Theissen: "Die Richtung stimmt"

SID
Mario Theissen ist seit 1999 Motorsportdirektor bei BMW
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BMW will in der Formel-1-Saison 2009 mit Vollgas angreifen: "Wir wollen um den WM-Titel mitkämpfen", gibt Motorsportdirektor Mario Theissen die Marschrichtung vor.

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Insgesamt 9708 Testkilometer hat das BMW Sauber F1 Team bei den Testfahrten in Valencia, Sakhir, Jerez und Barcelona mit dem neuen F1.09 zurückgelegt.

Nun blickt man in München gespannt auf das erste Saisonrennen am 29. März in Australien. Vor dem ersten Showdown in Melbourne spricht BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen im Interview über die Vorbereitung, das neue KERS-System sowie die wichtigsten Ziele für BMW im Formel-1-Jahr 2009.

Frage: Ist das BMW Sauber F1 Team gut vorbereitet?

Mario Theissen: Ja. Der Eindruck nach den Tests ist gut. Sowohl die Fahrer als auch die Ingenieure haben positive Rückmeldungen gegeben. Die Richtung, die wir mit dem BMW Sauber F1.09 eingeschlagen haben, stimmt.

Frage: Was waren die größten technischen Herausforderungen?

Theissen: Die Ingenieure mussten sich in vier Bereichen auf grundlegende Neuerungen einstellen. Denn neben den Themen Aerodynamik, Reifen und KERS zähle ich auch die verdoppelte Laufleistung der Motoren dazu. Nie zuvor in der Formel 1 mussten die Motoren so viele Kilometer halten. Die Änderungen bei der Aerodynamik waren so fundamental, dass die Ingenieure sprichwörtlich mit einem weißen Blatt Papier beginnen mussten. Auch die Einführung des Bremsenergie-Rückgewinnungssystems KERS in der Formel 1 stellte für die Techniker Neuland dar. Eine riesige Herausforderung, die wir mit sehr großer Motivation angenommen haben. Wenn ich heute schaue, welche Fortschritte wir in dieser kurzen Zeit gemacht haben, dann ist das schon sehr beeindruckend. Hier hat die Formel 1 die Rolle eines Technologiebeschleunigers für künftige Serienfahrzeuge übernommen.

Frage: Wird das KERS in Melbourne zum Einsatz kommen?

Theissen: Wir haben das KERS zur Rennreife entwickelt. Einem Einsatz steht also diesbezüglich nichts mehr im Wege. Nun gilt es abzuwägen: Auf der Positivseite ist die zusätzliche Leistung von 82 PS, die der Pilot während 6,6 Sekunden abrufen kann. Auf der Negativseite stehen das Gewicht des Systems mit seiner Auswirkung auf die Gewichtsverteilung des Autos sowie der Reifenverschleiß. Wir werden von Strecke zu Strecke und von Fahrer zu Fahrer entscheiden.

Frage: Sind schwerere Fahrer wie zum Beispiel Robert Kubica durch das KERS benachteiligt?

Theissen: "Das vom Reglement vorgeschriebene Fahrzeug-Mindestgewicht von 605 Kilogramm wird inklusive Fahrer ermittelt. Die Differenz aus dem tatsächlichen und dem Mindestgewicht wird als Ballast optimal im Fahrzeug platziert. Auch bisher hatte daher ein schwerer Fahrer den Nachteil, weniger Ballast zur Ausbalancierung des Fahrzeugs zur Verfügung zu haben. Beim Einsatz des KERS wird die Ballastmasse um das Gewicht des Systems weiter reduziert. Damit die Formel 1 nicht zu einer Jockey-Liga ausartet, plädieren wir für eine Erhöhung des Mindestgewichts in Zukunft."

Frage: Wie lautet Ihr Ziel für die Saison?

Theissen: Wir haben einen langfristigen Fahrplan: Im ersten Jahr wollten wir regelmäßig in die Punkteränge fahren, im zweiten Jahr Podestplätze erreichen und im dritten Jahr den ersten Sieg einfahren. Diese ambitionierten Ziele haben wir alle erreicht. Für 2009 ist nun der nächste und schwerste Schritt geplant: Wir wollen um den WM-Titel mitkämpfen. Wir sind mit dem F1.09 gut gerüstet. Alles Weitere werden die 17 Saisonrennen zeigen. Dabei wissen wir: Leistungsfähigkeit kann man planen, Resultate nicht.

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