Gleirscher: "Brauche ein paar Tage, um das zu realisieren"

Von APA
David Gleirscher
© GEPA

Ein Last-Minute-Qualifikant und Olympiadebütant hat sich sensationell die olympische Rodel-Goldmedaille im Herren-Einsitzer geholt. Und er kommt aus Österreich. Der 23-jährige David Gleirscher schrieb am Sonntag sein persönliches Sportmärchen. Als Dritter in den letzten Durchgang gegangen, lebte er den Traum von Bronze, am Ende ließ er sich von den Teamkollegen als Olympiasieger feiern.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Silber ging an den US-Amerikaner Chris Mazdzer, der selbst für die USA die erste Olympia-Einsitzermedaille überhaupt holte, Bronze an den Deutschen Johannes Ludwig. Bei immer stärker werdendem Schneefall fiel der vor dem Finallauf führende Deutsche Doppelolympiasieger Felix Loch noch auf Platz fünf zurück. Für Österreich war es die erste Medaille bei diesen Winterspielen, sowie die 20. in der Geschichte des Rodelsports. Und die erste in Gold seit 2010 in Vancouver durch Andreas Linger/Wolfgang Linger (Doppelsitzer).

"Unglaublich, was da heute passiert ist"

Damit ging auch Erfolgsgeschichte der Rodler im Zeichen der Fünf Ringe weiter, Österreichs Kunstbahnspezialisten sind seit 1992 bei Olympischen Spielen Medaillen-Garanten, also nun schon acht Spiele in Folge.

"Das Ganze lässt sich eigentlich nicht beschreiben. Es ist unglaublich, was da heute passiert ist. Ich glaube, ich brauche da ein paar Tage, um das zu realisieren", sagte Gleischer in der Pressekonferenz, in der er immer wieder ungläubig den Kopf schüttelte und vor sich hingrinste. Nach seinem Lauf hatte er erst gar nicht gesehen, ob er Erster ist, weil das Visier angelaufen war. "Aber dann kamen die Teamkollegen auf mich zugelaufen und jubelten, da wusste ich es, es ist eine Medaille." Als dann die weiteren Konkurrenten noch zurückfielen, habe er es nicht fassen können.

Gleirscher startete gestern mit Bahnrekord

Die Olympiabahn lag Gleirscher schon im Vorjahr bei der Generalprobe, als er Bahnrekord aufstellte. Und er startete famos mit erneutem Bahnrekord in die Winterspiele. Im zweiten Lauf wurde ihm dieser und die Führung von Loch abgenommen. Im dritten legte Mazder nach und schob sich damit auf Rang zwei und an dem Tiroler vorbei. Gleirscher ging als Gesamtdritter in den entscheidenden Lauf und für jeden wäre selbst Bronze überraschend gewesen. Doch es kam eine Sensation raus.

Gleirscher stand im Weltcup bisher noch nie auf dem Podest. Der Polizist und Vater eines sieben Monate alten Sohnes namens Leon hatte sich erst am 21. Jänner beim Weltcup in Lillehammer als Sechster das Ticket für Südkorea gesichert, und musste auch seinen Bruder Nico dabei das Nachsehen geben. Sein Vater Gerhard Gleirscher war selbst dreimal bei Olympia, aber medaillenlos geblieben. Die Familie verfolgte Olympia von zu Hause aus mit.

Mitfavorit Wolfgang Kindl kam über Rang neun nicht hinaus, Reinhard Egger wurde 15. Bei beiden überstrahlte die Freude mit dem Teamkollegen die persönliche Enttäuschung. "Das ist etwas, das passiert nicht jeden Tag. Es ist schwierig, da Worte zu finden. Wenn es einmal bei einem selbst nicht so läuft, dann freut man sich mit dem Zimmerkollegen mit. Es freut mich, dass ich der Erste sein durfte, der ihn feiern durfte", erklärte Kindl.

"Ein Wahnsinn, das hat keiner erwartet. Er war noch nie davor auf einem Podest in einem Weltcuprennen. Von dem her unbeschreiblich. Das ist generell für Österreich super und für Österreichs Rodelteam ein Wahnsinn, da kann man nur gratulieren", meinte er weiters. Dass der Sprung von drei auf eins noch möglich ist, habe er nicht gedacht. "Nein, nie! Wir haben uns schon so gefreut, als er im Ziel war und die Führung behalten hat."

Egger hatte nicht nur von den Schneeflocken feuchte Augen. "Das ist ein Wahnsinn. Ich habe mich nicht mehr zurückhalten können, da schießt es einfach raus. Er hatte einen Zitterer aus der Kurve neun raus, da hat nochmals kurz das Herz ausgesetzt. Aber er ist eine coole Socke, er hat das jetzt gemacht."

Auf die Feier im Österreichhaus freuten sich alle aus dem Rodellager. "Das gehört gefeiert, wenn es bei einem nicht geht und der andere einspringt. Schade, dass wir es selbst nicht geschafft haben, aber das ist, wie wenn wir eine Familie wären", so Egger.

Artikel und Videos zum Thema