Einer macht sein Meisterstück

Von Jan Teuner
Ingolstadts Keeper Dimitri Pätzold hält in den Playoffs bislang 93 Prozent aller Schüsse
© Getty

Die DEL wird Premiere feiern: Denn alle Halbfinalisten sind noch ohne Meistertitel. Nachdem Augsburg sensationell Titelverteidiger Berlin aus den Playoffs kickte, kämpfen neben den Panthern auch Hannover, Ingolstadt und Wolfsburg um den größten Erfolg ihrer Vereinsgeschichte.

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Am Freitag (19.30 Uhr im LIVESCORE und bei SKY) gehen die DEL-Playoffs ins Halbfinale. Worauf man in den beiden Serien achten sollte - und eine Prognose, wer es ins Finale schafft: der SPOX-Check.

Grizzly Adams Wolfsburg (3) - Augsburger Panther (8)

Saisonbilanz: 3:1 (3:2, 7:2, 3:4, 6:3)

Ausgangslage: Die Grizzly Adams Wolfsburg greifen nach den Sternen - doch die Zuschauer bleiben fern. Nur 2.550 und 3.300 Zuschauer wollten die Heimpartien gegen Düsseldorf sehen. "Im ersten Spiel hätte ich mir etwas mehr Resonanz gewünscht, im zweiten hatte ich schon mit einem ausverkauften Haus gerechnet", räumt Geschäftsführer Rainer Schumacher ein. Die Mannschaft scheint sich daran weniger zu stören, steht dadurch möglicherweise auch weniger unter Druck. Die DEG Metro Stars wurden jedenfalls aus den Playoffs gesweept und das Team ist bereit für die nächste Aufgabe. "Die Mannschaft ist außerordentlich gut drauf", gibt sich Sportdirektor Charly Fliegauf selbstbewusst.

Druck spürt der kommende Gegner schon lange keinen mehr. Erst wurden die Adler Mannheim in den Pre-Playoffs rausgekegelt, anschließend die haushoch favorisierten Eisbären aus Berlin eliminiert. "Alles was jetzt noch kommt, ist Bonus", meint auch Augsburg-Goalie Dennis Endras, der einer der Garanten für den Überraschungs-Coup gegen den Hauptrunden-Ersten war. Doch auch in der Offensive, die in der Hauptrunde als nur eines von drei Teams über 200 Tore produzierte, stimmt es. Die Scorer-Wertung der Playoffs führen gleich fünf Akteure des einstigen DEL-Gründungsmitglieds an.

Schlüsselduell: Norm Milley vs. Dennis Endras. Wolfsburg-Stürmer Norm Milley, der auch in Spiel drei gegen Düsseldorf mit einem starken Solo glänzte, erzielte in der Hauptrunde gleich sieben Treffer gegen Augsburg - und das in nur drei Spielen, das vierte verpasste er auf Grund einer Sperre. Auf Dennis Endras kommt also einiges an Arbeit zu - doch ganz nebenbei hat er die Möglichkeit, sich für seine Hauptrunden-Leistungen gegen die Grizzly Adams zu rehabilitieren. In den vier Begegnungen der regulären Saison kassierte er satte 14 Gegentreffer und musste im zweiten Aufeinandertreffen bereits im ersten Drittel seinen Platz zwischen den Pfosten räumen. Wenn er aber seine Playoff-Fangquote von überragenden 94,5 Prozent auch gegen Wolfsburg bestätigen kann, wird nicht nur Norm Milley am deutschen Nationalkeeper verzweifeln.

Prognose: Wolfsburg ist klarer Favorit. Auf dem Papier spricht alles für die Niedersachsen, die drei der Hauptrunden-Duelle zum Teil klar für sich entscheiden konnten und sich auch gegen die DEG glatt durchsetzten. Doch die Außenseiter-Rolle scheint Augsburg, die in der Stadt eine wahre Euphorie-Welle losgetreten haben, zu liegen. Das Curt-Frenzel-Stadion wird zur Festung werden und für die Grizzly Adams nur schwer einzunehmen. Agiert Wolfsburg aber nicht überheblich und in allen Heimspielen voll konzentriert, dürften sie sich zwei Auswärtspleiten erlauben. Wolfsburg in fünf.

Hannover Scorpions (4) - ERC Ingolstadt (7)

Saisonbilanz: 2:2 (4:2, 5:6, 2:3 OT, 3:1)

Ausgangslage: Die Hannover Scorpions haben in Spiel fünf den Kampf gegen ihr eigenes Nervenkostüm gewonnen. Zweimal in Folge verloren sie zuletzt ein serienentscheidendes Spiel vor heimischem Publikum. Vor zwei Jahren in den Pre-Playoffs gegen Düsseldorf und im letzten Jahr gegen selbigen Gegner im DEL-Halbfinale. Gegen die Nürnberg Ice Tigers war der Druck nach einer verspielten 2:0-Serienführung wieder auf Seiten der Niedersachsen - doch diesmal hielten sie ihm stand. "Es war eine Millimeter-Entscheidung", gestand Scorpions-Trainer Hans Zach, nachdem seine Mannschaft eine 4:1-Führung beinahe noch hergegeben hätte. Am Ende halfen etwas Glück und ein starker Travis Scott, die enge Serie zu Gunsten der Hannoveraner zu entscheiden.

Der ERC Ingolstadt beweist dieser Tage unglaubliche Comeback-Qualitäten. Nach einer Niederlage am letzten Spieltag - ausgerechnet gegen Hannover - musste das Team von Greg Thomson doch noch in die Pre-Playoffs und verlor das erste Duell gegen Köln prompt mit 1:6. Doch die Panther kamen zurück, ebenso als sie im ersten Viertelfinal-Spiel in Frankfurt mit einem 0:3 auf die Heimreise geschickt wurden. Alle darauffolgenden Duelle gingen an das Team aus Bayern. "Wir sind zu allem fähig, das hat die Saison bisher gezeigt", prophezeite Panther-Sportdirektor Jim Boni nach Spiel vier, das sein Team mit 3:2 nach Verlängerung gewann - übrigens nach einem 0:2-Rückstand.

Schlüsselduell: Sascha Goc vs. Dimitri Pätzold. Vier Tore in vier Aufeinandertreffen. Gegen keinen anderen DEL-Goalie netzte der schussgewaltige Verteidiger der Hannover Scorpions in der Hauptrunde öfter ein. Ausgerechnet gegen Pätzold, der in der vergangenen Saison noch das Tor der Niedersachsen hütete. In der Hauptrunde agierte der deutsche Nationaltorwart teils glücklos, lief aber pünktlich zu den Playoffs wieder zu Höchstform auf. Während er in der regulären Saison noch über drei Tore im Schnitt kassierte, waren es in den Duellen mit Frankfurt nur fünf Gegentreffer in vier Spielen. Nun trifft er auf die Stürmer der Scorpions, von denen bis auf die eigentlich defensiv orientierten Sachar Blank und David Wolf niemand mehr als einen Playoff-Treffer erzielen konnte - höchste Zeit für Sascha Goc, in die Bresche zu springen.

Prognose: Beide Teams haben in ihren Serien schon viel Kraft gelassen, aber ungeheuren Willen und mentale Stärke bewiesen. Viel hängt davon ab, ob bei Hannovers etablierten, aber noch ladegehemmten Offensivkräften der Knoten platzt. Ingolstadts Personal dagegen hat seine Treffsicherheit bereits unter Beweis gestellt und einige kritische Situationen bewältigt. Zudem konnten sie bereits zwei Overtime-Duelle für sich entscheiden. Hannover in fünf.

Die Playoffs im Überblick