Third and Long: Drohende Entlassungen, Trades, Johnny Manziel und Co.

Von Adrian Franke
20. Februar 201811:06
Richard Sherman von den Seattle Seahawks gilt als möglicher Trade- oder Cut-Kandidat.getty
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In drei Wochen startet die Free Agency - somit beginnt jetzt die Zeit der drohenden Entlassungen! Was wird aus Dez Bryant, Doug Martin, Clay Matthews, Richard Sherman, Jordy Nelson und Co.? Wer darf bleiben, wer wird entlassen und wer ist möglicherweise ein Trade-Kandidat? In dieser Ausgabe seiner NFL-Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke auf potentielle Cuts vor dem Start der Free Agency - und wirft einen ersten Blick auf den anschließend folgenden Draft.

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Murray, Martin, Peterson - wer wird entlassen?

DeMarco Murray, RB, Titans

Vertrag bis (einschließlich): 2019

Cap Hit 2018: 6,5 Millionen Dollar

Dead Cap 2018 (bei Entlassung): -

Vielleicht die einfachste Entscheidung auf dieser Liste - nach Doug Martin. Murray war in der vergangenen Saison ganz eindeutig der schlechtere der beiden Titans-Backs. Tennessee braucht Speed und Explosivität, Murray scheint die nicht mehr liefern zu können. Also: Henry zum Starter machen, einen Rookie dahinter setzen und den gewonnen Cap Space ins Receiving-Corps stecken.

Muhammad Wilkerson, DT, Jets

Vertrag bis: 2020

Cap Hit 2018: 20 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 9 Millionen Dollar

Es sind inzwischen mehr als nur Gerüchte: Wilkerson ist, seitdem er seine große Vertragsverlängerung erhalten hat, eine riesige Enttäuschung - sportlich auf der einen, vor allem aber intern auf der anderen Seite. der D-Liner soll sich immer wieder Undiszipliniertheiten geleistet und gegen Team-Regeln verstoßen haben, von Vorbild keine Spur.

Neun Millionen Dollar sind ein heftiger Dead Cap, doch ist das der Preis dafür, dass die Jets die Atmosphäre innerhalb des Teams in andere Bahnen lenken können. An Cap Space mangelt es Gang Green ohnehin nicht, selbst wenn sie Cousins tatsächlich mit Geld überhäufen.

Doug Martin, RB, Buccaneers

Vertrag bis: 2020

Cap Hit 2018: 7 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: -

Die Konstanz - beziehungsweise die Suche nach ebenjener - ist das große Thema, das Martins NFL-Karriere begleitet. 1.454 Rushing-Yards 2012 (4,6 Yards pro Run) und 1.402 Rushing-Yards 2015 (4,9 Yards pro Run) rahmen zwei massiv enttäuschende Spielzeiten ein - gefolgt von 2016 und 2017, als der 29-Jährige jeweils nicht über die 2,9 Yards pro Run hinaus kam.

Diese Inkonstanz war genau der Grund dafür, dass die Bucs Martins Vertrag so strukturierten, dass sie regelmäßig daraus aussteigen können. Dieses Jahr ist es so weit, bei Einsparungen über sieben Millionen Dollar und dem Draft vor der Tür, sollten die Verantwortlichen in Tampa nicht allzu lange darüber nachdenken müssen.

Genereller Trend: Die Running Backs werden es einmal mehr schwer haben. Das liegt nicht unbedingt an einer Entwertung der Position, als vielmehr an dem riesigen Talent-Nachschub, der hier jedes Jahr im Draft für wenig Geld verfügbar ist. Martin erwartet ein kurzfristiger Vertrag, etwa in LeGarrette-Blount-Dimensionen.

Tavon Austin, WR, Los Angeles Rams

Vertrag bis: 2021

Cap Hit 2018: 8 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 5 Millionen Dollar

4 Jahre. 42 Millionen Dollar. 28,5 Millionen garantiert: Der Vertrag, den Austin im Vorjahr erhalten hat, gehört zu den absurderen der jüngeren Vergangenheit. Die Rams haben in der vergangenen Saison eindrucksvoll den Turnaround geschafft, insbesondere offensiv - der mit Abstand prominenteste Spieler, an dem das mehr oder weniger vorbei ging, ist der 27-jährige Receiver.

Ganze 13 Receptions verzeichnete Austin unter McVay (3,6 Yards pro Catch), primär wurde er als Runner (59 ATT, 270 YDS) eingesetzt. Auch wenn L.A. durch Austins Entlassung vergleichsweise wenig spart: Die Rams dürften sich schon im Laufe der vergangenen Saison eingestanden haben, dass auch McVay nicht weiß, wie er Austin einsetzen kann. Ein 8-Millionen-Cap-Hit ist dafür nicht vertretbar.

Tamba Hali, DE, Chiefs

Vertrag bis: 2018

Cap Hit 2018: 9,3 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 1,7 Millionen Dollar

Die Chiefs gehören in puncto Cap Space ins untere Liga-Drittel, und das selbst nach dem Alex-Smith-Trade. Die Defense muss jünger, schneller und idealerweise auch günstiger werden - genau in diese Richtung geht die Tendenz, nicht nur durch die Verpflichtung von Kendall Fuller im Zuge des Smith-Trades.

Kansas City ließ bereits verlauten, dass Linebacker Derrick Johnson nach 13 Jahren bei den Chiefs (1.151 Tackles, 27,5 Sacks, 14 Interceptions) ein Free Agent wird und Hali erwartet das gleiche Schicksal. Dee Ford steht als Alternativen bereit - die Lücke im Zentrum der Defense durch den Johnson-Abgang wird wohl schwieriger zu füllen.

Jared Veldheer, OT, Arizona Cardinals

Vertrag bis: 2018

Cap Hit 2018: 10,1 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 3,25 Millionen Dollar

Über zwei Jahre war Veldheer ein absolutes Schnäppchen in Arizona: Ein überdurchschnittlicher Left Tackle mit vergleichsweise geringen Cap Hits. Doch änderte sich das zunehmend: Verletzungsprobleme, die Umstellung auf Right Tackle - die Cardinals müssen ohnehin Cap Space kreieren und Veldheer ist einer der logischsten Cut-Kandidaten, um das zu erreichen. Die linke Seite der Line gehört D.J. Humphries, rechts sollte Arizona für weniger Geld sogar bessere Leistungen bekommen.

Adrian Peterson, RB, Cardinals

Vertrag bis: 2018

Cap Hit 2018: 2,8 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: -

Eine Einsparung über 2,8 Millionen Dollar ist zunächst nicht die Welt, doch wie bereits bei Veldheer angesprochen: Arizona braucht Cap Space. David Johnson kehrt nach auskurierter Verletzung als unangefochtener Starter zurück, dahinter wird T.J. Logan ebenfalls nach Verletzung zur Verfügung stehen. Und der Draft ist einmal mehr voller guter, junger Running Backs, die man in den späten Runden draften und für wenig Geld als Backups und Alternativen in den Kader übernehmen kann - während Petersons Eindimensionalität in der heutigen NFL ein echtes Handicap ist.

Mike Glennon, QB, Bears

Vertrag bis: 2019

Cap Hit 2018: 16 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 4,5 Millionen Dollar

Mitchell Trubisky.

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Taylor, Talib - die Trade-Kandidaten

Tyrod Taylor, QB, Bills

Vertrag bis: 2018

Cap Hit 2018: 18 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 8,6 Millionen Dollar

Bis heute bin ich der Meinung, dass Buffalo die Taylor-Situation komplett falsch angegangen ist. Taylor wird in seiner Karriere kein Top-5-Quarterback mehr, da bin ich mir relativ sicher. Gleichzeitig aber ist er sehr wohl ein Quarterback, mit dem man - wenn man ihn richtig einsetzt - Spiele gewinnen kann. Und das ist mehr, als die Bills über Jahre hinweg vor ihm hatten.

Taylor lässt nach wie vor Plays liegen, er ist kein Rhythmus-Passer und tendiert dazu, den Ball viel zu lange zu halten. Auf der anderen Seite leistet er sich kaum Turnover, ist sehr gut gegen Pressure und den Blitz sowie solide bei Pässen über die mittlere und die lange Distanz, während er ein zusätzliches Element als Runner mitbringt. Kurzum: Taylor gibt einem Team die Chance, Spiele zu gewinnen - die Bills müssen erst einmal zeigen, dass sie mal eben einen Quarterback finden, der diese Qualität auch mitbringt. Ich bleibe skeptisch.

Doch sind die aufgezählten Qualitäten so gut, dass ich fest davon ausgehe, dass es Interessenten an dem 28-Jährigen geben wird - Interessenten, die nicht wollen, dass er auf den freien Markt kommt. Buffalo wird alles versuchen, um Taylor noch zu traden, damit man zumindest Kompensation erhält. Die Tatsache, dass der mit einem (für einen Starting-Quarterback) vertretbaren Cap Hit 2018 in sein letztes Vertragsjahr geht, macht ihn zusätzlich interessant: Ein Team müsste keinen langen Vertrag mit aufnehmen.

Aqib Talib, CB, Broncos

Vertrag bis: 2019

Cap Hit 2018: 12 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 1 Million Dollar

Bei Talib häufen sich die Gerüchte über einen Abschied aus Denver und finanziell könnte es Sinn machen: Zwar spielt der 32-Jährige noch auf einem guten Level, Cap-Einsparungen in Höhe von elf Millionen Dollar für ein Team, das aggressiv um Kirk Cousins mitbieten will, sind auf der anderen Seite nicht zu verachten.

Denver hat zudem mit Roby einen weiteren sehr guten Cornerback zusätzlich zu Chris Harris, trotzdem sollten die Broncos Talib nicht einfach entlassen. So, wie Talib noch immer spielt, hat er ohne Frage einen Markt - und könnte Denver einen soliden Trade bescheren.

Bortles, Bryant, Sherman - wer darf bleiben?

Blake Bortles, QB, Jaguars

Vertrag bis: 2018

Cap Hit 2018: 19 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: -

Der Eindruck wächst immer mehr: Die Jags wollen mit Bortles in die kommende Saison gehen. Jacksonville könnte, wenn Bortles nach seiner OP vor der Deadline am 14. März medizinisch grünes Licht hat, den Quarterback ohne Dead Cap entlassen und sich etwa in das Cousins-Wettbieten stürzen oder einen der Vikings-Quarterbacks ins Visier nehmen.

Doch in Jacksonville scheinen sie die Situation anders zu bewerten - auch anders als ich selbst, Bortles' Inkonstanz ist nicht tragbar - und offensichtlich herrscht noch immer der Glaube, dass Bortles ein solider Starter werden kann. Auch wenn das Play-Calling im AFC Championship Game einen anderen Eindruck vermittelte. Die Jags greifen 2018 nochmal mit Bortles an, dieses Mal aber mit einem Rookie-Quarterback als potentielle Ablösung für 2019 dahinter.

Dez Bryant, WR, Cowboys

Vertrag bis: 2019

Cap Hit 2018: 16,5 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 8 Millionen Dollar

Bei einem Team, das seine Entscheidungen rein rational trifft - die Patriots fallen einem hier natürlich ein - müsste Bryant zumindest einer Gehaltskürzung zustimmen. Natürlich hat der 29-Jährige schon gesagt, dass er das nicht machen wird und so eng wie die Beziehung von Cowboys-Besitzer Jerry Jones zu Bryant ist, würde ich davon ausgehen, dass Dallas ihn auch nicht dazu zwingen wird. Geschweige denn, dass Jones einer Entlassung zustimmen würde.

Was also wird passieren? Möglicherweise eine Umstrukturierung, eventuell sogar eine Vertragsverlängerung - irgendetwas, um den Cap Hit 2018 und im letzten Vertragsjahr 2019 (ebenfalls 16,5 Millionen Dollar) runter zu schrauben. Denn, das sollte jedem klar sein: Ein 16-Millionen-Receiver ist Dez Bryant sportlich gesehen einfach nicht mehr und mit diesem Vertrag kann man ihn auch nicht traden.

Richard Sherman, CB, Seahawks

Vertrag bis: 2018

Cap Hit 2018: 13,2 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 2,2 Millionen Dollar

Von allen Namen habe ich mir bei keinem mit der Einschätzung so schwer getan. Shermans Fall ist insofern ohnehin einzigartig, als dass ein Cornerback nach einem Achillessehnenriss für sich gesehen schon eine ziemlich große Wildcard ist. Der Cap Hit ist vor diesem Hintergrund enorm, Seattle gehört zu den Teams mit dem wenigsten Cap Space für 2018 und es ist kein Geheimnis, dass es bereits im Vorjahr Trade-Gespräche rund um Sherman gab.

Hier mein Gedankengang: Ein Trade ist durch die Verletzung um ein Vielfaches komplizierter als noch im Vorjahr. Und Shermans Wert könnte für Seattle höher sein als für irgendein anderes Team: Die Verträge von Sheldon Richardson, Byron Maxwell, DeShawn Shead und Brad McDougald laufen aus; Michael Bennett hat schon offen über einen möglichen Abschied gesprochen, während Kam Chancellor und Cliff Avril ihre Karrieren unter Umständen verletzungsbedingt vorzeitig beenden müssen.

Die Seahawks-Defense steht also vor einem potentiell größeren Umbruch, und auch wenn es noch immer viel Qualität auf dieser Seite des Balls gibt: Ein Spieler wie Sherman kann für einen solchen Umbruch Gold wert sein. Natürlich muss er dafür aber auch fit sein und auf dem Platz stehen. Letztlich wissen aber ohnehin die Seahawks selbst am besten, wo Sherman gesundheitlich steht. Wie sie die Situation angehen, könnte somit einige Einblicke gewähren.

Clay Matthews, LB, Packers

Vertrag bis: 2018

Cap Hit 2018: 11,3 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: -

Das spiegelt nicht meine Meinung wider, ich hatte letzte Woche bereits erklärt, dass ich Matthews entlassen würde - zumindest sofern der nicht zu einer deutlichen Gehaltskürzung bereit ist. Seine Leistungen und Snap-Zahlen passen einfach überhaupt nicht mehr zu seinem Vertrag, ich denke aber, dass Green Bay Matthews als Leader zu sehr schätzt und ihn das letzte Vertragsjahr spielen lässt.

Jordy Nelson, WR, Packers

Vertrag bis: 2018

Cap Hit 2018: 12,5 Millionen Dollar

Dead Cap 2018: 2,3 Millionen Dollar

Wie Matthews geht auch Nelson in sein letztes Vertragsjahr und die Packers werden nicht das Risiko eingehen, eine offenbar ohnehin schon leicht angespannte Beziehung zu Aaron Rodgers weiter zu strapazieren, indem man dessen Kumpel und primären Receiver abgibt. Auch in seinem eigenen Interesse stimmt Nelson letztlich einer Gehaltskürzung zu.

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Mailbag: McCarron, Manziel, Broncos - und ein erster Draft-Ausblick

Markus und Aventos: Welche sind die Top-Landing-Spots für A.J. McCarron? Werden die Browns wieder einen Angriff starten? Wie sieht die Zukunft von Kizer aus, sollten die Browns im Draft in Runde 1 oder 2 einen Quarterback draften oder sich gar einen Free Agent holen?

Ich gehe fest davon aus, dass Cleveland McCarron abermals ins Visier nimmt - und sei es nur als mögliche Übergangslösung. Hue Jackson sieht, davon dürfen wir ausgehen, ohnehin mehr als das in McCarron: Er kennt ihn noch bestens aus Cincinnati und bekanntermaßen standen die Browns kurz davor, zur Trade-Deadline im Vorjahr sogar hohe Picks (die Rede war von einem Zweit- und einem Drittrunden-Pick) in den langjährigen Bengals-Backup-Quarterback zu investieren.

Meine Einschätzung hierzu: Cleveland, zumindest der Trainerstab, sieht McCarron als deutlich günstigere Alternative zu Kirk Cousins, der sich möglicherweise ohnehin auch mit Geld nicht von den Browns überzeugen lassen wird. Die Mitbewerber werden bei McCarron deutlich geringer und weniger aggressiv sein und die schon vorhandene Vertrautheit zwischen Head Coach und Quarterback bringt die Browns hier in eine vorteilhafte Position.

Und Kizer? Sollten sich die Browns auf McCarron festlegen, würde ich von dem Bears-Glennon-Trubisky-Desaster abraten und den ersten Pick traden, um die noch immer vorhandenen Lücken im Kader zu schließen. Kizer ist noch sehr jung, er wäre in dem Szenario der "Quasi-Rookie"-Backup, der endlich in Ruhe entwickelt werden kann. Falls die Browns von einem Quarterback im Draft komplett überzeugt sind, macht eine Free-Agency-Verpflichtung nur bedingt Sinn - dann kann man auch Kizer oder Kessler starten lassen, bis der Rookie bereit ist.

Luke: Johnny Manziel startet ja bekanntlich in der Spring League. Glaubst du ein NFL-Team wäre bereit, ihm nochmal eine Chance als Backup zu geben, wenn er dort sportlich überzeugt? Oder ist er trotz seines Talents endgültig fertig in der NFL?

Allein der Blick auf Manziels rein sportliche Qualitäten wird nicht wenige NFL-Verantwortliche dankend ablehnen lassen. Das macht den Markt von vorneherein klein, und jeder weiß um das riesige Gepäck, das Manziel abseits des Platzes mitbringt.

Ich hatte den Eindruck, dass Manziels Aussagen ehrlich wirkten und ich will ihm glauben, dass er ernsthafte Schritte unternommen hat, um sein Leben in die rechten Bahnen zu lenken. Die Spring League ist jetzt ein nettes Schaufenster, um sich zu zeigen und sich den NFL-Coaches wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Letztlich aber gibt es - glaube ich - nur einen wirklich erfolgsversprechenden Weg für Manziel zurück in die NFL, schließlich wird jedes Team bei seiner Verpflichtung auch den Medien-Zirkus im Hinterkopf haben, den Manziel unweigerlich mitbringt: Manziel muss beweisen, dass er vor allen Dingen ein Profi sein und als solcher in den Strukturen eines Profi-Teams funktionieren kann.

Das funktioniert letztlich nur, wenn Manziel als Profi arbeitet und der Weg dafür wäre der nach Kanada. Die CFL sollte Manziel nicht nur sportlich deutlich eher liegen als die NFL, sie wäre auch die perfekte Bühne, um NFL-Teams über mehrere Monate den "neuen Johnny Manziel" zu zeigen. Erste Kontakte dahingehend gab es ja bereits, ich vermute, Manziel will erst versuchen, dieses Jahr in der NFL irgendwo unterzukommen. Der beste Weg für Manziel in die NFL führt aber über die CFL.

Niklas_Cage: Ich hätte gerne einen ersten Draft-Ausblick. Kein Mock, eher: Welche Position ist tief besetzt? Welche schwach?

Tief besetzt sind in jedem Fall die Quarterbacks, auch weil es hier Prospects mit unterschiedlichsten Stärken gibt. Darnold, Rosen, Jackson, Mayfield, Allen, Rudolph, White - hier ist für verschiedene Scheme-Geschmäcker etwas geboten. Auch bei den Defensive Ends ist mit Chubb, Key, Hubbard, Mata'afa, Davenport, Hand und Co. einiges geboten.

Wieder einmal ganz vorne mit dabei sind die Running Backs: Barkley, Guice, Penny, Johnson, Chubb, Michel - ähnlich wie bei den Quarterbacks gibt es auch hier unterschiedliche Spielertypen, und das erneut mit einer beachtlichen Tiefe. Es ist ein maßgeblicher Grund dafür, dass es sich in den allermeisten Fällen schlicht nicht lohnt, viel Geld oder einen hohen Draft-Pick für einen Running Back auszugeben.

Zwei Positionsgruppen, die mir als deutlich weniger tief aufgefallen sind: Interior Offensive Line - trotz der enormen Qualität von Quenton Nelson an der Spitze - und Wide Receiver. In den vergangenen Jahren wurden wir mit einigen spektakulären Receiver-Jahrgängen verwöhnt, das scheint, zumindest soweit sich das aktuell voraussagen lässt, dieses Mal nicht der Fall. Angehende Free-Agent-Receiver wie Jarvis Landry oder Allen Robinson könnten davon profitieren.

Aber, weil ich selbst in meiner Draft-Vorbereitung noch nicht ansatzweise fertig bin, habe ich für die tiefere Beantwortung dieser Frage Christian Schimmel von derdraft.de dazu geholt! Seine Einschätzung:

Ich möchte Adrian hier in Vielem zustimmen. Ich denke man muss noch einmal herausstellen wie stark diese Quarterback-Klasse, vor allem in der Spitze, ist. Sie wird vermutlich die erste seit 2012 sein, die drei, wenn nicht vier Quarterbacks in den ersten zehn Picks haben wird. Ich würde auch die Offensive Line, insbesondere in der Tiefe klar als Stärke charakterisieren.

Außer Quenton Nelson, und da hat Adrian schon Recht, fehlen etwas die Spitzenprospects, aber es wird insbesondere an Tag 2 noch sehr gute Optionen für die Teams geben. Neben den Running Backs sollten viele Mannschaften ihre Lücken bei den Inside Linebackers schließen können. Dort gibt es auch über Roquan Smith und Tremaine Edmunds hinaus etliche gute NFL-Anwärter.

Auf der anderen Seite des Spektrums stehen klipp und klar Wide Receiver und Tight Ends. Ich persönlich sehe aktuell niemanden der aus diesen Gruppen in den Top-15 gehen sollte, auch wenn insbesondere Alabama-Receiver Calvin Ridley dort in den meisten Mock Drafts zu finden ist. Die Tight-End-Klasse ist auch in der Tiefe dieses Jahr eher schwach besetzt.

Bei den Defensive Backs ist es interessant: Es gibt dort mit Minkah Fitzpatrick und Derwin James zwei Top-10-Safeties. Nach den beiden scheint sich jedoch eine recht große Lücke aufzutun. Auf Cornerback gibt es heuer nicht die Spitzenspieler wie Jalen Ramsey oder Marlon Humphrey in den vergangenen Drafts, es wird aber in jedem Fall wieder etliche Kandidaten fürs Ende von Runde 1 und den zweiten Tag geben.

James Bradawick: Hat Lamar Jackson das Potential, in der ersten Runde gedraftet zu werden? Denke da etwa an die Bills oder vielleicht die Jags, passt ja in ihr Scheme - oder etwa doch in der zweiten Runde zu den Cards, wo ihn einige sehen?

Das Potential hat er ohne Frage. Die große Frage wird sein, ob ein Team bereit ist, sich voll auf ihn einzulassen. Ähnlich wie bei Deshaun Watson in Houston müsste man die Offense um Jacksons Fähigkeiten herum aufbauen und ihn sich so nach und nach weiterentwickeln lassen. Alles andere wäre eine verschenkte Investition.

Buffalo wäre schon äußerst ironisch, bedenkt man, wie sehr die Coaches offenbar auf einen klassischeren Pocket-Quarterback pochen. Jacksonville in Kombination mit Fournette hätte sicher einen Reiz, aber ich glaube einerseits dass die Jags Bortles 2018 nochmals eine Chance geben und andererseits, dass ein von Tom Coughlin geführtes Team den Pocket-Quarterback nahezu immer bevorzugen wird.

Arizona in der zweiten Runde, möglicherweise dann via Trade nach oben, könnte Sinn machen - allerdings nur, wenn Offensive Coordinator Mike McCoy bereit ist, die Offense zumindest vorerst um Jacksons Fähigkeiten herum aufzubauen. Auch ein Team wie die Jets würde ich hier nicht ausschließen - zumindest in die Offense, die New York in der Vorsaison (wenn auch unter anderem Coordinator als nächste Saison) gespielt haben, würde er sehr gut rein passen.

Aventos: Werden die Chiefs 2018/2019 ein Contender sein? Oder braucht Mahomes mindestens ein bis zwei Jahre, um in der Liga anzukommen?

Full Disclosure für alle die es nicht wissen: Ich hatte Mahomes in meinem Pre-Draft-Ranking als Top-Quarterback seiner Klasse gelistet - vor Trubisky (3), vor Watson (2) und definitiv vor Kizer (4). Aber auch bei Mahomes hatte ich durchaus noch meine Zweifel was kurzfristigen Erfolg angeht, vor allem in technischen Aspekten wie Bein- und Fußarbeit hatte er noch viel Arbeit vor sich.

Hier ist, was ich von den Chiefs erwarte: Andy Reid hat gerade in der vergangenen Saison - wie schon so häufig in seiner Karriere - eindrucksvoll gezeigt, wie variabel er in der Gestaltung seiner Offense ist und wie er sie auch an seinen Quarterback anpasst. Kansas City hat mit Hill, Kelce und Hunt schon ein vielseitiges Waffenarsenal, das um die eine oder andere Wide-Receiver-Option erweitert werden dürfte.

Die Defense wird jünger und aggressiver aufgebaut - und in Kombination mit Reids Talent als Quarterback-Entwickler wird Mahomes eine nicht nur statistisch gute Saison spielen. In der Summe reicht das für die Playoffs. Zum Contender fehlt dann aber doch noch ein wenig.

Daniel Steinbock: Wären die Broncos mit einem neuen Quarterback wieder ein Titelkandidat? Oder gibt es noch weitere Baustellen? Was kann in der Free Agency und im Draft passieren?

Mit "einem neuem Quarterback" nicht - mit Cousins potentiell schon. Potentiell deshalb, weil Denver sicher mehr Baustellen hat als nur den Quarterback: Die Offensive Line ist hier sicher eines der größten Fragezeichen, umso mehr da Center Matt Paradis ein Restricted Free Agent sein wird. Doch auch mit Paradis gibt es Luft nach oben.

Defensiv darf man unter anderem auf die Linebacker-Position schauen, die Defensive Line braucht mehr Tiefe und kann nicht eine weitere Saison von Domata Peko auf dem überraschend hohen 2017er Level erwarten.

Dennoch wird Denver mit das aggressivste Team sein, wenn es um Cousins geht. Die Broncos sind in weiten Teilen ihres Kaders personell bedingt nach wie vor im "Win-Now"-Modus, aber auch das Fenster für Spieler wie Von Miller, Chris Harris, Demaryius Thomas oder Emmanuel Sanders - Letzterer gilt ebenfalls als Trade-Kandidat - ist nicht ewig offen.

Dazu kommen zwei weitere Aspekte: Cousins hat einerseits in der vergangenen Saison gezeigt, wenn auch in einem noch immer sehr guten Scheme, dass er ohne hohe individuelle Qualität um sich herum gut bis sehr gut spielen kann. Die Broncos auf der anderen Seite haben mit Paxton Lynch wohl gründlich daneben gegriffen und John Elway scheint dem bewährten und teuren NFL-erfahrenen Quarterback deutlich positiver gegenüber zu stehen als dem günstigeren, aber auch schwer einschätzbaren Rookie. Durch Lynch wird sich diese Einstellung noch verstärkt haben.

Patrick: Wie sieht es bei den Buffalo Bills aus? Werden sie nun an Tyrod Taylor festhalten, oder denkst Du, dass sie ihn weg traden und dann via Draft ihren Quarterback holen?

Wie oben bereits ausgeführt: Ich sehe, nach dem, was wir in der vergangenen Saison erlebt haben, keine Chance, dass Buffalo mit Taylor in die kommende Saison geht. McDermott und sein Trainerstab wollen einen anderen Spielertyp - deshalb denke ich, dass die Bills beispielsweise durchaus Interesse an McCarron haben könnten.

Vor allem aber mehren sich die Gerüchte, wonach Buffalo der diesjährige heiße Kandidat für den spektakulären Draft-Trade ist und die Bills unter anderem ihre beiden Erstrunden-Picks opfern werden, um im Draft in die Top-5 (oder sogar noch höher) vorzustoßen.

fazzinho: Die Bucs sind auf der Suche nach einem neuen D-Line-Coach - reicht das, um die Defense zu stabilisieren? Spielerpotential wäre ja da! Im Draft dann noch ein Cornerback und eventuell ein Linebacker...

Tampa braucht vor allem mindestens einen dominanten Edge-Rusher. Ein neuer D-Line-Coach - inzwischen ist klar, dass es wohl Brentson Buckner (Arizonas ehemaliger D-Line-Coach) wird - mag ein guter Anfang sein, doch wird auch der nicht auf Knopfdruck die zweitschlechteste Pressure-Rate der NFL (12,7 Prozent) plötzlich auf den Kopf stellen können. Das defensive Kernproblem der Bucs in der Vorsaison war die Tatsache, dass die Front keinen Druck kreieren konnte und so die Probleme in der Secondary gnadenlos aufgedeckt wurden.

Diese Problematik hatte sich 2016 schon angekündigt, als Tampa mit einer Pressure-Rate von 22,7 Prozent ohne Blitzing bereits nur fünf Teams hinter sich lassen konnte. Lediglich in der Blitz-Statistik bewegten sich die Bucs mit 36,1 Prozent auf den Blitz-Liga-Durchschnitt zu. Defensive Coordinator Mike Smith ist kein aggressiver Blitz-Caller und die Problematik wurde so in der vergangenen Saison noch größer. Die Folge: Man benötigt zwangsläufig mehr individuelle Pass-Rush-Qualität in der Front Four - oder ein anderes Scheme.

Ersteres dürfte, blickt man auf Tampas Kader, vorerst einfacher zu beschaffen sein. Ziggy Ansah sollte auf dem Bucs-Radar weit oben sein.