Eishockey - Ex-Nationalspielerin Ronja Jenike exklusiv: "Deutschland bei der Olympia-Quali Favorit"

Von Tim Ursinus
Die ehemalige Eishockey-Nationalspielerin Ronja Jenike sieht Deutschland als klaren Favoriten für das anstehende Olympia-Qualifikationsturnier in Füssen (ab 11. November live bei MagentaTV).
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Die ehemalige Eishockey-Nationalspielerin Ronja Jenike sieht Deutschland als klaren Favoriten für das anstehende Olympia-Qualifikationsturnier in Füssen (ab 11. November live bei Magenta Sport ).

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Die mehrfache deutsche Meisterin und MagentaSport-Expertin spricht im Interview mit SPOX über die Chancen der DEB-Damen, sich für Peking zu qualifizieren. Am Donnerstag startet Deutschland gegen Österreich ins Turnier, ehe im Anschluss Italien (13.11.) und Dänemark (14.11.) warten.

Außerdem freut sich Jenike über die Entwicklung, dass Frauen-Eishockey nun im Fernsehen übertragen wird und zieht einen Vergleich zum Herren-Sport.

Frau Jenike, nur der Erste qualifiziert sich für Olympia. Wie stehen die Chancen für Deutschland?

Jenike: Deutschland - ich mag das Wort Favoritenrolle nicht so - ist auf dem Papier die stärkste Mannschaft. Auf dem Eis ist es aber oft ein bisschen anders. Man darf nicht verkennen, dass Dänemark seit ein paar Jahren in der Division 1 mitspielt und Österreich den Sprung bisher immer knapp verpasst hat. Das sind definitiv zwei starke Gegner. Italien würde ich als Qualifikant die Underdog-Rolle zuordnen.

Eine erfolgreiche Quali wäre sehr wichtig für die Aufmerksamkeit in Sport-Deutschland. Aus Ihrer Sicht: Bekommt Frauen-Eishockey genügend Wertschätzung?

Jenike: Frauen-Sport ist mit dem Männer-Sport generell nicht zu vergleichen, was die Wertschätzung angeht. Das Frauen-Eishockey hat sich aber gemausert in den letzten Jahren. Auch durch gute sportliche Erfolge. Dass Magenta sich dem jetzt angenommen hat und daraus ein Doppel-Ding mit dem Deutschland Cup macht, ist eine wahnsinnig tolle Plattform für das Frauen-Eishockey. Im Stadion sind es sonst zwischen 50 und 100 Zuschauern. Die Spiele werden zwar seit ein paar Jahren im Livestream übertragen, aber eine Fernsehproduktion und dann noch auf diesem Level? Das gab es vorher noch nie.

Frauen-Eishockey: Jenike erhofft sich mehr Beachtung

Lässt sich also von einem deutlichen Fortschritt sprechen?

Jenike: In Deutschland auf jeden Fall. In Ländern wie Kanada oder den USA brauchen wir darüber nicht reden, da ist es ein Nationalsport. Auf so einem hohen und professionellen Level ist es hier das erste Mal. Das ist schön zu sehen!

Was bedeutet dieser Schritt für die Zukunft des Frauen-Eishockeys?

Jenike: Man wird jetzt schauen, wie das angenommen wird und die Resonanz ist. Dann wäre es schön, vielleicht analog zum Fußball, wenn Spiele der Frauen immer mal wieder zu sehen sind. Ich rede jetzt nicht davon, dass eine komplette Liga oder alle Spiele der Nationalmannschaft übertragen werden, aber die Berichterstattung ist gerade auch bei Weltmeisterschaften immer relativ dünn gewesen. Als wir bei der WM 2017 im Halbfinale standen und den vierten Platz erreicht haben, war es das erste Mal, dass die öffentlich-rechtlichen und privaten Sender ein bisschen was übernommen haben. Es wäre einfach wünschenswert, wenn Frauen-Eishockey regelmäßiger mit in die Berichterstattung einfließt.

Jenike: Frauen-Eishockey besser für Einsteiger

Warum wurde in der Vergangenheit zu wenig über Frauen-Eishockey berichtet?

Jenike: Frauen-Sport grenzt sicherlich ein bisschen mehr am Rand als bei den Männern - egal in welcher Sparte. Das ist auch nicht immer eine Frage des Angebots, sondern auch der Nachfrage. Man muss die Zuschauer noch davon überzeugen, dass es ein schöner Sport ist. Gerade für Einsteiger ist Eishockey im Männer-Bereich etwas zu schnell und zu schwer, alle Regeln direkt zu verstehen.

Was macht die Faszination von Frauen-Eishockey im Gegensatz zum Herren-Sport für Sie aus?

Jenike: An sich unterscheiden sich die Sportarten ja nicht. Im Eishockey ist eigentlich alles gleich. Nur die Auslegung der Körperkontakt-Regel wird anders umgesetzt. Logischerweise ist das Tempo bei den Männern höher, aber sieht für den Laien auch vielleicht etwas chaotischer aus. Bei den Frauen ist es dafür technisch versiert und die Spielzüge lassen sich leichter nachvollziehen, wenn man nicht schon 100 Spiele gesehen hat. So lässt sich vielleicht eine Sparte treffen, die sich überzeugen lässt, dass Frauen-Eishockey etwas Schönes ist.

DEB-Frauen: Der Spielplan

ZeitpunktBegegnung
11.11. um 17.15 UhrDeutschland - Österreich
13.11. um 12 UhrItalien - Deutschland
14.11. um 12 UhrDeutschland - Dänemark
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