Votum für Melbourne - Fahrer kämpfen um GP

SID
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© Getty

Melbourne - Australische Medien machen sich für die Formel-1-Zukunft von Melbourne stark. Unterstützung bekommen sie von Fahrern und Teams. Allen voran Lokalmatador Mark Webber (im Bild).

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"Es ist eine sehr gute Veranstaltung. Und es ist auch eine sichere Stadt. Das ist immer nützlich, denn nicht alle Städte, in die wir gehen, sind massiv sicher", sagte der Red-Bull-Pilot vor dem Großen Preis von Australien.

In der Info-Broschüre seines Rennstalls hieß es kurz, aber unmissverständlich: "Melbourne: Die beste Stadt für einen Saisonstart."

Diese Meinung teilt aber ausgerechnet Formel-1-Chef Bernie Ecclestone nicht uneingeschränkt. Dem kommerziellen Rechteinhaber ist die Austragungszeit ein Dorn im Auge.

Denn: Im vermeintlichen Kernmarkt Europa müssen die Fans am frühen morgen aus den Federn und vor den Fernseher.

Dass das Rennen im kommenden Jahr weitere anderthalb Stunden später um 17.00 Uhr Ortszeit (7.00 Uhr MESZ) statt wie diesmal um 15.30 Uhr gestartet werden könnte, reicht dem 77-Jährigen nicht.

Ecclestone will ein Nachtrennen, ansonsten könnten die Lichter in Melbourne ganz ausgehen. In diesem Jahr wird es in Singapur erstmals ein Formel-1-Rennen unter Flutlicht geben.

"In Mr. Ecclestones Weltanschauung sind wir keine Menschen. Wir sind Statisten", kommentierte das Melbourner Blatt "The Age". Das "Weekend Australian" schrieb, die Menschen in Melbourne seien verärgert über die "Kompromisslosigkeit und Arroganz" des Milliardärs Ecclestone.

Und der "Herald Sun" rechnete vor, wie sehr Melbourne auch im Vergleich zur Olympia-Stadt von 2000, Sydney, von der Formel 1 profitiert.

Angelockt durch den Grand Prix sowie die Australian Open im Tennis und das AFL Grand Final hätten rund 6,5 Millionen Touristen etwa 4,53 Milliarden australische Dollar - umgerechnet rund 2,71 Milliarden Euro - in die Kassen gespült.

Sydney vermelde dagegen Einnahmen von 4,48 Milliarden Dollar (2,68 Milliarden Euro). Bestätigt würden diese Zahlen auch durch die 71.000 Zuschauer, die allein am Freitag an die Strecke im Albert Park pilgerten.

Was die Touristen-Werbung für Australien und Melbourne betreffe, sei der Grand Prix fantastisch, wurde Premier-Minister Kevin Rudd in australischen Medien zitiert.

Die Entscheidung über Startzeiten und Austragungsort des Rennens in Australien überlasse er aber den Verantwortlichen vor Ort.

Ganz unumstritten ist das Rennen bei der einheimischen Bevölkerung aber auch nicht. Vor allem für Umweltschützer ist das PS-Spektakel nicht akzeptabel.

Zudem bringt die Veranstaltung keinen Gewinn. In diesem Jahr wird das Rennen ein Defizit von 24 Millionen Euro einfahren.

Die jährliche Installierung einer Flutlicht-Anlage auf den ansonsten für den normalen Straßenverkehr zugelassenen fünf Kilometer Kurs im Albert Park würde zusätzlich 12 Millionen Euro kosten. Für das Minus müssen die öffentlichen Kassen aufkommen.

Die Fahrer würden indes das Aus des Australien-Grand Prix bedauern. "Ich wäre enttäuscht, wenn der Grand Prix Australien verlassen würde", meinte Pilot Webber, während der italienische Routinier Giancarlo Fisichella (Force India) die fantastische Atmosphäre lobte.

"Ich habe es immer geliebt, nach Australien zu kommen, daher hoffe ich, dass wir das Rennen in Australien auch behalten", ergänzte McLaren-Mercedes Neuzugang Heikki Kovalainen aus Finnland und war damit ganz einer Meinung mit Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Der räumte zugleich aber ein: "Es liegt nicht in unserer Hand."