Kompletter Testtag für Schumi

SID
Michael Schumacher (hier mit Ferrari-Testfahrer Luca Badoer) bekommt einen kompletten Testtag
© Getty

Dank einer Regeländerung der FIA bekommt Michael Schumacher einen kompletten Testtag in einem F-1-Boliden spendiert. Außerdem planen er und Mercedes laut Medienberichten private Tests auf dem Wüstenkurs von Abu Dhabi. Dabei soll die Fitness des Rekordweltmeisters überprüft werden. Das und mehr im Schumi-Splitter.

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Erst in den Schnee, dann in die Wüste: So könnte Michael Schumachers Fahrplan zum möglichen Formel-1-Comeback aussehen. Ein Härtetest in der Wüste könnte klären, ob der Rekordweltmeister für ein Comeback in der Formel 1 körperlich fit genug ist. Laut "Bild"-Zeitung planen Schumacher und Mercedes nach einem Skiurlaub des Kerpeners angeblich in den nächsten zwei Wochen private Testfahrten mit dem fast 41 Jahre alten Kerpener, die völlig unabhängig vom europäischen Winterwetter auf der neuen Formel-1-Rennstrecke in Abu Dhabi stattfinden könnten.

In dem arabischen Emirat, das über seinen Staatsfonds Aabar größter Anteilseigner sowohl am Daimler-Konzern als auch 30-Prozent-Partner des künftigen Formel-1-Werksteams der Stuttgarter ist, hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche gerade erst erklärt, dass der Fahrer des zweiten Silberpfeils neben Nico Rosberg wohl erst Anfang 2010 bekannt gegeben wird.

Davon ungeachtet steht Schumacher dank einer Regeländerung der FIA ein kompletter Testtag in einem Formel-1-Boliden zur Verfügung, weil er seit mehr als zwei Jahren kein Rennen in der Königsklasse bestritten hat.

"Keine Frage des Geldes"

An den Finanzen - spekuliert wird über ein Jahresgehalt zwischen 3,5 und 7 Millionen Euro - würde ein Comeback Schumachers übrigens nicht scheitern. "Ob er fahren wird oder nicht ist keine Frage des Geldes", sagte sein Manager Willi Weber.

Schon eher eine Frage der körperlichen Belastbarkeit. Vor möglichen Testfahrten geht Schumacher aber erst einmal Skifahren, wie Weber dem "Express" erklärte. Dass Testfahrten geplant seien, bestätigte Weber aber nicht.

Der Schwabe gab dem "SID" allerdings  eine persönliche Einschätzung über den Gesundheitszustand seines Schützlings, der am 3. Januar 41 Jahre alt wird. "Er macht auf mich einen fitten Eindruck", sagte Weber: "Aber ich bin kein Arzt. Deshalb halte ich mich da lieber bedeckt." Weber verwies darauf, dass Schumacher beim letztlich gescheiterten Comebackversuch als Ersatz für den verletzten Ferrari-Piloten Felipe Massa im August auch anscheinend körperlich fit gewesen sei.

Schmerzen an der Schädelbasis

Damals waren allerdings nach Testfahrten wieder Schmerzen an der Schädelbasis aufgetreten, an der sich Schumacher bei einem schweren Motorradsturz im Februar einen Bruch zugezogen hatte. Nach den Testfahrten hatte ihm daher sein Vertrauensarzt Johannes Peil aus der Sportklinik Bad Nauheim vom Comeback abgeraten.

Peil würde auch jetzt Schumacher vor einer Rückkehr in die Königsklasse durchchecken. Dass in den nächsten Tagen ein Termin geplant sei, konnte Weber nicht bestätigen. "Seine privaten Termine macht Michael selbst", sagte er.

Sollte es zu den Testfahrten kommen, würde Peil danach Schumacher nochmals gründlich untersuchen, bevor er endgültig grünes Licht für ein Comeback gibt.

Tests womöglich mit GP2-Boliden

Die Tests würden möglicherweise mit einem rund 600 PS starken Boliden aus der GP2-Serie stattfinden, da Testfahrten mit aktuellen Formel-1-Autos laut Reglement bis Anfang Februar verboten sind.

Nur Einsätze von mindestens zwei Jahre alten Autos wären erlaubt, wie in dieser Woche bei Ferrari-Pilot Felipe Massa oder Schumacher selbst im August. Ob Mercedes dafür auf Autos aus der alten Partnerschaft mit McLaren zurückgreifen könnte, müsste ebenso erst vertraglich geklärt werden wie ein vom "Express" vermuteter Einsatz eines 2007er-Autos des Brawn-Vorgängerteams Honda.

Irvine stichelt gegen Schumi-Comeback

Eddie Irvine sieht beim möglichen Formel-1-Comeback seines ehemaligen Teamkollegen Michael Schumacher ein großes Problem. "Einer wie Lewis Hamilton wird nicht zurückstecken, Michael hingegen schon - er ist schließlich bald 41 Jahre alt", sagte Irvine der "BBC", würde Schumacher bei Mercedes aber dennoch den ein oder anderen Sieg zutrauen: "Er ist nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft, allerdings noch immer gut genug, um Rennen zu gewinnen."

Als Grund für die bevorstehende Rückkehr des Rekord-Champions vermutet der Vize-Weltmeister von 1999 schlicht und einfach Langeweile. "Ich denke, ihm war einfach langweilig - wahrscheinlich sogar sehr, sehr langweilig", meinte der Nordire: "In der Formel 1 stehst du im Schaufenster und musst Farbe bekommen, wohingegen du in der richtigen Welt Monate oder Jahre arbeiten musst, um die gleiche Hektik zu erleben. Michael hat schon im Alter von vier oder fünf Jahren mit dem Kartsport begonnen und kennt einfach nichts anderes."

Um sich zu motivieren, hatte sein einstiger Ferrari-Kollege sogar den Kick auf dem Motorrad gesucht, "aber das war total verrückt. So gut war er nicht und bezahlt wurde er auch nicht dafür. Das habe ich nie verstanden, doch die Formel 1 macht Sinn." Und so kommt Irvine zu dem Fazit: "Ich hoffe, er kommt zurück. Für die Formel 1 wäre das schlichtweg fantastisch.

Auch Rosberg ist skeptisch

Nico Rosberg sieht Michael Schumacher bei einem möglichen Comeback vor einem schweren Gang. "Es wird nicht einfach für ihn. Wenn du so lange draußen bist und so wenige Testfahrten absolvieren kannst, um wieder reinzukommen, ist das nicht leicht", sagte der 24-Jährige der "Stuttgarter Zeitung".

Ziel der Stuttgarter als Nachfolger des Brawn-Rennstalls sei in jedem Fall der Titel, so Rosberg. "Das Team ist amtierender Weltmeister. Deswegen ist das Ziel, Rennen zu gewinnen und am Ende der Saison im Titelkampf die Nase vorn zu haben. Das ist zwar ein hohes Ziel, aber ich bin guter Dinge, dass wir es erreichen können", sagte Rosberg. Er selbst bekomme jedenfalls zum ersten Mal ein siegfähiges Auto.

Massa sieht Schumi und Mercedes nicht als größten Gegner

Da ohnehin jeder zu Schumi seinen Senf dazugibt, sei an dieser Stelle auch die Meinung seines Ferrari-Zöglings Felipe Massa erwähnt. "Es wäre komisch, Schumacher wieder in einem Auto zu sehen. Jeder soll jedenfalls das tun, was er für sein Leben für besser hält. Ich habe Michael sehr gern. Wenn er zufrieden ist, bin ich es auch. Auf der Rennbahn wird er dann ein Rivale wie jeder andere sein, der besiegt werden muss", sagte Massa "La Repubblica". Allerdings müsse sich der Kerpener "auf große Änderungen gegenüber den Erfahrungen gefasst machen, die er bisher gemacht hat".

Zum Kräfteverhältnis 2010 sagte Massa: "Zusammen könnten Brawn und Mercedes großes erreichen, doch ich erwarte mir mehr von McLaren und Red Bull. Die Engländer sind sehr stark, mit Lewis Hamilton und Jenson Button haben sie ein wirklich wettbewerbsfähiges Team auf die Beine gestellt. Red Bull war der beste Rennstall in der zweiten Hälfte der Meisterschaft."

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