"Internationale Klubs wollten mich"

Von Jakob Reisinger, Doha
Valentino Lazaro während einer Trainingseinheit in Doha
© GEPA

Red Bull Salzburgs Valentino Lazaro spricht mit SPOX über seine Vertragsverlängerung, den Herbst in der Europa League als Frustbewältigung und die wichtigen Bestandteile eines Profi-Lebens.

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Valentino Lazaro kann sich endlich wieder nur auf den Fußball konzentrieren. Einerseits hat er seinen Vertrag mit Red Bull Salzburg bis 2019 verlängert und damit Vereinen aus Deutschland, Spanien und England eine Absage erteilt. Den Schritt ins Ausland wollte er noch nicht wagen. Andererseits ist seine Ende Oktober erlittene Muskelverletzung ausgeheilt und bereitet ihm auch kein Kopfzerbrechen mehr.

Der 18-jährige Edeltechniker hat hohe Ziele. Er will bei Red Bull Salzburg - nach den Abgängen von Sadio Mane und Kevin Kampl - eine tragende Rolle in der Offensive übernehmen. Ein Stammplatz muss her. Dafür arbeitet er im Bullen-Trainingslager in Doha hart. Für SPOX hat er sich trotzdem Zeit genommen und spricht über sein Vorbild Ronaldinho, Ziele mit den Salzburgern und das österreichische Nationalteam.

SPOX: Du hast deinen Vertrag mit Red Bull Salzburg vor einigen Tagen bis 2019 verlängert. Wie ist die Stimmungslage nach dieser Entscheidung?

Valentino Lazaro: Ich bin froh, dass die Entscheidung getroffen ist. Ich bin sehr glücklich und kann mich endlich wieder voll auf den Fußball konzentrieren. Davor habe ich halt schon viel über meine Zukunft nachgedacht und das belastet einen sicher auch. Man probiert im Urlaub abzuschalten, aber dann kommen immer wieder die Anrufe und dann beschäftigt man sich einfach damit.

Ein Grund für die Vertragsverlängerung war, dass du in deinem gewohnten Umfeld bleiben wolltest. Was macht Red Bull Salzburg aus?

Im Team selbst herrscht eine perfekte Atmosphäre und ich fühle mich einfach sehr wohl. Aber auch meine Freunde sind in Salzburg und die Stadt gefällt mir allgemein sehr gut. Sportlich hätte es viele gute Möglichkeiten für mich gegeben, aber das Umfeld passt einfach. Das tut mir sehr gut und sportlich habe ich bei Red Bull Salzburg auch die besten Möglichkeiten.

Welche Optionen hast du in andern Ländern gehabt?

Genau möchte ich das nicht sagen (lacht), aber es waren Angebote aus Deutschland, England und Spanien. Ich mache da auch kein Geheimnis daraus. In Salzburg sind aber der Trainer und Ralf Rangnick zu mir gekommen und wir hatten sehr gute Gespräche. Jetzt liegt es an mir und ich will mich beweisen. Ich will Stammspieler werden.

Einige deiner Kollegen sind aus dem Ausland wieder nach Österreich zurückgekommen, weil sie nicht wirklich Fuß fassen konnten. Hat dich das abgeschreckt?

Nein, überhaupt nicht. Ich mache den Schritt ins Ausland sowieso nur, wenn ich dort realistische Chancen sehe. Wenn ich unsicher wäre, würde ich gar nicht wechseln. Ich gehe nur zu einem Verein, wo es nur an mir liegt und meine Leistung entscheidet.

Ist das Ausland irgendwann dein Ziel?

Natürlich will ich einmal in einer der besten Ligen der Welt spielen. Zuerst möchte ich aber in Salzburg Stammspieler werden. Zudem habe ich hohe Ziele. Wir wollen Meister werden, in der Europa League weit kommen und hoffentlich nächstes Jahr in die Champions League einziehen. Persönlich will ich, nach meiner Verletzung, wieder voll durchstarten.

Taugt dir eine bestimmte Liga besonders?

Die englische Liga taugt mir schon sehr, aber Deutschland und Spanien sind auch sehr toll. Bei den meisten internationalen Spielen, die ich mir im Fernsehen anschaue, denke ich mir dann, dass ich da auch einmal spielen möchte.

Hast du einen besonderen Klub oder einen Spieler im Herzen?

Als Kind war es immer AC Mailand. Den Verein verfolge ich auch jetzt noch, auch wenn es sportlich nicht so gut läuft. Als Spieler war immer Ronaldinho mein Vorbild. Er ist für mich - gerade in Barcelona-Zeiten - der beste Spieler den es je gegeben hat. Ich schaue mir auch heute noch seine Spiele und Interviews in Mexiko an.

Mit Kevin Kampl hat einer deiner Teamkollegen - mit dem du auch sehr gut befreundet bist - den Sprung zu Borussia Dortmund geschafft. Was sagst du zu seinem Weg?

Man sieht bei ihm, dass man den Schritt ins Ausland nicht schon mit 18 Jahren wagen muss. Wenn wir international weit kommen und gut spielen, dann kann man sich immer präsentieren. Auf diese Weise ist Kevin auch ein Vorbild für mich. Ich will mich auch zuerst hier durchsetzen. Ich freue mich natürlich für ihn und diesen tollen Schritt.

Mit Alan und Sadio Mane haben in letzter Zeit zwei weitere Stammspieler den Verein verlassen. Hast du Angst, dass das erfolgreiche Team zerfällt?

Überhaupt nicht. Wir haben die Abgänge wieder gut kompensiert. Alle geben im Training noch mehr Gas und wir haben gut nachgerüstet. Wir haben unsere Ziele und die wollen wir mit aller Kraft erreichen.

Gibt es Spieler in der Mannschaft, von denen du dir besondere Dinge abschauen kannst?

Es gibt immer einzelne Dinge, die andere besser können und die versuche ich mir abzuschauen. Johnny Soriano hat eine unglaubliche Ruhe am Ball, die will sich so ziemlich jeder Spieler abschauen (lacht).

In der Europa League wartet Villarreal auf euch. Gerät da die Liga ein wenig in den Hintergrund?

Das Ausscheiden in der Champions-League-Qualifikation hat uns extrem wehgetan und die Europa League war da, gerade zu Beginn, eine Frustbewältigung. Wir arbeiten aber jetzt schon auf Villarreal hin und wollen noch viel weiter kommen. Mit dieser Mannschaft ist das möglich, auch wenn Villarreal nicht irgendein Verein ist. Die Liga vernachlässigen wir aber trotzdem nicht.

Du hast in den letzten Jahren immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen gehabt. Worauf führst du das zurück?

Vor eineinhalb Jahren (Bruch des Mittelfußknochens, Anm.) war es ein Ermüdungsbruch. Da hatte ich einfach eine sehr hohe Belastung. Dann war es schon wieder ausgeheilt, aber wir haben uns wohl für die falsche Behandlungsmethode entschieden. Wir haben es erst später operiert und so hat es länger gedauert. Jetzt hatte ich meine erste Muskelverletzung, die ist aber auch schon wieder verheilt. Ich werde aber vermehrt auf meinen Körper hören und das dann auch sagen.

Was gehört für dich zu einem guten Profi-Leben dazu?

Sicher genügend Schlaf und eine gute Ernährung - da muss jeder Profi darauf achten. Für mich ist aber auch Spaß sehr wichtig. Ich versuche viel zu lachen und mit viel Freude beim Training dabei zu sein. Um abzuschalten verbringe ich Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden.

Mode ist auch ein wichtiges Thema für dich. Worauf legst du Wert?

Johnny Soriano macht immer große Augen wenn ich in die Kabine komme. Er ist meinen ausgefallenen Stil einfach nicht gewohnt. Ich liebe aber ausgefallene Sachen, die nicht jeder trägt. Johnny kauft sich glaube ich immer das Gegenteil von mir (lacht).

Als Fußball-Profi lässt sich durchaus gutes Geld verdienen. Gibst du da viel für die Mode wieder aus?

Zum Verdienen muss ich nichts sagen, oder (lacht)? Ich schaue einfach, dass ich gut angezogen bin. Da geht es aber nicht nur ums Geld. Wenn ein cooles Stück zwei Euro kostet, dann kaufe ich das genauso. Teuer heißt für mich nicht gleich cool.

Mittlerweile bist du auch bei Marcel Koller im Nationalteam dabei. Wie ist das für dich?

Vor meiner ersten Einberufung hatte ich einen Anruf in Abwesenheit und habe zurückgerufen. Auf einmal war Marcel Koller dran. Ich habe mich extrem gefreut und war dann auch nervös. Jetzt habe ich schon vier Einsätze und verstehe mich auch mit den Kollegen sehr gut. Ich würde mich freuen, wenn ich weiterhin dabei bin.

Die Europameisterschaft 2016 ist das große Ziel.

Wir sind extrem gut in die Qualifikation gestartet und da wollen wir jetzt dabei bleiben. Wir haben die Chance und die will jetzt keiner verpassen.

Im Mai/Juni 2015 findet die U20-WM in Neuseeland statt. Du wärst spielberechtigt. Ist das ein Thema für dich?

Klar. In erster Linie werde aber nicht ich entscheiden, wo ich dann dabei bin. Sie werden das auch mit Marcel Koller entscheiden müssen, aber natürlich wäre ich bereit. Ich würde mich freuen, wenn sie mich brauchen und ich ihnen helfen darf.

In internationalen Medien wirst du als oftmals als Wunderkind bezeichnet. Bekommst du das mit und macht dir das Druck?

Ich höre das immer wieder, aber das kommt von den Medien. Ich mache mir da aber keinen Druck. Die Leute müssen selbst entscheiden, wie sie über mich reden und ich versuche einfach nur sportlich zu überzeugen.