010. Darunter eine völlig neue in Südkorea und einige umgebaute, zum Beispiel in Bahrain oder Silverstone. SPOX stellt vor jedem Rennen den Kurs detailliert mit Grafik, Fakten und Video vor. Darunter eine Runde im Red-Bull-Simulator mit Sebastian Vettel. Strecken-Check, Teil 9: Europa.

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Streckendaten:

  • Name: Valencia Street Circuit
  • Ort: Valencia
  • Länge: 5,149 Kilometer
  • Runden: 57
  • Renndistanz: 308,883 Kilometer
  • Kurven: 13 Rechtskurven, 12 Linkskurven

VIDEO: Eine Valencia-Runde mit Vettel im Rennsimulator

 

Darauf kommt es an:

Stadtkurs, Meer, Hafen, Sonne. Hört sich alles nach einem zweiten Monaco-GP an. Aber so ist Valencia nicht. Leider. Adrian Sutil bringt die klaffende Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf den Punkt, wenn er sagt: "Auf dem Papier klang alles super, in der Realität ist der Kurs aber todlangweilig. Und auch in Sachen Atmosphäre am Frachthafen muss man eher vom Monaco für Arme sprechen."

Das ist hart. Aber in der Tat ist der Kurs von Hermann Tilke sehr steril geraten. Wie in Montreal gibt es eigentlich fast nur lange Geraden und enge Kurven. Wieder ein Stop-and-Go-Kurs, auf dem die Abstimmung zwischen Highspeed auf den Geraden und mechanischem Grip in den engen Kurven diffizil wird. Wer in Montreal schnell war, hat auch in Valencia gute Aussichten auf Erfolg.

Obwohl der Kurs nicht die typische Enge eines Stadtkurses aufweist, muss man als Fahrer ständig aufpassen, denn die Mauern lauern direkt neben der Ideallinie. Fehler machen verboten!

Überholen ist trotz des extra darauf ausgelegten Layouts fast unmöglich, weil die Autos einfach nicht dicht genug in den Windschatten des Vordermanns kommen. Vielleicht helfen wie in Montreal die Reifen. Bridgestone hat die superweiche und die mittlere Mischung im Gepäck.

Wetter-Prognose:

  • Freitag: leicht bewölkt, 27-29 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
  • Samstag: leicht bewölkt, 27-28 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
  • Sonntag: leicht bewölkt, 27-28 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko

Die Favoriten:

McLaren: Wie bereits erwähnt, wer in Montreal schnell war, wird auch in Valencia schnell sein. In Montreal feierte McLaren einen Doppelsieg, was soll also beim Europa-GP schiefgehen? Auf den Geraden werden die McLaren sicher wieder unter den Schnellsten sein, und Lewis Hamilton hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass er mit dem Kurs sehr gut zurechtkommt. Große Unbekannte sind wieder mal die Reifen. Gewinnen kann nur derjenige, der die Pneus zum Arbeiten bringt.

Red Bull: Schafft es Red Bull im zweiten Anlauf, das F-Schacht-System zum Laufen zu bekommen, dann ist wieder der Sieg drin. Denn nur so werden sie den Nachteil, den sie beim Top-Speed auf die besten Teams haben, ausgleichen können. Vor allem im Qualifying könnte es für Sebastian Vettel und Mark Webber wieder zum Vorteil werden, dass der Red Bull die Reifen besser auf Temperatur bringt als die Autos der Konkurrenz. An Vettels Auto wird trotz der Probleme in Montreal das Getriebe nicht gewechselt. Wenn sich das bei der zu erwartenden Hitze mal nicht rächt. Aber das Team ist sicher, dass keine Gefahr eines Defekts besteht.

Ferrari: Die große Wundertüte in Valencia. Die Scuderia kommt mit einer B-Version des F10 nach Spanien, die die Lücke zu McLaren und Red Bull schließen soll. Das Heck ist stark überarbeitet und dem des Red Bull angeglichen. Eventuelle Vorteile in schnellen Kurven wird Ferrari in Valencia aber noch nicht begutachten können. Dem neuen Auto sollte besser der gute mechanische Grip erhalten geblieben sein, denn dank dem hätte Alonso in Montreal fast gewonnen.

Mercedes: Bei den Silberpfeilen steht und fällt fast alles mit den Reifen. Kein anderes Auto reagiert so sensibel auf die Gummis wie der Mercedes. Klappt das Anwärmen nicht hundertprozentig oder heizt sich der Asphalt nur um wenige Grad auf, geht plötzlich gar nichts mehr. So kann man natürlich kein Rennen gewinnen, auch wenn Mercedes wieder einige Updates im Gepäck hat. Hoffnung macht die Renn-Performance in Montreal, als Michael Schumacher und Nico Rosberg zumindest phasenweise das Tempo der Spitze mitgehen konnten. Vor allem im Qualifying muss es deutlich besser laufen als zuletzt, sonst droht Mercedes sogar von den Verfolgern Renault und Force India überholt zu werden. Rosberg hat gegenüber Schumacher den Vorteil, die Strecke zu kennen. Schumi war dagegen noch nie auf dem Stadtkurs in Valencia.

Statistik:

  • Sieger 2009: Rubens Barrichello (Brawn GP) 1:35:51,289 Stunden
  • Pole-Position 2009: Lewis Hamilton (McLaren) 1:39,498 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2009: Timo Glock (Toyota) 1:38,683 Minuten
  • Meiste Siege: Felipe Massa, Rubens Barrichello (je 1)
  • Meiste Pole-Positions: Felipe Massa, Lewis Hamilton (je 1)

Das sagen die Beteiligten:

Michael Schumacher (Mercedes): "Mit Valencia steht nun ein Rennen auf einer Strecke an, auf der ich noch nie gefahren bin - wieder mal eine neue Erfahrung für einen Routinier wie mich; aber eine Erfahrung, auf die ich mich sehr freue. Ich war immer sehr gut darin, mich sehr schnell auf neue Gegebenheiten einzustellen, und ich gehe davon aus, dass mir das in Valencia ebenfalls gelingen wird. Wir werden mit einigen Updates an unserem Auto anreisen, die uns zu einer verbesserten Performance verhelfen sollten. Schon in den letzten Rennen haben wir gesehen, dass sich das Auto stetig verbessert."

Fernando Alonso (Ferrari): "Ich hoffe, dass uns unsere erheblichen Verbesserungen in Valencia weiter nach vorne bringen. Aber wir haben noch weitere Updates in der Pipeline. Valencia ist erst das neunte Rennen im Kalender und auf keinen Fall die letzte Chance für Ferrari im Titelkampf."

Sebastian Vettel (Red Bull): "Es besteht nach dem Kanada-GP kein Grund zur Panik. Wir wussten vorher, dass wir dort nicht viel zu erwarten hatten. Wir freuen uns auf das nächste Rennen und versprechen uns von einigen neuen Teilen einen Schritt nach vorne."

Lewis Hamilton (McLaren): "Ich bin in Valencia in den letzten beiden Jahren jeweils Zweiter geworden. Ich habe mit dem Kurs also noch eine Rechnung offen."

Zeitplan:

  • Freitag, 10 Uhr: 1. Training
  • Freitag, 14 Uhr: 2. Training
  • Samstag, 11 Uhr: 3. Training
  • Samstag, 14 Uhr: Qualifying
  • Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM