"Ich habe den Werkzeugkasten voll"

Von Interview: Florian Regelmann
Christoph Schuberts Unterzahl-Tor beim Spiel gegen die Schweiz
© Imago

ExklusivChristoph Schubert ist einer der deutschen Leistungsträger bei der WM. Im SPOX-Interview spricht er über die bittere Pleite gegen die Schweiz, seine schwierige Zeit in Ottawa und sein Faible für Kreuzfahrten.

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SPOX: Christoph, mein Gott war das eine bittere Niederlage.

Christop Schubert: Es war einfach unglücklich. Wir wollen es nicht auf den Schiedsrichter schieben, in der Overtime haben sie vielleicht den Schweizer Heimvorteil gehabt, so was kommt vor. Dann ist die Scheibe auch noch abgefälscht worden, was will man machen, leider Pech für uns. Aber von der Spielweise her können wir mit uns zufrieden sein.

SPOX: Mit Ihrem Shorthander haben Sie das Team ins Spiel zurückgebracht. Wie haben Sie die Situation erlebt?

Schubert: Ich habe das Loch gesehen und Kai Hospelt zugerufen. Er hat mich zum Glück gehört und einen schönen Pass gespielt. Mein erster Schuss ist dann nicht dahin, wo er hin sollte. Ich habe mit dem Rebound ein bisschen Glück gehabt, aber ich nehm's, Tor ist Tor. Und dem Ex-Kollegen (Martin Gerber, Anm. d. Red.) einen reinzuhauen, ist auch mal was Schönes.

SPOX: Trotz der Niederlage, diese Leistung macht Mut, oder?

Schubert: Auf jeden Fall. Wir müssen jetzt Frankreich schlagen und dann können wir in der Zwischenrunde auch Schweden oder die USA in Gefahr bringen. Wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken. Die Schweiz will hier Großes erreichen, da können wir stolz sein, wie wir uns geschlagen und Paroli geboten haben. Aber auch Hut ab vor den Schweizern. Die haben sehr stark gespielt.

SPOX: Sie sind einer der Leader in der deutschen Mannschaft. Wie gut tut es, gebraucht zu werden?

Schubert: Nach meiner Saison in der NHL ist das schön, keine Frage. Mein ganzes Jahr in Ottawa war sicher ärgerlich und irgendwie verrückt, aber ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich bin jetzt bei der WM, ich will mein Spiel spielen und ich bin froh, wenn ich hier gebraucht werde. Ich will der Mannschaft helfen und ich versuche vor allem, den jungen Spielern etwas Hilfestellung und ein paar Tipps zu geben.

SPOX: Nochmal zurück zu Ottawa: Wie frustrierend war die Saison?

Schubert: Es war schon hart. Wenn Sie wissen wollen, was los war, müssen Sie den Coach anrufen, aber den ersten (Craig Hartsburg, Anm. d. Red.); mit Cory Clouston war es dann besser. Es weiß bis heute noch keiner, was Hartsburg genau für ein Problem mit mir gehabt hat.

SPOX: Wenn schon nicht vom Coach, hatten Sie wenigstens Unterstützung vom Team?

Schubert: Die ganze Mannschaft ist super hinter mir gestanden, von Heatley bis Spezza. Es war alles etwas komisch, es gab keine Antworten auf die Frage, warum ich nicht spiele, aber jetzt ist das Thema abgehakt. Es kann nicht immer nur bergauf gehen. Jeder muss mal durch solche Phasen durch. Wenn der neue Trainer mit mir arbeiten will, dann gerne, ansonsten gibt es auch andere Mannschaften, die Interesse haben. Ich weiß, was ich kann.

SPOX: Also geht die Tendenz weg von Ottawa? Wäre ja schade, Sie haben doch dort erst ein Haus gebaut.

Schubert (schmunzelt): Ein Haus zu bauen, ist ja nie ein Fehler. Darum geht es auch nicht. Ich bin seit sieben Jahren im Klub. Ottawa hat mich dahin gebracht, wo ich hin wollte. Ich habe Ottawa viel zu verdanken, aber auf der anderen Seite will ich das mit Leistung zurückzahlen. Das habe ich jahrelang gemacht und jetzt durfte ich das nicht mehr.

SPOX: Hat die NHL den besten Christoph Schubert also noch gar nicht gesehen?

Schubert: Wenn ich endlich mal eine wirkliche Chance bekommen würde, dann könnte ich sicher noch was zeigen. Ich kann mich immer noch verbessern und ich bin im besten Eishockey-Alter. Mir ist auch egal, ob ich Verteidiger oder Stürmer spiele, ich will einfach nur spielen. Das ist alles.

SPOX: Was macht Ihnen eigentlich am meisten Spaß, checken, schießen, fighten? Stichwort Chris Gratton...

Schubert (lacht): Also fighten eher nicht. Der größte Fighter bin ich nicht. Lieber mache ich einen harten Check. Ich lass mich auch gern zusammenfahren, solange es fair ist. Dann gratuliere ich demjenigen und sage: 'Hey, pass auf, das war ein guter Check'. Ich bin, denke ich, ein guter Allrounder, der den Werkzeugkasten voll hat. Es liegt an mir, das alles einzusetzen.

SPOX: Und wann kommt der Stanley Cup jetzt endlich nach München?

Schubert: Hoffentlich in den nächsten Jahren. Der Traum lebt weiter. Wir haben ja eigentlich eine super Mannschaft in Ottawa. Wir müssen einfach wieder Sens-Eishockey spielen, und das bedeutet offensiv. So defensiv wie wir die Saison angefangen haben, das geht in Ottawa nun mal nicht. Wir sind eine Mannschaft mit Goalscorern und haben eine der besten Reihen der NHL (Heatley, Spezza, Alfredsson). Wir wissen, wenn wir vier Tore bekommen, schießen wir eben sechs oder sieben. Da müssen wir wieder hinkommen.

SPOX: Wie sehr verfolgen Sie die aktuellen Playoffs?

Schubert: Die Ergebnisse und Highlights schaue ich mir schon an, es überrascht mich ein wenig, dass San Jose gegen Anaheim hinten ist, aber im Endeffekt ist es mir auch egal, wer den Cup holt, wenn ich nicht dabei bin.

SPOX: Wie lange haben Sie überlegt, die WM zu spielen?

Schubert: Theoretisch könnte ich natürlich im Urlaub auf den Bahamas liegen, aber ich bin lieber in der Schweiz. Wenn der Anruf kommt, bin ich immer da. Das weiß der DEB. Es ist jedes Mal eine Ehre für Deutschland zu spielen.

SPOX: Wie beurteilen Sie die Arbeit von Bundestrainer Uwe Krupp?

Schubert: Ich finde, dass wir unter ihm ein besseres System spielen, als es Deutschland früher gemacht hat. Er hat die Mannschaft verjüngt und alle jungen Spieler, die er bringt, sind technisch sehr versiert, können etwas mit der Scheibe anfangen und sind läuferisch stark. Er schenkt ihnen Vertrauen und gibt ihnen viel Eiszeit. Er macht einen guten Job für Deutschland.

SPOX: Noch eine Frage an Sie als Fußballfan, wer wird Meister?

Schubert: Schwierig. Ich bin zwar ein 60er, aber wenn Bayern die Meisterschaft noch gewinnt, ist es auch gut, dann bleibt sie in München. Es ist noch nicht vorbei, Wolfsburg hat in Cottbus gepatzt, da kann noch viel passieren.

SPOX: Wenn der Meistertitel vergeben wird, sind Sie bestimmt schon wieder auf Mittelmeer-Kreuzfahrt...

Schubert (lacht): Eine Kreuzfahrt kann ich nur empfehlen. Das war echt schön im letzten Jahr. Ich habe viele schöne Städte gesehen, die ich noch nicht kannte.

SPOX: Nicht nur Rentner um einen herum?

Schubert: Nein, du musst schauen, auf welches Schiff du gehst, dann kann das sehr lustig werden. Die machen jeden Tag ein neues Abendprogramm und wenn du am nächsten Tag aufwachst, bist du in einer neuen Stadt - das ist super. Mal schauen, was ich dieses Mal im Sommer mache. Das wird noch spontan entschieden.

Der WM-Spielplan