Auf Jahre hinaus zu gut?

Von Vincent Alberola
Eishockey, WM, Ovechkin, Heatley, Russland, Kanada
© Getty

München - Die 72. Eishockey-WM ist Geschichte: Russland ist nach einem packenden Endspiel gegen Gastgeber Kanada zum 24. Mal Weltmeister.

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Das Turnier im Mutterland des Eishockeys war ein voller Erfolg: Bester Beleg dafür sind die tollen Zuschauerzahlen mit dem drittbesten Schnitt der WM-Geschichte (477.040 Zuschauer).

"Die Kanadier haben selber Spaß dran gefunden, da sie sich für die WM 2016 wieder bewerben wollen", resümiert Premiere-Kommentator Marc Hindelang und stellt im Gespräch mit SPOX.com seine ganz persönliche Hitliste auf.

Spielerisch hohe Qualität

Selbst die NHL-Spieler kamen - nicht zuletzt wegen der kurzen Anreisewege - gerne. So wurden während des Halbfinals Kanada gegen Schweden extra keine NHL-Spiele ausgetragen. Auch eine WM auf der kleineren Eisfläche kam den Kufencracks sehr zugute.

Durch die Anwesenheit der Stars war folglich die spielerische Qualität bei der Weltmeisterschaft hoch. "Das Niveau bei den Spitzenteams war immer sehr gut. Wahrscheinlich auch zu gut für den Rest der Welt. Man sieht einfach eine deutliche Zäsur zwischen den besten sechs Mannschaften. Gerade in der Vorrunde sind die Niveauunterschiede sehr hoch", so Hindelang.

Finalisten sind das Non-Plus-Ultra

Deutlich wurde diese Differenz vor allem im Endspiel: "Das Finale war absolut herausragend. Beide Teams sind das Nonplusultra im Welteishockey. Sie haben modernstes Eishockey gespielt mit Top-Spielern, mit taktischem Top-Niveau, super diszipliniert - besser kann man im Moment nicht spielen."

Zu den Enttäuschungen des Turniers gehören für den Experten sicherlich die Slowaken: "Sie haben ein schlechtes Turnier gespielt."

Bei dem Stichwort Enttäuschungen kommt Hindelang auch auf das Abschneiden der deutschen Mannschaft zu sprechen: "Die Tür zum Viertelfinale stand so weit offen. Es war so einfach wie nie."

Umso mehr schmerzten Niederlagen wie die 2:3-Pleite gegen Norwegen oder die 1:10-Klatsche gegen Gastgeber Kanada. "Letztlich haben sie ihr Ziel Klassenerhalt erreicht, aber es wäre natürlich mehr drin gewesen", lautet das Hindelang-Fazit.

Schlechte Außendarstellung

Aber nicht nur auf dem Eis, sondern auch in punkto Außendarstellung war die Leistung verbesserungswürdig. Der Doping-Fall um den Nationalspieler Florian Busch, aber auch die Fehler um Jason Holland ließen den DEB in einem schlechten Licht erscheinen und verursachten einen herben Image-Verlust.

"Die Spieler haben das nicht als Ausrede genommen. Aber wenn so viel Unruhe herrscht. geht das nicht spurlos an der Mannschaft vorbei. Das Thema hat leider die Schlagzeilen beherrscht und die nicht so schlechte Leistung der deutschen Mannschaft in den Hintergrund treten lassen."

Bleibt zu hoffen, dass die Funktionäre aus diesen Dingen ihre Lehre gezogen haben und so etwas nicht noch einmal vorkommt.

Hindelangs Top-3-Spieler der WM

Top-3-Goalies:

Jewgeni Nabokow (Russland) - "Das war der entscheidende Schritt für die Russen. Deshalb sind sie auch in den vergangen Jahren nie Weltmeister geworden, weil sie keinen solchen Torwart hatten." - Nabokow konnte 92,86 Prozent der Schüsse halten.

Pascal Leclaire und Cam Ward (beide Kanada) - "Man denkt bei Kanada zuerst an die Offensive, aber die Mannschaft hat über das Turnier gesehen, nur wenige Gegentore kassiert." - Leclaiere kam auf eine Quote von 92,52 Prozent, Ward auf 90 Prozent.

Top-3-Verteidiger:

Brent Burns und Mike Green (beide Kanada) - "Burns war auch für mich der beste Verteidiger des Turniers, aber genauso auch Mike Green" - Burns hatte mit +14 die beste Plus-Minus-Bilanz. Green holte die meisten Scorer-Punkte aller Defensiv-Spieler (12; 4 Tore und 8 Assists).

Tomas Kaberle (Tschechien) - "Kaberle hat ebenfalls ein gutes Turnier gespielt" - Der Tscheche wurde zweitbester Defensiv-Scorer des Turniers mit 10 Punkten (1 Tor, 9 Assists).

Top-3-Angreifer:

Dany Heatley (Kanada) - "Für mich der beste Spieler des Turniers, MVP Dany Heatley. 12 Tore in so einem Turnier - das ist herausragend."

Alexander Owetschkin (Russland) - 12 Scorer-Punkte konnte der Russe über das ganze Turnier erzielen (sechs Tore, 6 Assists).

Ilya Kowaltschuk (Russland) - "Er hat das Finale entschieden." - Kowaltschuk erzielte bis zum Endspiel kein Tor. Dann schoss er Russland mit zwei Toren zum Titel.