Nach der "schönsten Saison" die Spitze im Visier

Von dpa
Theissen, BMW, Sauber
© Getty

München - Schon drei Rennen vor dem Ende der Formel-1-Saison hat BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen eine erfreuliche Bilanz gezogen.

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"Wenn ich zurückdenke, dann ist es die schönste Saison, weil wir in diesem Jahr alles umsetzen konnten, was wir uns vorgenommen haben", sagte der Hauptverantwortliche des Rennstalls am Rande der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA.

Bereits im zweiten Jahr als Werksteam hat sich BMW-Sauber als dritte Kraft etabliert. McLaren-Mercedes und Ferrari einzuholen, werde "eine stramme Übung", meinte Theissen, der schon dabei war, als BMW von 2000 bis 2005 Motorenpartner bei Williams war.

Konstrukteurstitel "nicht so viel wert"

Dass BMW-Sauber durch den Abzug aller Konstrukteurs-Punkte der Silberpfeile wegen der Spionage-Affäre auf den zweiten Rang vorgerückt ist, spielt für Theissen keine große Rolle. Wohl aber die Disqualifikation des britischen-schwäbisch Rivalen mit Blick auf den Teamtitel, den sich Ferrari im belgischen Spa vorzeitig sicherte.

"Natürlich ist der Titel nicht so viel wert, als wenn alle mit gleichen Waffen gekämpft hätten. Daher ist diese eine ganz spezielle Saison. Was uns betrifft: Wir sind aus eigener Kraft auf Rang drei und darauf sind wir stolz", betonte er.

Schnuppern an der 100-Punkte-Marke

Dabei fehlen seinem Team nur noch zehn Zähler aus den Rennen in Japan in gut einer Woche, China (7. Oktober) und Brasilien (21. Oktober), im zweiten Jahr die 100-Punkte-Marke zu durchbrechen.

Zum Vergleich: Toyota, das mit riesigen Erwartungen 2002 in die Formel 1 eingestiegen war, kam in seinen ersten fünf Jahren zusammen auf 150 Zähler. Die momentane Stellung und die Ergebnisse in dieser Saison seien auch ein gutes Fundament für die kommende Saison, in der das Team den ersten Grand-Prix-Sieg ansteuern will.

Spionage soll kein Thema mehr sein

In Punkto "Formel 007" hofft Theissen dagegen auf ein Ende des leidigen Spionage-Themas. Man müsse einfach zusehen, dass das wieder in geordnete Bahnen gelenkt werde, sagte Theissen, nachdem die Affäre um Ferrari-Papiere im Besitz des ehemaligen McLaren-Chefdesigners Mike Coughlan mehrere Monate für Aufregung sorgte.

Diese Unterlagen hatte er vom früheren Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney erhalten. Vor anderthalb Wochen wurde McLaren-Mercedes mit der Rekord-Geldstrafe von 100 Millionen Dollar belegt und aus der laufenden Konstrukteurswertung ausgeschlossen.

Sicherheitsmaßnahmen nicht erhöht

Rivale BMW-Sauber hat die Sicherheitsmaßnahmen nach der Spionage-Affäre nicht erhöht. "Das hatten wir vorher schon", sagte Theissen. "Wir sind uns aber auch darüber im Klaren, dass es die absolute Sicherheit nicht gibt."

Solange es kriminelle Energien gebe, können man Sicherheitsmaßnahmen überwinden. Theissen: "Das sieht man ja auch daran, dass immer noch Banken ausgeraubt werden."

Das Problem im Motorsport allgemein sei, dass es keine Patente gebe "und damit auch keinen Schutz eigener Ideen, wenn sie erst einmal aus der eigenen Fabrik raus sind", befand Theissen.

Einen Vergleich mit dem Doping-Problem im Radsport macht in Theissens jedoch Augen keinen Sinn. "De facto ist das Ganze ausgelöst worden durch das Fehlverhalten von zwei Personen. Das ist etwas ganz anderes als systematisches Doping".