Im Reinraum Hoffenheim

Von Max-Jacob Ost
Die Hoffenheimer Idylle wurde diese Woche empfindlich gestört - durch Fremd- und Eigenverschulden
© Getty

Auch in den Sport-Blogs Deutschlands ist der Konflikt zwischen Fans von Borussia Dortmund und der TSG 1899 Hoffenheim das bestimmende Thema. Ist eine Beschallung von Gästefans mit Störsignalen die richtige Antwort auf Schmähgesänge? Doch auch andere Themen beschäftigen die Blogosphäre. Den Rundumschlag durch die besten Sport-Blogs gibt es wie immer hier, in der SPOX-Blogschau.

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Kahn und die Führungsfrage beim FCB

"Natürlich ist Kahns These schwer zu widerlegen, sie ist aber ebenso wenig schlüssig. Beim WM-Aus 2006 stand ein Michael Ballack im Team. Einer wie Ballack galt als Lautsprecher und Leader. Bayern München gewann trotz diverser "Typen" im Kader nur ein Mal die Champions League innerhalb der letzten 12 Jahre. Auch mit Mark van Bommel, dem aggressive Leader par excellence, verloren die Bayern das Finale der Champions League 2010. Nicht zu vergessen ist das verlorene Endspiel 1999 gegen Manchester United mit Effenberg, Matthäus, Jeremies und Basler auf dem Platz.

Ich komme aber auch nicht umhin, dass ich hier den einzigen Schwachpunkt des DFB-Teams im Hinblick auf die nächsten zwei großen Turniere sehe - wer reißt das Team mit, wenns eng wird oder man einem Rückstand hinterherläuft? Wer setzt die Akzente, wenn es gilt auch mal schmutzig dagegenzuhalten?"

Fernglas FCB: Neue Männer braucht das Land?

 

preaching to the choir - in kleinbuchstaben

"in der halbzeit bahne ich mir also den weg vom c-block rüber zu a, um den - sonst so geschätzten - kollegen 'hallo' zu sagen - und muss dort die gesamte liste an leverkusen-vorurteilen, von allen vieren gleichzeitig vorgetragen, über mich ergehen lassen.

"da stimmt ja was nicht, wenn die gästefans im eigenen stadion lauter sind als die heimfans!"

"das ist ja total klein hier. warst du schon mal in 'nem richtigen stadion?"

"hier ist echt keine stimmung."

aber mein absolutes highlight, weil leider auf eine traurige art zutreffend, war:"ich komm' mir gar nicht vor wie im stadion, sondern eher wie im kino."

ich will hier gar nicht zu großen erklärungen ansetzen, vieles habe ich auch in meinem rundum-frust-eintrag im mai bereits abgearbeitet, aber die frage, die bleibt, ist: kommt euch miesmachern nicht in den sinn, dass all die von euch genannten dinge, uns fans am meisten stören? you're preaching to the choir, dude. ich weiß das alles selbst. mit dem unterschied, dass ich in zwei wochen wieder in dem block stehe, wo es scheinbar unmöglich ist, auch nur vier zeilen gemeinsam fehlerfrei zu singen, während du zurück bei deinem über-verein in deinem über-stadion bist. aber das ist ja das schöne am fußball. jeder hält seinen eigenen verein stets für den geilsten club der welt."

fannyheather: zwei karten, einmal popcorn und eine cola, bitte

 

Werders neues Bollwerk

"Dass Werder die letzte Bundesligamannschaft in dieser Saison war, die ein Gegentor kassiert hat, ist vor allem dem Spielplan zu verdanken. Es war jedoch schon gegen Kaiserslautern und besonders am Sonntag in Leverkusen ersichtlich, dass die Bremer Defensive einen Sprung gemacht hat. Die Viererkette harmoniert zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon sehr gut, was angesichts der personellen Probleme wie ein kleines Wunder wirkt.

Mertesacker und Prödl waren bei ihren Comebacks stark wie lange nicht mehr. Schmitz scheint sich stabilisiert zu haben und spielt einen soliden Part. Über Sokratis möchte ich nicht schon wieder schwärmen, aber er gefällt mir einfach unglaublich gut. Er macht keine außerordentlich guten Sachen, aber er macht fast alles außerordentlich gut. Auch als Rechtsverteidiger ist er eine klare Bereicherung, zumal Fritz im Mittelfeld derzeit unabdingbar ist.

Meine Saison mit dem SVW: Vermeidbar, aber verschmerzbar

 

Ein neuer Pfeil im VfB-Köcher

"Wenn man aus zwei (mit Pokalspiel drei) Spielen halbwegs seriöse Rückschlüsse ziehen kann, dann erwarte ich in dieser Saison eine Platzierung im oberen Mittelfeld der Liga. Aufgrund der stabil erscheinenden Defensive, sollte man in diesem Jahr mit mehr Siegen gegen Teams rechnen können, gegen die man im letzten Jahr noch verloren oder Remis gespielt hat. Auch weil die Standardsituationen in dieser Saison zu einer ernst zu nehmenderen Waffe geworden sind und so vermutlich die eine oder andere defensivstarke Mannschaft vielleicht knacken kann.
Ob man auch gegen Mannschaften mit viel Klasse in der Offensive mithalten können wird, darüber wird man sicherlich am kommenden Wochenende gegen Leverkusen schon einige Aufschlüsse bekommen"

Brustring: Ent-Täuschungs-Versuch

 

Diese Sache mit Hoffenheim und dem BVB

"Die Geschehnisse am Samstagnachmittag entlarven auf eindrucksvolle Weise die mehr als fragwürdige Philosophie des Projekts Hoffenheim. Dort wird der Fan nur als stiller Beobachter oder Claqueur gern gesehen, während versucht wird, das Produkt Fußball so sauber wie möglich zu halten. Kritik, ja selbst ohne persönliche Diffamierung ("Fußballhure Hoffenheim"), ist dort Fehl am Platz. Denn irgendwo im Stadion saß jemand am Buzzer und entschied darüber, ob die Äußerungen der gegnerischen Fans nun zum makellosen Image des Vereins passen oder nicht.

Daher sind auch nach dem letzten Erklärungsversuch der TSG noch viele Fragen offen. Es bleibt zu hoffen, dass das kurzfristig aufgeflammte mediale Interesse anhält, bis geklärt ist, was und wer wirklich hinter der Lärmattacke auf Dortmunder Fans steht. Denn es ist eine beunruhigende Vorstellung, dass so etwas in einem deutschen Fußballstadion möglich ist."

Schwatzgelb: Humorvoller Einzeltäter oder konzertierte Aktion Hoffenheims? - die Hintergründe

 

"Meine Theorie ist ja, dass die TSG zu wenig Zeit hatte in den Alltag des Profifußballs hineinzuwachsen. Sowohl der Verein als auch die Anhängerschaft wurden mit der Bundesliga überrollt und sind noch immer dabei sich zu orientieren. Ich kann da schlicht zu mehr Souveränität raten."

Lauthals: Souveränität

 

"Für mich persönlich zeigt das Verhalten der TSG - sowohl durch den Einsatz der via Bild- und Tonmaterial belegbaren Lautsprecher als auch durch die ersten Reaktionen, wie man dort hinten gestrickt ist. Seit Jahren monieren Fans fast aller gegnerischen Mannschaften, dass sie sich einen Fußball, wie man ihn in Hoffenheim zeigt, nicht sehen wollen. Nun belegt die TSG in einzigartiger Weise, dass sie im Grunde genau das will, was man ihnen vorwirft. Ein Verein, der keine kritischen Fans duldet, damit sie den aalglatten und skandalfreien Event nicht stören. Sie wollen einen Fußball, in dem Fans und Mitglieder nur gut zahlende Staffage sein sollen."

Tinneffs Blog: Hoffenheim zeigt sein wahres Gesicht.

 

"Dieselben Fans, denen so etwas wie individuelle Rechte, Würde und Respekt beim Umgang mit Dietmar Hopp Fremdwörter zu sein scheinen, reagieren also extrem gereizt, wenn man ihnen hässliche Töne vorspielt. Plötzlich entdecken sie, dass es so etwas wie individuelle Rechte, nämlich ihre eigenen gibt und fordern lauthals die Einhaltung dieser. Womit sie natürlich grundsätzlich und uneingeschränkt recht haben.

Und trotzdem mal überlegen sollten, ob die Qualität der eigenen Beschimpfungen nicht auf wundersame Art und Weise den Hoffenheimer Tonattacken gleicht (die Hoffenheimer Tonattackierer dürfen sich dieser Überlegung natürlich auch einmal hingeben). Oder anders gesagt: So wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es in diesem Fall auch wieder heraus. Und es klingt auf beiden Seiten ziemlich hässlich.

Rotebrauseblogger: Zum Piepen

 

"Vor 112 Jahren begab es sich, dass die Bürger eines kleinen Dorfes im Kraichgau es den Nachbarweilern gleich taten und ihre eigene Turn- und Sportgemeinschaft gründeten. Turnvater Jahn war schwer angesagt, man turnte an Barren und Ringen herum, dass sich die Holme bogen. Bis das Interesse der Dörfler am Fußball, der bald schon populärsten Sportart in deutschen Landen, geweckt wurde, dauerte es aber seine Zeit.

Genau genommen über 100 Jahre. Dann kam einer der reichsten Männer des Dorfes, der einst selbst auf dem ortseigenen Acker gekickt hatte, und mit ihm kam das große Geld. Und der erfolgreiche Fußball."

Mauertaktik: Der Anti-Kritik-Apparat

 

Abpfiff: Seziert. Was die TSG Hoffenheim nicht beachtet hat.

8zehn99: Liebe BVB - Fans.... bei euch piepst wohl...

 

Being Milan Sasic

"An dem Punkt beginnt mich eine kleine Sorge zu kitzeln und die heißt Milan Sasics Persönlichkeit. Erfolg hatte er mit einer Mannschaft, deren Fehler er verzeihen konnte. Im Moment wirkt es nach außen nicht so, als sei er diesem Kader gegenüber so fehlertolerant wie dem letzten. Nun kann man sagen, das muss er auch nicht sein. Die Spieler kamen mit dem Versprechen auf ein anderes spielerisches Niveau. Doch in der vorletzten Saison gab es solche Spieler dieses Niveaus im Verein ebenfalls, und sein Umgang mit dem Misserfolg damals verbesserte die Situation nicht. Die Situation jetzt gleicht ein wenig der damals. Die Zusammenstellung des Kaders bringt es mit sich, dass nicht mehr alle Spieler aus einer Underdog-Situation kommen und in Milan Sasic den Mann sehen, der ihnen bei ihrem sehr persönlichen Karriereziel per Erfolg der Mannschaft weiterhilft.

Ich hoffe sehr, dass Milan Sasic mehr Möglichkeiten hat, Spieler anzusprechen, als er es nach außen zeigt. In Momenten des Misserfolgs ist es ein schwieriger psychischer Balanceakt, wenn ein Trainer sich mit dem Publikum solidarisiert. Da gehört dann viel Nacharbeit im Trainingsalltag zu, damit eine Gruppe nicht zerfällt."

Zebrastreifenblog: Wäre Cricket vielleicht eine Lösung?

 

Brasilien besiegt. Zu Fuß.

"Und das war der 8. Streich. Es war mein 8. Länderspiel innerhalb der letzten 4 Jahre. Einst hat die Deutsche Nationalmannschaft für ein schnelles (Wieder)Aufleben meiner Begeisterung für den Fußball gesorgt, nachdem sie 10 Jahre still und friedlich schlummerte. Es folgten einige gute und einige schlechte Länderspiele, die bei der Frage um die Gunst meiner Begeisterung gegenüber dem VfB Stuttgart schnell den Kürzeren zogen. Dennoch habe ich einige gute Erinnerungen an Spiele in schwarz-rot-gold.

Mein bis dato letztes Länderspiel war mein "Heimspiel" gegen Liechtenstein im Februar 2009 in Leipzig, ein Spiel was für mich seinerzeit eher mit Frust denn mit Freude verbunden war, obwohl es gewonnen wurde. Danach folgte lange Zeit nichts - dafür die Dauerkarte beim VfB und etliche Auswärtsspiele. Die Nationalmannschaft stand hinten an, 2010 wurde trotz geplantem Länderspiel in Berlin zum ersten spielfreien Jahr - der Umzug nach Stuttgart funkte dazwischen.

Und nun war es wieder soweit, die Nationalmannschaft trat zum Testspiel gegen Brasilien an, in unserem erst vor einer Woche eingeweihtem nun endlich fertiggestelltem Stadion. Ausgerüstet mit wenn auch eher schlechten Plätzen in der Untertürkheimer Kurve war die Freude dennoch nicht abzusprechen, stand uns mal ein entspannter Fußballabend bevor, ohne hitzige Aufregung, ohne die Angst, Punkte liegen zu lassen. Eigentlich wollte ich mich nur berieseln lassen - und regte mich am Ende trotzdem auf."

my life. my love. my blog: Zu Fuß zum historischen Länderspielsieg

 

Was man außerdem unbedingt lesen sollte

Kaum zu glauben, aber wahr: Der Trainer Baade kann auch sprechen. Wer ihm zuhören möchte, wird mit einem wunderbaren Gespräch im DRadio Wissen belohnt. Die Jungs von Makemedien plaudern mal wieder entspannt über den Spieltag und Hertha braucht nicht mal einen Stürmer um erfolgreich zu sein.

Zuguterletzt sei Euch ein Blick zu Niveau ist keine Creme empfohlen. Denn dort wirft man einen etwas anderen Blick auf den Kader des FC Bayern.

Die nächste Blogschau erscheint nächsten Mittwoch am 24. August.

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