Trost und Lob für traurig-brillanten Sutil

SID
Formel 1, Sutil, Monaco
© DPA

Monte Carlo - Monaco-Sieger Lewis Hamilton leistete psychologische Aufbauhilfe, und Chef Vijay Mallya war nach dem Schock voll des Lobes: Pech-Pilot Adrian Sutil konnte sich nach seinem tragischen Unfall-Aus über mangelnden Beistand nicht beklagen.

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"Adrian ist ein guter Freund. Er ist bekannt für seinen starken Kopf, also denke ich, dass er sich davon erholen wird", sagte Silberpfeil-Pilot Hamilton, dessen Formel-1-Rivale Kimi Räikkönen mit seinem Auffahrunfall kurz vor Rennende beim Großen Preis von Monaco die Hoffnungen auf Sutils sicheren vierten Rang im zweitklassigen Force India nach einer bravourösen Aufholhatz zerstört hatte.

"Er hat der Welt gezeigt, dass er ein außergewöhnlich talentierter Fahrer ist", sagte Mallya.

Sutil untröstlich

Für den indischen Milliardär mit eigener Yacht im Hafen von Monaco war es dennoch der "traurigste Moment meiner Motorsportkarriere". Und auch sein Pilot, trotz des erst zweiten Jahres in der Königsklasse nicht gerade mit mangelndem Selbstvertrauen ausgestattet, war im Fürstentum untröstlich.

"Ich war so nah dran. Es fühlt sich an wie ein Stich ins Herz", meinte Sutil, dessen Vater Jorge, einst erster Geiger an der Münchner Philharmonie, dem Filius in Monte Carlo ebenfalls beistand.

Kimi rammt Adrian

In den fünf Saisonrennen zuvor konnte sich der 25 Jahre alte Pilot aus Gräfelfing noch nicht recht in Szene setzen. Der Hobby-Pianist spielte nicht einmal die zweite Geige: Mehr als die Plätze 16 und 19 sprangen nicht heraus, dreimal kam Sutil erst gar nicht ins Ziel.

Und nun das. "Kimi Räikkönen rammt Adrian Sutil von der Piste und macht die Hoffnungen des jungen Deutschen auf einen Spitzenplatz zunichte", fühlte die spanische Zeitung "El Periodico" mit dem Pechvogel des Tages.

"Sutil vom Traum zum Alptraum", schrieb der "Corriere della Sera" aus Italien nach Sutils "brillanter" (Mallya) Fahrt durch die schmalen Gassen der Monegassen. Schon vor einem Jahr, ebenfalls bei feuchten Bedingungen, hatte er beim Samstagstraining für Furore gesorgt: Bestzeit.

Aufprall unvermeidbar

Ausgerechnet Weltmeister Räikkönen verbremste sich nun aber kurz nach einer Safety-Car-Phase dort, wo es in der Qualifikation schon David Coulthard im Red Bull erwischt hatte.

Während das Auto des Schotten in die Leitplanken krachte, konnte der Finne seinen Ferrari einigermaßen auf Kurs halten - aber den Aufprall auf Sutils Force India nicht mehr vermeiden. Die Rennleitung untersuchte den Crash, befand Räikkönen für unschuldig.

Entschuldigung von Ferrari

Die Entschuldigung des Teams und des Finnen an den indischen Rennstall - pikanterweise mit Ferrari-Motoren unterwegs - folgte umgehend. Für Sutil kein Trost: Statt Platz zwölf in der WM-Wertung ist er Letzter.

Sutil, der erst mit 13 Jahren in den Motorsport gewechselt war und dafür eine mögliche Karriere am Klavier aufgab, hatte sich in dem von Karambolagen mit Rivalen und Randbegrenzungen geprägten Rennen von der vorletzten Startreihe nach vorn gearbeitet.

Nachdem er in der vergangenen Saison einen Punkt beim völlig verregneten Großen Preis von Japan ergattert hatte, waren im feucht-nassen Monte Carlo fünf Zähler greifbar nah. Es fehlten etwa zehn Minuten in dem nach Zeitüberschreitung bereits nach 76 von 78 Runden beendeten sechsten WM-Lauf.

Vettel Nutznießer

"Diese Leistung gibt uns einen großen Schub Selbstvertrauen in unser Team und unsere Fahrer", betonte Mallya - allerdings musste Giancarlo Fisichella in seinem 200. Grand Prix den zweiten Force India vorzeitig abstellen.

Nutznießer von Sutils Malheurs war übrigens Landsmann Sebastian Vettel. Der Heppenheimer war einen Rang hinter Sutil gestartet - und kam im Toro Rosso als Fünfter ins Ziel.