Helden, Deppen, Bruchpiloten

Von Alexander Mey
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© Getty

München - Sommerpause. Endlich. Das sagen zumindest die meisten Formel-1-Piloten, wenn sie an die kommenden drei Wochen denken, in denen kein Auto auf irgendeine Strecke geht.

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Denn Sommerpause heißt auch Teststopp. Erst im ersten Training in Valencia am 22. August geht es weiter, vorher ist ausspannen angesagt.

Und zurückblicken. Elf von 18 Rennen sind absolviert. SPOX nutzt die Zäsur, um die bisherige Saison Revue passieren zu lassen. Wer hat überzeugt, wer enttäuscht? Was waren bisher die besten Szenen und die größten Aufreger?

Die größten Gewinner:

Die Fans: Sie haben bis dato eine der spannendsten Saisons aller Zeiten gesehen, zur Halbzeit waren drei Fahrer punktgleich an der Spitze - das gab es noch nie.

Dazu bescherten Regen, Unfälle und Safety-Car-Phasen turbulente Rennen mit überraschenden Ausgängen. Regen in Monaco und Silverstone, Safety-Car-Chaos in Melbourne, Montreal und Hockenheim. Es war eine Menge los.

Felipe Massa: Der Brasilianer galt in den vergangenen Jahren immer als schnell, aber fehleranfällig. 2008 bestätigte er in Melbourne und Sepang genau diesen Eindruck. Alle schrieben Massa nieder, doch seitdem fährt er nicht nur schnell, sondern auch konstant. Weltmeister Kimi Räikkönen muss sich ganz schön strecken, um die Nummer eins bei Ferrari zu bleiben.

Robert Kubica: Erste Pole-Position, erster Sieg, den Teamkollegen im Griff, theoretisch noch im Titelrennen. Wenn man dem Polen im März diese Liste an Saisonleistungen vorgelegt hätte, er hätte sie blind unterschrieben. Mittlerweile wird Kubica in einem Atemzug mit Lewis Hamilton genannt.

Die größten Verlierer:

Nico Rosberg: Noch immer gilt der Deutsche als einer der besten Fahrer der Formel 1, erst recht seit seinem dritten Platz zum Saisonstart in Australien. Dann folgte der rapide Absturz. Mittlerweile schlägt er sich mit Force India und Honda um Platz 14. Klar liegt das nicht an ihm, sondern an seinem Williams-Boliden, aber Werbung in eigener Sache kann er so nicht machen.

Fernando Alonso: Der Spanier ist das Siegen gewöhnt. Zweimal Champion, dann 2007 bis zum letzten Rennen im Titelkampf dabei. Und 2008? Achter in der Fahrerwertung, nur vier Punkte vor seinem unerfahrenen Teamkollegen Nelson Piquet Jr. Alonso kann immer noch fahren, aber sein schwacher Renault frustriert ihn und verleitet ihn auch manchmal zu Fehlern. Die Saison ist eines Doppelweltmeisters nicht würdig.

Sebastien Bourdais: Wer nach vier Champ-Car-Titeln aus den USA kommt, schürt bei seinem Arbeitgeber einige Erwartungen. Die erfüllte Bourdais gleich im ersten Rennen, als er Punkte holte. Der Einbruch kam mit der Premiere des neuen Autos in Monaco. Seitdem bekommt Bourdais nichts mehr auf die Reihe und ist unfähig, das Auto auf seinen Fahrstil abzustimmen. So wird es schwierig, auch 2009 noch ein Cockpit zu ergattern.

Der Nervenstärkste:

Lewis Hamilton: Mit dem Sieg im Regen von Silverstone hat Hamilton sein Meisterstück abgeliefert. Vorher stand er wegen seines Privatlebens und vor allem wegen des Unfalls mit Kimi Räikkönen in Montreal heftig in der Kritik. Doch dann behielt er ausgerechnet vor den eigenen Fans die Übersicht. Weitere Belege für seine Nervenstärke: Der Sieg im Regen von Monaco trotz Unfalls und der Sieg in Hockenheim trotz verpatzter Boxenstrategie.

Der Senkrechtstarter:

Sebastian Vettel: Der junge Deutsche konnte in seinem Toro Rosso zwar nicht in jedem Rennen um WM-Punkte fahren, die wenigen Momente, in denen er geglänzt hat, haben aber gereicht, um ihm einen Vertrag bei Red Bull Racing zu verschaffen. Mit erst 21 Jahren klettert er die Karriereleiter steil nach oben.

Der Konstanteste:

Nick Heidfeld: Der BMW-Pilot ist 704 von möglichen 708 Runden gefahren. Nur sein vorzeitiges Aus in Monaco hat eine makellose Bilanz verhindert. Robert Kubica auf Platz zwei (676 Runden) beweist, dass BMW-Sauber 2008 das mit Abstand konstanteste Auto gebaut hat.

Der Bruchpilot:

Sebastian Vettel: Dank einiger unglücklicher Kollisionen und technischer Defekte ist Vettel mit nur 401 gedrehten Rennrunden Schlusslicht. Keine große Überraschung, dauerte es doch bis zum fünften Rennen, bis er überhaupt zum ersten Mal die Zielflagge gesehen hat. Direkt vor Vettel rangiert Adrian Sutil mit 413 Runden.

Der Aufreger:

Max Mosley: Sex-Affäre, Sado-Maso, Dungeon, Dominas, Peitschen, Diskussionen, Gerichtsverhandlungen - alles etwas unappetitlich.

Die Schrecksekunde:

Kovalainens Horrorcrash: In Barcelona bricht am linken Vorderrad des McLaren die Felge, Heikki Kovalainen ist nur noch Passagier und knallt frontal mit hoher Gechwindigkeit in die Reifenstapel (Bild). Die Bilder erinnern frappierend an Michael Schumachers Crash in Silverstone 1999. Zum Glück bricht sich Kovalainen aber nicht wie Schumi damals das Bein. Er kann schon im folgenden Rennen wieder an den Start gehen.

Das beste Manöver:

Heidfelds Doppelschläge: Keiner hat 2008 so überholt wie der Deutsche. Spötter werden sagen, dass er wegen schlechter Qualifyings auch genug Gelegenheiten dazu hatte. Trotzdem: Dreimal schaffte er zwei auf einen Streich. Einmal in Malaysia (Alonso und Coulthard) und sogar zweimal in Silverstone (Glock und Alonso sowie Räikkönen und Kovalainen).

Die größte Dummheit:

Hamiltons Ampel-Blackout: Machen wir es kurz. Ampel rot, Räikkönen und Kubica bleiben stehen. Ampel immer noch rot, Hamilton bleibt nicht stehen. Räikkönen steht im Weg, Crash, Aus für beide. Kubica lacht sich ins Fäustchen, Räikkönen ist stinksauer. Und Hamilton? Der ist der Depp des Tages.

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