Lettische Fans wären besser

SID
Krupp, DEB-Team
© Getty

Halifax - Bundestrainer Uwe Krupp platzte der Kragen: Nach seiner massiven Fan-Schelte droht die weitgehend verkorkste WM in Kanada nun auch noch im Streit mit den mitgereisten Anhängern zu enden.

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"Ich glaube, es gehen drei Flüge am Tag. Sie sollen nach Hause fliegen. Geht nach Hause, demonstriert zu Hause, macht euer Ding! Aber das hat keinen Platz bei der Mannschaft. So wie die Mannschaft spielt, sind wir in den nächsten zwei Spielen besser dran, wenn Fans aus Lettland da sind. Wer uns nicht unterstützt, der soll zu Hause bleiben", schimpfte Krupp gegenüber dem "DSF" wegen der Rücktrittsforderungen an DEB-Sportdirektor Franz Reindl.

Seine Mannschaft wird nach dem 4:6 (2:3, 1:1, 1:2) gegen die USA wohl noch vor dem Viertelfinale die Heimreise antreten müssen.

"Reindl raus"-Plakate

Krupp legte noch nach: " Die Mannschaft kämpft hier um jeden Zentimeter Eis. Sie haben heute versucht, sich für das Spiel gegen Norwegen zu rehabilitieren. Ich denke, dass unsere Fans uns dabei nicht geholfen haben." 

Die mindestens 300 nach Halifax gekommenen Fans hielten im deutschen Block schwarze, rote und gelbe Schilder hoch. Auf eine Seite hatten sie Parolen geklebt. Der Tenor: Profis auf dem Eis und Amateure in der Verbandsführung.

Am deutlichsten zu sehen waren vor dem ersten und dem letzten Drittel aber die "Reindl raus"-Aufschriften. Krupp nahm dies irritiert zur Kenntnis, als er vor Spielbeginn seinen Stehplatz hinter der Bank einnahm.

Als Unverschämtheit bezeichnete er die Aktion gegen Reindl, der die Verantwortung für den unberechtigten Einsatz des inzwischen zurückgekehrten Ingolstädters Jason Holland übernommen hatte.

Reindl im Dauerstress

Der gebürtige Kanadier war noch nicht spielberechtigt. Reindl hatte überlegt, nach dem unverzeihlichen Fehler seinen Posten beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) aufzugeben.

Der Ex-Nationalspieler, der seit Wochen auch durch die verweigerte Dopingprobe von Florian Busch im Dauerstress ist, entschied sich wegen des großen internen Rückhalts aber zum Weitermachen und gab dies einige Stunden vor der Partie bekannt. 

Auch Ex-Verteidiger Krupp stellte sich erneut vor Reindl. Die Mannschaft in Kanada wisse, wer hart für sie arbeite. "Wer politische Statements machen will, soll zu den Politikern gehen. Wir haben zwei Jahre fast vor leeren Hallen gespielt", sagte Krupp und fauchte wegen der Plakate: "Dann ist es besser, wenn niemand kommt."

Starkes Comeback gegen die USA

Spätestens beim zweiten Zwischenrundenspiel gegen Kanada wird sich zeigen, wie die bestens informierten Fans auf den Wutausbruch des bisher populären Hoffnungsträgers reagieren. 

Nur Siege gegen den gastgebenden Titelverteidiger und zum Zwischenrunden-Abschluss gegen Lettland könnten die DEB-Mannschaft noch ins Viertelfinale hieven, weil Krupp nach seinem Ärger über die Fans ansehen musste, wie sein Team nach drei Minuten 0:3 gegen die USA zurücklag.

Doch nach einer Auszeit machte die deutsche Auswahl aus ganz wenig sehr viel gegen die drückend überlegenen US-Boys: Zwei Tore von Michael Hackert (15.) und Busch (31.) sowie zwei Überzahl-Treffer durch Chris Schmidt (18.) und Michael Bakos (45.) sorgten nach dem 2:4-Zwischenstand für den nicht mehr erwarteten 4:4-Ausgleich.

Dann kosteten wie beim 2:3 gegen Norwegen Strafzeiten die Partie, die Zach Parise (52.) und Dustin Brown (59.) per Schuss ins leere Tor entschieden.

Schubert und die Refs 

Beim 4:5 saß erneut NHL-Profi Christoph Schubert draußen. Gegen Norwegen hatte er den Puck über die Bande geschossen, diesmal echauffierte sich der Verteidiger über einen Foulpfiff des viel weiter entfernt stehenden der beiden russischen Schiedsrichters.

"Das wird in der NHL nicht gepfiffen", sagte Schubert und entschuldigte sich bei den Kollegen: "Ich mache es ja nicht mit Absicht."

Obwohl nun der 24-malige Weltmeister wartet, gibt die deutsche Mannschaft die Hoffnung auf das Viertelfinale nicht auf. "So lange es eine Chance gibt, kämpfen wir", sagte Marcel Goc von den San Jose Sharks, der wie der ebenfalls nachnominierte WM-Debütant Andreé Reiß seinen Einstand in Halifax gab.

Wie die schon im Viertelfinale stehenden Kanadier zu ärgern sind, zeigten erneut die Norweger, die beim 1:2 nur knapp eine Sensation verpassten. Krupp will von seinen Schützlingen Kampfgeist wie nach dem 0:3 gegen die Amerikaner sehen - zumindest damit war der verärgerte Bundestrainer zufrieden.