Haug rettete McLaren

Von dpa
Norbert, Haug
© Getty

Berlin - Verweis auf die Formel-1-Verdienste von Mercedes und Warnung vor den Folgen einer Verbannung: Mit seinem Appell vor dem FIA-Weltrat hat auch Motorsportchef Norbert Haug versucht, den Rennstall McLaren-Mercedes vor dem Schlimmsten zu bewahren.

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"Ich möchte Sie bitten, die Situation noch einmal zu überdenken und zu schauen, was es für einen Hersteller bedeutet, ausgeschlossen zu werden", sagte Haug vor dem Gremium. Dies geht aus den jetzt vom Internationalen Automobilverband FIA veröffentlichen Mitschriften der beiden Anhörungen zur Spionage-Affäre am 26. Juli und am 13. September in Paris hervor.

Nach dem Freispruch aus Mangel an Beweisen in der ersten Sitzung des 26-köpfigen Gremiums war McLaren-Mercedes in der vergangenen Woche zu der Rekord-Geldstrafe von 100 Millionen US-Dollar verdonnert worden.

Zudem wurden alle Punkte in der diesjährigen Konstrukteurs- Weltmeisterschaft aberkannt, Erzrivale Ferrari fuhr daraufhin am Sonntag in Spa-Francorchamps - dem viertletzten Saisonrennen - den Team-Titel ein.

Zwei Jahre Sperre 

Die beiden Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton, WM- Führender aus England, und Fernando Alonso, WM-Zweiter aus Spanien, blieben von der Weltrats-Entscheidung verschont. Dem britisch-deutschen Team hatte sogar der Ausschluss für die Jahre 2007 und 2008 gedroht.

Dies würde heftige Reaktionen und einen großen Schaden zur Folge haben, hatte Haug prophezeit. "Wir bitten sie, dies in Betracht zu ziehen und im Hinterkopf zu haben, was für Mercedes-Benz spricht", sagte Haug am Ende der mehrstündigen Marathonsitzung in der Seine-Metropole.

Insgesamt 115 Seiten umfasst die Mitschrift der zweiten Anhörung, 81 Seiten sind es von der ersten. Den betreffenden Rennställen - McLaren-Mercedes und Ferrari - war jedoch die Möglichkeit gegeben worden, vor der Bekanntmachung auf der Internetseite der FIA, vertrauliche Passagen oder wirtschaftliche Informationen zu streichen.

Lieber fair als Rennen fahren 

Es sei wichtig, dass Mercedes mit Partner McLaren weiterhin die Chance gegeben werden Rennen zu fahren, hatte Haug betont. Dem schwäbischen Automobilhersteller gehören 40 Prozent an dem Team und damit so viel wie keinem der weiteren Miteigentümer.

Haug bestätigte zudem, dass man mit einem zweiten Team in Gesprächen sei. Diese Bemerkung, so der Mercedes-Motorsportchef, sei aber nicht als Drohung zu verstehen. Es komme vielmehr aus dem Herzen.

"Wir von Mercedes haben viel für den Sport gegeben und werden das auch in Zukunft versuchen zu tun. Wenn wir schuldig wären, wäre ich der erste der zugeben würde, dass wir total falsch liegen und die Konsequenzen hinnehmen würde. Für uns ist es wichtiger fair zu sein als Rennen zu fahren", so Haug.

Erneute Untersuchung nach Saisonende

Ob mit der in der Sportgeschichte einzigartigen Geldstrafe und dem Abzug der Team-Punkte für dieses Jahr die Sache ausgestanden ist, wird sich allerdings erst noch zeigen, abgesehen von einer möglichen Berufung.

Denn die FIA will Ende des Jahres erneut untersuchen, ob Information von Ferrari - Ex-McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan war nach eigenen Angaben durch Ferraris ehemaligen Chefmechaniker Nigel Stepney in den Besitz von 780 Seiten vertraulichen Materials gekommen - von den Silberpfeilen genutzt wurden.

"Wir wollen Euch 2008 nicht vom Rennfahren abhalten", sagte Mosley am Ende der Sitzung. Allerdings wolle man auch nicht, dass McLaren-Mercedes möglicherweise einen unfairen Vorteil habe.