Die Eisbären und ihr Meisterrezept

SID
Die Berliner Eisbären feierten die vierte Meisterschaft in den letzten fünf Jahren
© Getty

Der vierte Titel in fünf Jahren für die Eisbären Berlin ist ein Beweis für das richtige Rezept. Man will auch weiterhin der Jugend vertrauen.

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Als der Qualm der Meisterzigarren in der Kabine zu dicht geworden war, suchten die Eisbären den Weg an die frische Luft und das Bad in der Menge.

Angeführt von Stefan Ustorf, mit der Zigarre in der Zahnlücke und dem Silberpokal im Arm, stiefelten die Berliner nach draußen zu ihren Fans und feierten den vierten Meistertitel in fünf Jahren - mit einer gewissen Routine, aber auch mit der Genugtuung, ihre Vorherrschaft im deutschen Eishockey bestätigt zu haben.

"Jede Meisterschaft hat ihren ganz eigenen Charakter"

"Es ist genauso schön wie die ersten drei Male", meinte Ex-Nationalspieler Ustorf, einer von neun Profis im Team, die bereits die Meisterschaften 2005, 2006 und 2008 erlebt hatten.

Und Sven Felski, der schon im Klub spielte, als er noch SC Dynamo hieß und DDR-Meister war, ergänzte: "Jede Meisterschaft hat ihren ganz eigenen Charakter. Wir waren wieder einen Tick besser."

Beim entscheidenden 4:2-Sieg im vierten Play-off-Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei der Düsseldorfer EG hatten Ustorf, Felski und Co. eindrucksvoll bewiesen, warum sie seit fünf Jahren die unumstrittene Nummer eins und eigentlich kaum zu schlagen sind.

Als die DEG im 16. Play-off-Spiel in 34 Tagen die Kräfte verließen, schalteten die Berliner noch einen Gang hoch, machten einen 0:2-Rückstand wett und ihr von allen Fachleuten prophezeites viertes Meisterstück.

"Die beste Zeit des Lebens, die muss man genießen"

Auch wenn der Jubel nicht mehr ganz so überschwänglich war wie in den Jahren zuvor und die Fans sangen: "Und schon wieder deutscher Meister" - zur reinen Routine ist die alljährliche Titelfeier noch nicht verkommen.

"Daran kann man sich gar nicht gewöhnen", sagte Florian Busch: "Es ist die beste Zeit des Lebens, die muss man genießen. Und wenn man es so oft genießen kann, ist es super."

Der Stürmer, der momentan wegen seiner verweigerten Dopingkontrolle vor einem Jahr in der Nationalmannschaft bis zur endgültigen Klärung durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS auf Eis liegt, ist mit seinen 24 Jahren einer der Jüngeren im Meisterteam, die alle vier Titel gewonnen haben.

Busch, dessen Stürmerkollegen Andre Rankel (23), die Verteidiger Frank Hördler und Jens Baxmann (beide 24) sowie Backup-Goalie Youri Ziffzer (22) meinte Urgestein Felski, als er von der "Erfahrung der Jungen, die schon seit fünf Jahren dabei sind", sprach.

Kontinuität lautet das Erfolgsrezept

Das junge Quintett steht nicht nur für die vorbildliche Nachwuchsarbeit der Eisbären, sondern auch für die personelle Kontinuität beim derzeitigen Abonnementmeister.

"Der Schlüssel zum Erfolg ist es, den Stamm der Mannschaft zu behalten und ein paar andere Teile an die richtige Stelle zu setzen", sagte Kapitän Steve Walker, seit 2000 in Berlin und damit der dienstälteste Eisbär nach Felski.

Der neunte Vierfach-Meister, Stürmer Mark Beaufait, dürfte einer der wenigen sein, die das Erfolgsteam verlassen. "Ich denke, es war mein letztes Spiel", sagte der 38-Jährige, der 2003 in die Hauptstadt kam: "Damals hätte ich nie gedacht, dass ich hier viermal Meister werde, nicht in 100 Jahren."

Gezielte Verstärkungen

Dass Trainer Don Jackson in der nächsten Saison fast mit der kompletten Meistermannschaft, auf einigen Positionen noch gezielt verstärkt, weiterarbeiten kann, sollte der Konkurrenz Angst und Bange machen, denn an das Niveau der Eisbären reichte in dieser Saison kein Team heran.

Auch die DEG nicht, die nach zwei Toren von Adam Courchaine (13. und 32.) einen 2:0-Vorsprung noch aus der Hand gab, weil Tyson Mulock (33.), Steve Walker (41.), Andy Roach (48.) und Nathan Robinson (52.) trafen.

Düsseldorfer Dome erstmals ausverkauft

"Berlin war einfach abgezockter", meinte Stürmer Patrick Reimer, und Trainer Harold Kreis ergänzte: "Sie haben im entscheidenden Moment ihre Klasse gezeigt, sie haben einfach die Play-off-Routine, die man braucht."

Der ehemalige Nationalspieler, der "lieber Meister geworden wäre als nur eine Fußnote in der Meisterschaft zu sein", durfte in seinem ersten Jahr als DEG-Coach immerhin einen Erfolg verbuchen.

Im vierten Finale meldeten die Düsseldorfer erstmals seit ihrem Umzug von der Brehmstraße in den Rather Dome vor drei Jahren mit 13.376 Zuschauern ein ausverkauftes Haus.

"Teil unseres Auftrags war es, uns wieder in die Herzen der Fans zu spielen", sagte Kreis, "das haben wir kontinuierlich gemacht."

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