Lewis Hamiltons perfektes Wochenende

Von Alexander Mey
Lewis Hamilton hatte in Singapur allen Grund zu feiern
© Getty

Am Sieger des Driver-Rankings zum Singapur-GP kann es keinen Zweifel geben. Lewis Hamiltons Wochenende war absolut makellos. Aber auch Timo Glock hätte den Sieg verdient gehabt. Für Adrian Sutil gibt es dagegen keine Entschuldigung.

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Meine Wertung für den Singapur-GP:

Platz 1, Lewis Hamilton: So eindeutig war ein Sieg im Ranking selten. Pole-Position mit einer Hammer-Runde mit viel Benzin, perfekter Start, fehlerfreies Rennen, sicherer Sieg. Solange Hamilton noch die Nummer eins auf dem Auto hat, will er offensichtlich noch einmal beweisen, dass er fahrerisch auch die Nummer eins ist.

Platz 2, Timo Glock: Offensichtlich ist Timo Glock ein Typ, den die unsichere Zukunft eher beflügelt als lähmt. Trotz aller Gerüchte um sein Aus bei Toyota lieferte Glock das beste Rennen seiner Saison ab. Besonders beeindruckt hat mich seine Leistung im Qualifying. Völlig entgegen dem üblichen Trend hat er Jarno Trulli dermaßen gebügelt, dass ich zweimal auf den Zeitenmonitor schauen musste, um es zu realisieren. Knackpunkt für Platz zwei im Rennen war neben den Strafen für Vettel und Rosberg das mutige Überholmanöver gegen Alonso in der ersten Runde.

Platz 3, Fernando Alonso: Der Spanier war das ganze Wochenende über heiß. Man hat ihm angemerkt, dass er unbedingt beweisen wollte, dass sein Sieg 2008 nicht nur Betrug war, sondern dass er und sein Renault auf der schwierigen Strecke in Singapur einfach verdammt schnell sind. Und das sind sie. Startplatz sechs war schon gut, ebenso wie der Start, bei dem er fast sogar Vettel überholt hätte. Danach hatte er ein bisschen Glück, dass Webber ihn wieder vorbei lassen musste, aber insgesamt war das wieder einmal eine sehr starke Leistung von Alonso, wenn man bedenkt, dass sein Auto in Singapur zwar gut, aber sicher nicht das schnellste war.

Platz 4, Sebastian Vettel: Solange nicht einwandfrei geklärt ist, warum Vettel in der Boxengasse 1,4 km/h zu schnell war, kann man ihm eigentlich außer dem schwachen Start auf der dreckigen Seite der Strecke nicht viel vorwerfen. Er war sehr schnell, kam aber erst an Rosberg und später an Hamilton einfach nicht vorbei. Meiner Meinung nach wäre Vettel übrigens auf die Pole-Position gefahren, wäre das Qualifying nicht abgebrochen worden. Mit neuen Reifen und wenig Benzin hätte er die Zeit von Hamilton auf jeden Fall geknackt. Das hätte ihn zumindest davor bewahrt, am Start hinter Rosberg zurückzufallen. Aber hätte, wäre, wenn...

Platz 5, Jenson Button: Das Rennen von Button war eine glatte Eins. Sich von Startplatz elf so souverän in die Punkte zu schieben und einen wichtigen Schritt in Richtung WM-Titel zu machen, zeugt von sehr großer Nervenstärke. Schließlich hätte er im engen Mittelfeld am Start genauso gut einen Unfall bauen können. Vorwerfen muss ich ihm natürlich das desolate Qualifying. Wäre er dort so gut wie Teamkollege Barrichello und würde er seine Reifenprobleme endlich einmal in den Griff bekommen, dann könnte er sich aus allen Geplänkeln am Start heraushalten und zum WM-Titel cruisen.

Platz 6, Nico Rosberg: Ja, er hat einen dummen Fehler gemacht, als er zu schnell aus der Box herausgefahren und über die weiße Linie gerutscht ist. Und ja, das hat ihm einen sicheren Podestplatz ruiniert. Natürlich gibt das im Ranking Abzug, aber einige Punkte hat Rosberg meiner Meinung nach trotzdem mehr als verdient. Denn: Sein Qualifying war eines der besten, die ich je von ihm gesehen habe. Vor allem die Runde in Q2 war übermenschlich. Dann war sein Start perfekt und er konnte zu Beginn mit Hamilton halbwegs mithalten. Selbst mit seinem Fehler und der folgenden Strafe wäre Rosberg satt in die Punkte - vielleicht sogar noch aufs Podium gefahren, hätte er nicht dieses große Pech mit der Safety-Car-Phase gehabt.

Platz 7, Rubens Barrichello: Eins muss man ihm lassen: Er kämpft wie ein Löwe um seine Titelchance. Trotz fünf Startplätzen Strafe wegen des Getriebewechsels geht er im Qualifying volles Risiko und schlägt Teamkollege Button um Längen. Und trotz seines Unfalls, den man ihm natürlich ankreiden muss, hat sich das Risiko gelohnt. Denn mehr als Platz fünf wäre wohl auch ohne den Crash nicht drin gewesen. Im Rennen hatte er dann mal wieder Pech, als ihm beim Boxenstopp der Motor abstarb. Platz sechs hinter Button - ein Rückschlag im Titelrennen.

Platz 8, Mark Webber: Zuerst die schlechte Nachricht: Webbers Crash im Training war ein unnötiger Fehler, der ihn eine wertvolle Trainingsstunde und die Reparatur-Crew eine schlaflose Nacht gekostet hat. Das sollte einem erfahrenen Mann wie ihm nicht passieren. Generell war Webber vom Speed her aber dicht an Vettel dran, startete mit mehr Benzin nur knapp hinter dem Deutschen. Im Rennen hatte er Pech. Sein Überholmanöver gegen Alonso war mutig, aber ich fand es okay, dass er den Spanier wieder passieren lassen musste. Er war klar neben der Strecke. Dass ihm dann später die Bremsen versagt haben, dafür konnte er nun wirklich nichts.

Härtefall 1, Adrian Sutil: Lange sah es danach aus, als habe Sutil durch den Erfolg in Monza endlich Geduld gelernt. Er hing zwar hinter Jaime Alguersuari fest, leistete sich aber keine Harakiri-Aktion wie schon einige Male in seiner Karriere. Aber dann kam die Harakiri-Aktion doch. Der Überholversuch gegen Alguersuari hatte nie eine Chance zu gelingen. Dass er dann einfach zum Burnout aufs Gas steigt, ohne auf Heidfeld zu achten, ist total unnötig. Vor allem deshalb, weil es ja nicht um einen Podestplatz ging, sondern um die goldene Ananas.

Härtefall 2, Jaime Alguersuari: Nach ein paar unauffälligen Rennen hat mich der junge Spanier wieder einmal überzeugt. Schon im Qualifying war er auf dem sehr anspruchsvollen Kurs gar nicht so weit weg von Teamkollege Buemi. Im Rennen war es schon toll zu sehen, wie er den deutlich schnelleren Force India von Sutil mit heftigen Querstehern hinter sich gehalten hat. Der Junge hat Talent, keine Frage.

Meine Punkte für das Singapur-Wochenende: