Das läuft bei Ferrari schief

Von Alexander Mey
Ferrari liegt nach sieben Rennen in der Konstrukteurs-WM auf dem dritten Rang
© Getty

Ferrari war zum Saisonauftakt in Bahrain auf einem Level mit Red Bull. Seitdem geht es für die Scuderia aber stetig abwärts. In der Türkei war Ferrari nur noch fünfte Kraft - Alarmstimmung in Maranello. Dabei schmeichelt der WM-Stand dem Team noch.

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Es war einmal der 14. März 2010. Fernando Alonso und Felipe Massa bejubelten einen Doppelsieg in Bahrain. Der perfekte Saisonstart für Ferrari. Nicht nur wegen des Ergebnisses, auch wegen der Tatsache, dass die Roten im Rennen an den nach den Tests als überlegen geltenden Red Bull dranbleiben konnten.

Ferrari nach der verkorksten Saison 2009 mit einem Quantensprung in der Entwicklung des neuen Autos plötzlich wieder voll im Titelrennen. Danach sah es damals aus.

Kurioser Weise sieht es auch nach sieben Rennen zumindest noch halbwegs danach aus, denn immerhin fehlen Alonso als WM-Viertem nur 14 Punkte auf Spitzenreiter Mark Webber, und er hat sogar einen Vorsprung auf Sebastian Vettel. So steht es auf dem Papier.

Alonso: "Der F10 hat sich kaum weiterentwickelt"

Die Realität sieht aber sehr viel düsterer aus. Ausgerechnet das 800. Rennen der Ferrari-Geschichte in der Türkei geriet zum Tiefpunkt. Die Plätze sieben und acht, nur fünftbestes Team hinter Red Bull, McLaren, Mercedes und Renault. Ein WM-Kandidat braucht eine andere Bilanz.

"Wir sind auf dem Level von Renault. Das ist definitiv nicht ausreichend", beklagte sich Alonso im spanischen Fernsehen. Aber was ist schief gelaufen? "Der F10 hat sich seit dem China-GP kaum weiterentwickelt. Außer in Bahrain waren wir immer in der Defensive und konnten nie angreifen", fuhr Alonso fort.

Ferrari hat sich beim F-Schacht verrannt

Das Problem: Ferrari hat sich bei der Entwicklung des Autos seit dem Europa-Auftakt verrannt. Das Team hat mit Gewalt versucht, das F-Schacht-System, das McLaren auf den Geraden so schnell macht, zu kopieren. Dafür wurden andere Aspekte vernachlässigt. Umso schlimmer, dass das F-Schacht-System noch immer nicht effizient funktioniert.

"Abgesehen von diesem F-Schacht gab es keine neuen Teile", beschwerte sich Alonso weiter. Selbst Teamchef Stefano Domenicali musste zugeben: "Wir haben viel Zeit in dieses System investiert, und es ist immer noch nicht perfekt."

Dabei hätte Ferrari genügend andere Baustellen. "Wir schaffen es im Moment nicht, genug Anpressdruck zu generieren. Wir müssen es aber schaffen, unsere Kraft auf den Boden zu bekommen. Das ist unsere größte Baustelle, da konnten wir mit der Entwicklung der anderen Teams nicht mithalten."

B-Version des Autos in Valencia

An dieser Baustelle wird noch bis zum übernächsten Rennen in Valencia gebastelt werden. Für den Europa-GP steht ein großes Update, fast eine B-Version des Autos an. In Kanada müssen die Fahrer abgesehen von ein paar Kleinigkeiten noch mit dem leben, was sie in der Türkei hatten.

Wenigstens sollte das Streckenlayout den Roten wieder etwas mehr entgegenkommen als das in der Türkei. Denn es gibt in Montreal keine schnellen Kurven, in denen man besonders viel Abtrieb bräuchte. Enge Schikanen, lange Geraden, das sollte der Ferrari ganz gut hinkriegen.

Aber es werden wieder Strecken kommen, auf denen ein immenser Leistungssprung der Scuderia bitter nötig ist, denn die Konkurrenz droht trotz des geplanten Updates in Valencia zu enteilen.

Red Bull und McLaren "sehr weit weg"

"Wir wissen, dass Red Bull und McLaren sehr weit weg sind, und wir wissen nicht, ob unsere Fortschritte ausreichen werden", sagte Alonso skeptisch.

Wenn nicht, sieht es für die Titelchancen schlecht aus, denn: "Wir können uns nicht darauf verlassen, dass unsere Gegner immer wieder eigene Probleme bekommen, wenn wir gewinnen wollen", mahnte Domenicali. Sein Credo: "Wir müssen jetzt aggressiver werden. Aber wir werden die Saison nicht frühzeitig aufgeben, denn noch sind zwei Drittel davon zu fahren."