Deutsche Wachablösung bahnt sich an

Von Alexander Mey
Sebastian Vettel und Nico Rosberg stammen beide gebürtig aus Hessen
© Getty

Rubens Barrichello ist nicht nur der Sieger des Europa-GP in Valencia, er ist auch der Gewinner der elften Runde des Driver-Rankings. In der Gesamtwertung bahnt sich ein hartes Duell um die Nummer eins der deutschen Piloten zwischen Sebastian Vettel und Nico Rosberg an.

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Meine Wertung für den Europa-GP:

Platz 1, Rubens Barrichello: So stark wie an diesem Wochenende habe ich Rubens Barrichello schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Egal ob Training, Qualifying oder Rennen - er hätte es nicht besser machen können. Seine schnellen Quali-Runden Ende des zweiten Stints waren sogar Schumi-like. Ob er auch ohne den verpatzten Boxenstopp von Lewis Hamilton gewonnen hätte, ist spekulativ. Wahrscheinlich schon. Auf jeden Fall war der Sieg verdient.

Platz 2, Lewis Hamilton: Er hätte den Sieg im Ranking ebenso verdient gehabt, denn auch sein Wochenende wäre aus fahrerischer Sicht nicht besser denkbar gewesen. Pole-Position und danach ein fehlerfreies Rennen. Für die Panne an der Box konnte er natürlich überhaupt nichts. In diesem Fall gibt in der Tat der Ausgang des Rennens den Ausschlag für Barrichello.

Platz 3, Kimi Räikkönen: Noch ein Fahrer mit einem perfekten Wochenende. Platz sechs im Zeittraining bezeichnete er interessanterweise selbst als eines seiner besten Qualifyings überhaupt. Im Rennen kam dann der von Ferrari bereits bekannte Raketenstart auf Rang vier, gefolgt von einem sehr guten Rennspeed und dem Überholen von Heikki Kovalainen. Platz drei, mehr war für Räikkönen auf keinen Fall drin. Ihn, Barrichello und Hamilton trennen diesmal nur Nuancen.

Platz 4, Nico Rosberg: Machen wir es kurz: Sehr gutes Qualifying - wie immer. Grundsolides und fehlerfreies Rennen - wie immer. Satte Punkte im Rennen und im Ranking - auch wie fast immer. Obwohl Rosberg noch der Ausreißer nach oben fehlt, ist er drauf und dran, in der Gesamtwertung des Rankings Sebastian Vettel als deutsche Nummer eins abzulösen. Ein Punkt fehlt nur noch.

Platz 5, Heikki Kovalainen: McLaren hat den Finnen vor dem Rennen unter Druck gesetzt. Er muss richtig gute Ergebnisse liefern, wenn er sein Cockpit behalten will. Das hat er in Valencia trotz guter Leistung nicht geschafft. Von Startplatz zwei aus hätte er eigentlich da sein müssen, als Hamiltons Siegchancen an der Box den Bach runter gingen. Er hätte in der Position sein müssen, die McLaren-Fahnen hochzuhalten. Dazu war er aber nicht schnell genug. Sieht man Kovalainen im direkten Vergleich mit seinem kolportierten Nachfolger Rosberg, dann hat er ganz schlechte Karten.

Platz 6, Adrian Sutil: Sutil war schon in den Trainings immer relativ weit vorne dabei und konnte im Gegensatz zu Teamkollege Giancarlo Fisichella die Fortschritte des Autos auf der Strecke umsetzen. Im dritten Training wurde es sogar die Bestzeit, was will man mehr? Okay, Punkte im Rennen natürlich. Aber wenn Sutil so weitermacht wie in Valencia, wird das schon noch.

Platz 7, Fernando Alonso: Sein Rennen war für seine Verhältnisse unauffällig. Er konnte nicht ganz halten, was er im Training versprochen hatte. Im Qualifying wurde er trotz wenig Benzins nur Achter, was aber vor allem an einem Bremsdefekt lag. Teamchef Flavio Briatore hat danach behauptet, ohne den Defekt hätte Alonso auf die Pole fahren können, aber das möchte ich doch stark bezweifeln. Dass es ihm nicht an Motivation fehlt, zeigte Alonso durch mehrere Dreher im Training. Er hat wie immer alles gegeben. Dafür gibt es bei mir Punkte.

Platz 8, Robert Kubica: Der Pole ist ein Mann auf Brautschau, das hat man in Valencia gemerkt. Mir kam er so motiviert vor, wie seit dem zweiten Rennen nicht mehr. Er hat alles aus dem BMW-Sauber rausgequetscht, die dritte Quali-Runde erreicht und im Rennen seit langem mal wieder einen WM-Punkt geholt. Hoffentlich zahlt es sich für ihn aus. Denn es wäre schade, wenn die Formel 1 ein Talent wie ihn verlieren würde.

Härtefall 1, Timo Glock: Es ist bei ihm immer die gleiche Leier. Er verliert seine Rennen im Qualifying. Diesmal war er zwar stärker als Teamkollege Jarno Trulli, musste aber wieder im Mittelfeld starten. Folge: Der Unfall mit Sebastien Buemi und der fällige Notstopp, der sein Rennen endgültig verhagelt hat. Als ohnehin schon wieder alles zu spät war, fuhr er dann genauso schnell wie die Spitze und nach seinem letzten Boxenstopp sogar noch die schnellste Rennrunde. Alles sehr löblich, aber Punkte gibt es für halbe Rennwochenenden nicht - weder im Ranking noch im richtigen Leben.

Härtefall 2, Luca Badoer: Ich will an dieser Stelle nicht schon wieder alles aufzählen, was an diesem Wochenende bei ihm nicht geklappt hat. Er war der schlechteste Fahrer im Feld, Punkt. Dass es genügend Gründe gibt, warum das so war, ist mir auch klar. Ich halte es grundsätzlich für einen Fehler, Badoer überhaupt in den Ferrari gesetzt zu haben. Marc Gene hätte den Job wesentlich besser erledigt, davon bin ich überzeugt. Aber genauso hätte ich es für einen Fehler gehalten, Badoer schon vor Spa wieder rauszuwerfen. Jetzt, da sich Ferrari die Suppe eingebrockt hat, müssen sie sie auch auslöffeln. Badoer erst das Vertrauen zu schenken und ihn dann nach nur einem Rennen fallen zu lassen, wäre vor allem menschlich verheerend gewesen. Er hat eine zweite Chance verdient. Dass er sie nutzt, halte ich allerdings für unwahrscheinlich.

Härtefall 3, die Titelkandidaten: Ausnahmsweise ein dritter Härtefall, nur um Jenson Button, Sebastian Vettel und Mark Webber auch erwähnt zu haben. Alle drei sind mir weder allzu positiv noch allzu negativ aufgefallen. Daher die Plätze im Mittelfeld.

Meine Punkte für das Valencia-Wochenende: