Alexander Sulzer will in dieser Saison seinen Durchbruch in der NHL schaffen. Bei den Nashville Predators gehört der Deutsche zu den großen Talenten auf der Verteidiger-Position. SPOX begleitet Sulzer auf dem Weg in die NHL. In seiner zweiten Kolumne schreibt er über die schlimme Zeit im Hotel, seine Rückkehr zu den Predators und Hoffnung auf die Zukunft. Außerdem erklärt er, warum die 52 besser als die 44 ist.
Hallo Eishockeyfreunde,
hier bin ich wieder mit der neuen Auflage meiner Kolumne. Wie Ihr wahrscheinlich alle mitbekommen habt, hat sich in den letzten Wochen einiges ereignet - mir ist auf alle Fälle nicht langweilig gewesen.
Beim letzten Mal habe ich Euch ja schon ausführlich über den Schock und die Enttäuschung berichtet, als ich nach Milwaukee geschickt wurde. Die ersten Tage waren - im Nachhinein gesehen - doch sehr schwer und demotivierend. Ich habe zwar versucht, immer positiv zu bleiben, aber in ruhigen Minuten habe ich mir doch schon mal die Frage gestellt: Was ist, wenn du hier die ganze Saison spielen "musst"?
Ohne Auto nix los
Dieser Gedanke allein war dann mehr als ausreichend Motivation, um auf schnellstem Wege wieder nach Nashville zu gelangen. Es ging los, dass ich in Milwaukee kein Auto hatte und immer wieder auf Teamkollegen angewiesen war, um auch nur irgendwo ein Sandwich zu holen. Und auch das Hotelzimmer ist auf Dauer definitiv zu klein, denn spätestens nach der ersten Woche kannte ich jeden einzelnen Quadratmillimeter des Zimmers.
Sportlich gesehen war es keine große Umstellung, auf einmal wieder in der AHL zu spielen, da in Milwaukee und Nashville das gleiche System gespielt wird. Außerdem habe ich ja auch die letzten beiden Spielzeiten für die Admirals gespielt und dort hat sich nichts verändert.
Selbstvertrauen wieder da
Ich hatte aber nicht viel Zeit nachzudenken, da auch schon gleich die Punktrunde losging. Ich bekam jede Menge Eiszeit und habe in allen Situationen gespielt. Dann kamen auch noch einige Scorerpunkte dazu und schon war das Selbstvertrauen wieder da.
Als wir dann in Abbotsford zum Auswärtsspiel ankamen, bekam mein Verteidigungspartner Cody Franson einen Anruf von Nashville. Er flog noch am selben Tag nach Washington, um dort am nächsten Tag das Spiel für die Predators zu bestreiten. Das war erstmal wieder ein ganz schöner Schlag ins Gesicht, weil ich mir ehrlich gesagt sicher war, dass ich erste Wahl für den nächsten Call-Up sein würde.
Erstes Saisontor - Schock verdaut
Aber als ich dann beim Spiel am nächsten Tag mein erstes Saisontor erzielte, war auch dieser Schock verdaut. Nach dem Wochenende holte mich dann Admirals-Coach Lane Lamberts nach dem Training in sein Büro und teilte mir mit, dass ich wieder nach Nashville fliege und gleich in Boston spielen werde.
Ich konnte es anfangs gar nicht glauben, weil ich ehrlich gesagt nicht so schnell damit gerechnet hatte. Aber man musste mich natürlich nicht zweimal bitten, mein Hotelzimmer zu räumen. Ich bin dann noch am gleichen Tag abgeflogen und konnte es kaum erwarten, von meiner Frau am Flughafen abgeholt zu werden. Ich habe es doch sehr genossen, in der Nacht in meinem eigenen Bett schlafen zu können. Zu Hause - und das ist für mich Nashville - ist es doch immer wieder am schönsten.
Lieber 52 als 44
Am nächsten Tag war dann Training angesagt und anschließend der Flug nach Boston. Ich war also wieder "on the Road". Aber das habe ich natürlich sehr gerne in Kauf genommen, um endlich wieder für die Predators auflaufen zu können. Endlich konnte ich auch ein NHL-Pflichtspiel mit der Nummer 52, meiner Nummer, bestreiten. Letztes Jahr hatte ich leider nicht die freie Wahl einer Rückennummer und mir wurde einfach die 44 zugeteilt. Sportler sind eben abergläubisch...
Die drei Spiele in Boston, Ottawa und Chicago waren dann doch wieder eine ganz andere Kategorie. Alle Spiele ausverkauft, super Stimmung und sehr starke Gegner. Bei den Gegenspielern merkt man sofort, dass man jetzt in der besten Liga der Welt spielt. Das Tempo, die Härte und die individuelle Qualität der Spieler sind unglaublich hoch.
Unsicherheit in der Kabine
Bis zum Spiel bei den Senators war bei uns in der Kabine etwas Unsicherheit zu spüren. Auch in Ottawa haben wir eine 3:0-Führung verschenkt, aber dann zum Glück noch in der Verlängerung gewonnen. Spätestens nach dieser Partie wusste jeder, dass auch wir gewinnen können. Seitdem läuft es auch besser und vor allem erfolgreicher für uns.
Als dann nach diesen drei Spielen Dan Hamhuis, für den ich ins Team gerückt war, von seiner Gehirnerschütterung zurück kam, musste ich leider die nächsten Partien pausieren, ausschließlich trainieren und zusätzliches Konditionstraining machen. Ich bin also momentan im "Trainingsmodus", hoffe aber auf einen baldigen Einsatz.
So, genug von mir, lasst uns doch mal auf die Geschehnisse in der restlichen Liga schauen:
Mein Spieler des Monats:
Alexander Owetschkin, einfach unglaublich wie gut der ist. 14 Tore und 9 Vorlagen in 14 Spielen und dazu noch 86 Schüsse abgefeuert. Er macht einfach die komplette Washington-Franchise zum absoluten Titelkandidaten
Mein Team des Monats:
Colorado Avalanche, nur 3 Niederlagen in 15 Spielen spricht für sich und mit den Rookies Ryan O´Reilly und Matt Duchene hatten die Scouts beim letzten Draft wohl genau das richtige Händchen.
Das Match des Monats:
Das war für mich ganz klar unser Spiel in Ottawa. Wir haben einen 3-Tore-Vorsprung hergeschenkt und trotzdem noch gewonnen. Neben dem ständigen, sehr unterhaltsamen Hin und Her kam da ja auch noch mein erster NHL-Scorerpunkt hinzu und letzten Endes ein Sieg in OT. Das kann diesen Monat wohl kein anderes Spiel in der Liga toppen.
Mein Moment des Monats:
Mein Familientag, auch wenn ich einen sehr ereignisreichen und aufregenden Monat mit Rückschlägen, aber auch wichtigen Erfolgen hatte. Ich muss gestehen, dass mein absolutes Highlight der erste gemeinsame Tag mit meiner Frau und meinen Hunden - Texas und Summer - war. Wir haben bei traumhaftem Wetter einen schönen, langen und erholsamen Spaziergang gemacht.
Für mich und die Predators steht jetzt ein 10-tägiger Kalifornientrip mit Spielen in Anaheim, L.A. und San Jose an. Ich gehe fest davon aus, dass ich hiervon nächsten Monat wieder einiges zu berichten haben werde.
Bis zum nächsten Mal.
Euer Alex
Alexander Sulzer, 25, spielt seit 2007 in der Organisation der Nashville Predators. Der 1,85 Meter große Verteidiger startete seine Karriere beim ESV Kaufbeuren, bevor es ihn nach Hamburg und später nach Düsseldorf zog. Mit der Nationalmannschaft nahm er 2005 und 2007 bei der WM und 2006 bei den Olympischen Spielen teil.
Der komplette NHL-Spielplan
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