Der opta-Bundesliga-Check: Red Bull Salzburg

Von opta, SPOX Österreich
opta nahm Red Bull Salzburg genau unter die Lupe

Am Donnerstag gilt es für Red Bull Salzburg gegen den FC Brügge einen 1:2-Rückstand (LIVE und EXKLUSIV auf DAZN) aufzuholen. Anschließend geht es für die Elf von Marco Rose im Grunddurchgang der Bundesliga weiter. Nach vier Runden wartet die Meistergruppe. Vorab werfen opta und SPOX einen detaillierten Blick auf alle Teilnehmer. Wer sind die Schlüsselspieler? Was verraten die Daten? Worauf müssen die Trainer achten?

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Der Trainer: Marco Rose

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Die Bilanz von Marco Rose als Trainer des FC Red Bull Salzburg ist außergewöhnlich. Die Bullen gewannen unter seiner Leitung 40 von 54 Bundesliga-Partien und blieben im Herbst 2018 in Pflichtspielen ungeschlagen. Aktuell ist Rose mit einem Schnitt von 2.4 Punkten der beste Trainer der Liga-Geschichte, der über einen längeren Zeitraum im Amt war. Doch die Erfolge von Rose nur auf die Bundesliga zu reduzieren, wäre zu wenig. 2017/18 wurde das Halbfinale der Europa League erreicht. Zudem gewann der 42-Jährige die Youth League mit dem Nachwuchs der Salzburger.

Die Spielidee von Rose lässt sich nicht in Schubladen stecken, ist aber einfach zu beschreiben: In allen Spielphasen aktiv Lösungen suchen und finden. Egal ob im Ballbesitz, im Pressing oder in den Umschaltphasen, Salzburg stellte im Herbst in den meisten Wertungen das beste Team der Bundesliga. Salzburg spielte das intensivste Pressing und hatte gleichzeitig den höchsten Ballbesitz. In der Liga-Geschichte finden sich nur wenige Teams, die so dominant auftraten, wie der Serienmeister. Das Resultat war ein Saisonstart von 18 Spielen ohne Niederlage. Ein Kunststück, das zuletzt dem FC Tirol in der Saison 1989/90 gelang. Die Ausbeute von 48 Punkten aus den ersten 18 Spielen wurde gar erst einmal überboten. Die Wiener Austria holte umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel im Herbst 1985 einen Zähler mehr aus den ersten 18 Spielen.

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Die Offensive

Mit der Installation von Ralf Rangnick sorgte Salzburg vor allem im Spiel gegen den Ball für Staunen. Auch im internationalen Vergleich stach die hohe Intensität hervor. Unter Roger Schmidt stand Pressing an der Tagesordnung. Auch Adi Hütter und Peter Zeidler waren Trainer, die sich stark auf das Spiel gegen den Ball fokussierten. Doch spätestens mit der Bestellung von Oscar Garcia entwickelte sich die Spielidee der Salzburger auch im eigenen Ballbesitz immer weiter. Garcia ließ weniger pressen und implementierte die Grundlagen des Positionsspiels. Spätestens seit Marco Rose ist der eigene Ballbesitz eine klare Stärke der Salzburger. In der Premierensaison unter Rose hatte Salzburg bereits 62% Ballbesitz, in dieser Saison sind es beachtliche 66%. Seit Beginn der detaillierten Datenerfassung hatte kein Team einen so hohen Ballbesitzwert wie Salzburg in der aktuellen Spielzeit.

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Salzburg formierte sich im Herbst in Ballbesitz meistens in einem 4-4-2-System mit Raute. Dabei zeigten die Spieler eine sehr hohe Intensität mit vielen Positionswechseln.

In der Viererkette spielten mit Ramalho und Pongracic meist zwei spielstarke Innenverteidiger. Die Abwehrspieler liefen die gegnerische Defensive in Ballbesitz häufig an und versuchten dadurch den Gegner zu Reaktionen zu zwingen. Pongracic führte den Ball in den sogenannten "Carries" insgesamt 4.4 Kilometer am Fuß, was zugleich ligaweit den höchsten Wert in dieser Kategorie bedeutet. Hinter ihm folgt bereits Ramalho mit vier Kilometern. Das lag zum einen am hohen Ballbesitz der Salzburger im Herbst, zeigt aber auch, dass die Innenverteidiger eine hohe Verantwortung im Ballbesitzspiel hatten.

Die Außenverteidiger zeigten mit unterschiedlichen Stärken auf. Stefan Lainer suchte mit dem Ball am Fuß den direkteren Weg und scheute dabei auch keine direkten Duelle. Er ging in die meisten Dribblings (50) seiner Mannschaft und kam dabei auch in guten 50% an seinen Gegenspielern vorbei. Mit seiner Wucht und Laufstärke sorgte Lainer für viel Raumgewinn und legte mit dem Ball am Fuß im Schnitt 9.6 Meter hin - der höchste Wert bei Salzburg.

Andreas Ulmer suchte seine Stärken im Passspiel. Speziell seine flachen Diagonalpässe in die Spitze waren im Herbst ein Mittel der Salzburger, um in den Rücken des gegnerischen Mittelfeldes zu kommen. Häufig war Munas Dabbur sein Zielspieler, der sich zwischen Innenverteidiger und Außenverteidiger des Gegners anbot. Kein anderer Stürmer wurde so häufig von einem Mitspieler angespielt wie Dabbur von Ulmer (99 Pässe in dieser Saison).

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In Strafraumnähe wurden die Bälle auf den Außenbahnen häufig als Flachpässe in den Rückraum gespielt. Andreas Ulmer gab mit 30 Schussvorlagen die zweitmeisten bei Salzburg ab. Stefan Lainer auf der anderen Seite lieferte zwei Torvorlagen und zu vier Großchancen der Salzburger die Vorlage ab - Zweiteres ist der Bestwert bei Salzburg. Ein klassisches Tor der Salzburger war das 3:0 beim 4:0-Auswärtssieg in Hartberg durch Xaver Schlager. Der Ball kam über Dabbur zu Smail Prevljak, der den Ball auf den einlaufenden Stefan Lainer auf die rechte Seite ablegte. Dieser spielte einen Flachpass auf den nachrückenden Schlager, der den Ball versenkte.

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In der gegnerischen Hälfte verfügt Salzburg über ein unglaubliches Repertoire, um zum Abschluss oder in den Rücken der Abwehr zu kommen. Bei Angriffen durch die Mitte standen kleinräumige Kombinationen an der Tagesordnung, bei denen die Salzburger die Vorzüge ihrer technisch beschlagenen Spieler ausspielten. Durch die Anordnung in der Raute waren viele Anspielstationen vor der gegnerischen Abwehr verfügbar. Häufig kamen zudem Offensivspieler entgegen und legten die Bälle ab, um Gegenspieler aus der Deckung zu ziehen. Andere Salzburger nutzten diese Gelegenheiten, um in den Rücken der Abwehr zu kommen und die Zuspiele dort zu empfangen.

Mit Hannes Wolf hat der etatmäßige Zehner der Salzburger auch die meisten Torvorlagen abgeliefert (6). Dahinter folgt mit Gulbrandsen (4 Assists) jener Stürmer, der mit seiner Schnelligkeit lieber in die Tiefe geht als der kreative Dabbur. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund dafür, warum Smail Prevljak noch nicht so häufig zum Einsatz kam. Er läuft seltener in den Rücken der Abwehr und ist damit dem Spielertyp "Dabbur" zu ähnlich. Mit dessen bevorstehenden Abgang im Sommer zu Sevilla könnte sich aber Prevljaks Einsatzzeit deutlich steigern.

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Eine der größten Veränderungen unter Marco Rose war die Weiterentwicklung des Positionsspiels. Salzburg schraubte den Ballbesitz im Vergleich zu Vorsaison weiter in die Höhe, erzielte gleichzeitig mehr Tore (2.6 zu 2.3 pro Spiel) und gab mehr Schüsse ab (18.5 zu 15.7 pro Spiel). Die Bullen nahmen im Angriffsdrittel viel Risiko. Durch gute Staffelungen nach kleinräumigen Angriffen durchs Zentrum oder optimaler Strafraumbesetzung nach Angriffen von der Seite, hatten die Salzburger nach Ballverlusten alle Möglichkeiten, um sofort ins Gegenpressing zu kommen. Damit wurde viel Druck auf die gegnerische Abwehr aufgebaut, der oft zum Erfolg führte. Seit Ende August traf Salzburg in jedem Pflichtspiel.

Die Defensive

Obwohl der Ballbesitz in die Höhe ging, ist Salzburg weiterhin für das starke Pressing in der gegnerischen Hälfte bekannt. 110 Balleroberungen hatten die Salzburger im Herbst 40 Meter oder weniger vor dem gegnerischen Tor (hoher Ballgewinn) - Höchstwert in der Bundesliga. Aus diesen Ballgewinnen in aussichtsreichen Positionen erzielten die Salzburger sieben Tore - kein anderes Bundesliga-Team kam auf mehr als drei dieser Tore. 352 gegnerische Ballstafetten wurden von den Salzburgern angepresst - Höchstwert. Mit 8.2 gegnerischen Pässen pro ausgeführter Defensivaktion lässt Salzburg den Gegnern die wenigste Zeit, das eigene Aufbauspiel aufzuziehen.

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Weitere Indizien für das aggressive Pressing der Salzburger sind die gespielten Pässe pro gegnerische Ballaktion. Im Schnitt ließen sie ihre Gegner nur 2.19 Pässe pro Ballstafette spielen (Tiefstwert). Die Ballstafetten der Gegner dauerten zudem nur 5.4 Sekunden - wie sonst nur beim LASK. Die Salzburger ließen nur 36 gegnerische Ballstafetten mit zehn oder mehr Pässen zu. Noch bemerkenswerter: Nur eine einzige dieser Ballaktionen mit zehn oder mehr Pässen endeten mit einem Abschluss oder einer gegnerischen Ballaktion im Strafraum der Salzburger.

Das Resultat dieser aggressiven Defensivarbeit waren nur 16 Gegentore in den 18 Spielen im Herbst - Bestwert. Das Expected-Goals-Modell berechnete gar nur 12,5 Gegentore für die Salzburger - ein weiterer vieler Bestwerte:

  • Nur 141 gegnerische Schüsse zugelassen
  • Nur 54 gegnerische Schüsse kamen auf das Tor
  • Nur 16 gegnerische Großchancen zugelassen
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In manchen Bereichen waren aber auch die Salzburger verwundbar. Fünf Gegentore kassierten sie per Kopf. In absoluten Zahlen war das der vierthöchste Wert der Liga. Anteilig kassierte kein anderes Team so viele Gegentore per Kopf (31%). Auch bei Standards war Salzburg nicht immer sattelfest, 37.5% der Tore wurden nach ruhenden Bällen kassiert - ebenfalls der vierthöchste Anteil. Allerdings keine Überraschung, wenn einer Mannschaft aus dem Spiel kaum beizukommen ist.

Die Schlüsselspieler

Andreas Ulmer

Seit 2009 spielt Andreas Ulmer bei Red Bull Salzburg, mit 263 BL-Spielen ist er der Rekordspieler in der Red Bull Ära und weiterhin ein Schlüsselspieler seiner Mannschaft. In dieser Saison absolvierte er 16 Ligaspiele, alle von Anfang an. Neben seiner defensiven Qualität schaltet sich Ulmer auch offensiv immer wieder erfolgreich ein und trägt zur Unberechenbarkeit der Salzburger bei. Ulmer lieferte 30 Schussvorlagen in dieser Saison ab, bei Salzburg nur Junuzovic (32) mehr. Ulmer ist ein spielgestaltender Außenverteidiger, der ligaweit die drittmeisten Ballaktionen (1.369) hatte und die drittmeisten Pässe (1.005) spielte. Im Gegensatz zu Lainer schlug er deutlich weniger Flanken (46:81). Wie sehr Ulmer im Herbst in den Spielaufbau der Salzburger involviert war, zeigt auch die Anzahl der Beteiligungen an Ballstafetten aus dem laufenden Spiel. 968-mal schaltete er sich aktiv in den Spielaufbau ein - Ligahöchstwert.

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Munas Dabbur

Mit neun Toren liegt Munas Dabbur gemeinsam mit Smail Prevljak an der Spitze der Torschützenliste. Der Stürmer überzeugt nicht nur aufgrund seiner Torausbeute, sondern ist in vieler Hinsicht einer der besten Spieler der Liga. Als einziger Spieler seiner Mannschaft absolvierte er alle 18 Bundesliga-Spiele im Herbst. Er gab 76 Schüsse ab, 32 davon kamen auf das gegnerische Tor - jeweils Ligahöchstwert. Das entsprach 23% der Abschlüsse seiner Mannschaft - ligaweit der höchste Anteil.

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Dabbur zeigt neben seinen Abschlussqualitäten auch Stärken im Sichern von Bällen und ballhaltenden Dribblings. Oft sicherte der Stürmer die Bälle mit dem Rücken zum Tor und legte sie auf nachrückende Spieler ab. Seine bevorzugte Anspielstation im Herbst war Zlatko Junuzovic. Auch dahinter folgen mit Hannes Wolf und Xaver Schlager nachrückende Mittelfeldspieler.

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