Und den Super Bowl gewinnt...

Von Adrian Franke
05. Februar 201714:04
Die New England Patriots treffen im Super Bowl auf die Atlanta Falconsgetty
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It's Super-Bowl-Sunday! Die Atlanta Falcons stehen heute endlich den New England Patriots gegenüber - SPOX stimmt Euch mit dem großen Head-to-Head ein! Wer hat wo die Oberhand? Welche Details könnten entscheiden? Welche Spieler stehen besonders im Fokus? Die Super-Bowl-Übertragung beginnt am Sonntagabend ab 23.30 Uhr live auf DAZN - mit deutschsprachigem und dem Original-Kommentar.

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Quarterback

Matt Ryan vs. Tom Brady

Matt Ryan hatte es in Atlanta wahrlich nicht immer leicht - doch das zweite Jahr in der Offensive von Kyle Shanahan hat sich als unerwartete Leistungsexplosion entpuppt. Das wird in mehreren Aspekten deutlich: Atlanta spielte etwa in dieser Saison mehr Play Action, als irgendein anderes Team, und nachdem sich Ryan in den vergangenen Jahren hier noch sichtbar unwohl fühlte, lieferte er in dieser Saison. 11,3 Yards pro Pass und neun Touchdowns gelangen Ryan bei Play Action.

Darüber hinaus fördert Shanahan einen gewissen Mut dazu, gegen Man Coverage einige Yards zu erlaufen - und Ryan streut das funktional ein, zu sehen auch im Championship Game gegen Green Bay. Vor allem aber erkennt Ryan, der mit seinen Career-Postseason-Siegen zwei und drei endlich das Stigma des Regular-Season-Quarterbacks ablegen konnte, die Stärken seiner Offense mit Blick auf die Defensivformation deutlich besser als noch in der letzten Saison.

Das Resultat daraus ist die effiziente Ballverteilung: Ryans Touchdown-Pässe zu 13 verschiedenen Receivern sind ein neuer NFL-Rekord, vor allem Julio Jones ist nicht mehr der Alleinunterhalter. Gingen 2015 noch 33 Prozent von Ryans Pässen zu seinem Nummer-1-Receiver, waren es in dieser Saison noch 24 Prozent. Weiter noch: Jones hatte in dieser Saison fünf Spiele mit 60 Yards oder weniger, alle fünf hat Atlanta gewonnen - genau wie die beiden Partien, die Jones verletzungsbedingt verpasst hat. Doch für Brady auf der anderen Seite spricht mehr als der enorme Vorteil an Erfahrung (siebte Super-Bowl-Teilnahme, für Ryan ist es die erste).

Tom Brady vor dem Super Bowl - Rache ist Avocado-Eis

Vielmehr spielt der 39-Jährige eine weitere herausragende Saison, die Patriots-Offense funktioniert auch ohne Rob Gronkowski auf extrem hohem Niveau und Brady agiert nicht selten nahezu fehlerfrei. Nicht umsonst ist es der erste Super Bowl seit 1984, in dem sich der Quarterback mit dem besten Passer-Rating (Ryan) und der mit dem zweitbesten (Brady) gegenüberstehen. Brady knüpft in dieser Saison an seine extrem konstante Form an, während Ryan in der Verfassung seines Lebens ist.

Vorteil: Ausgeglichen

Running Backs Falcons vs. Linebacker Patriots

Devonta Freeman und Tevin Coleman vs. Dont'a Hightower, Kyle Van Noy, Shea McClellin/Elandon Roberts

Hier ruht ein mögliches Schlüsselduell im diesjährigen Super Bowl - und das gar nicht mal unbedingt auf das Running Game bezogen. Wenige Teams sind so gut darin, ihre Running Backs im Passing Game aufzubieten und hier Mismatches zu kreieren, wie Atlanta: Freeman (54 REC, 462 YDS, 2 TD in der Regular Season) und Coleman (31 REC, 421 YDS, 3 TD) stellen sich regelmäßig als Receiver auf, oder laufen Routes aus dem Backfield. 22 Prozent der Falcons-Pässe gingen an Running Backs.

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Mit Pre-Snap-Movements erzwingt Atlanta so immer wieder gute Matchups und zwingt Linebacker oder gar Defensive Linemen in Coverage gegen einen der beiden schnellen Running Backs. Wie New England darauf antwortet, könnte ein entscheidender Faktor sein: Halten die Linebacker und Safeties in Coverage, würde das die Falcons einer äußerst wichtigen Waffe berauben. Doch das war aus Sicht der Patriots in dieser Saison nicht unbedingt eine Stärke, einige Male wurden Cover-Probleme der Linebacker deutlich.

Dazu kommt allerdings, dass die Patriots in dieser Saison eines der besten Tackling-Teams der Liga sind: New England lässt bei geplanten Runs nur 2,27 Yards pro Run nach erstem Kontakt zu - der ligaweit viertbeste Wert.

Vorteil: Falcons

Running Backs Patriots vs. Linebacker Falcons

LeGarrette Blount, Dion Lewis, James White vs. Deion Jones, De'Vondre Campbell

Anknüpfend an den letzten Punkt: Die Falcons lassen 2,89 Yards nach erstem Kontakt zu, der schlechteste Wert in der NFL. Atlanta hat seine Defensive auf Jugend und Geschwindigkeit gepolt, gerade in der Mitte des Feldes starten mit Deion Jones, De'Vondre Campbell und Safety Keanu Neal gleich drei Rookies.

Doch während insbesondere Campbell und Jones mit ihrer Explosivität und damit verbundenen Reichweite glänzen, sind sie im Running Game angreifbar. Nicht umsonst ließen die Falcons in der Regular Season 4,5 Yards pro Run zu (sechsthöchster Wert), und das war nicht durch Big Plays bedingt (nur 13 Runs von über 20 Yards), sondern eher ein konstantes Problem.

Die Patriots könnten sich durchaus dazu entscheiden, Atlanta mit Power-Runs über LeGarrette Blount zu zermürben. Es wäre wohl nicht die schlechteste Taktik. Gleichzeitig aber kann das vielseitige Running-Back-Corps der Pats Atlanta auch anders attackieren: Die Falcons ließen gegen Running Backs im Passing Game die zweitmeisten Catches (85), die viertmeisten Yards (659) und die meisten Touchdowns (6) zu. Hier wäre vor allem White (67 Targets, fünf Touchdowns) die primäre Lösung, aber auch Lewis ist dabei brandgefährlich.

Vorteil: Patriots

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Receiver/Tight Ends Falcons vs. Secondary Patriots

Julio Jones, Mohamed Sanu, Taylor Gabriel, Austin Hooper vs. Malcolm Butler, Logan Ryan, Patrick Chung, Devin McCourty

Atlantas Receiving-Corps kann jeder Secondary Probleme bereiten, und das aufgrund der vielen Optionen für Ryan. Julio Jones als der physische Nummer-1-Receiver, der alles kann - Shanahan bietet ihn beispielsweise auch gerne im Slot auf, wo Jones mit Crossing-Routes über die Mitte extrem effizient ist. Insgesamt gelangen ihm 3,23 Yards pro Route, der Liga-Höchstwert, und nicht wenige davon kamen bei gut designten Route-Konzepten, die Jones 1-gegen-1-Duelle über die Mitte bescherten, zustande.

Die Falcons-Offense in der Taktik-Analyse: Ein Raubtier mit vielen Zähnen

Dazu kommen der ebenfalls physische Mohamed Sanu sowie Speedster Taylor Gabriel, der Defenses zwingt, den langen Pass zu beachten und gleichzeitig jederzeit aus kurzen Screens große Raumgewinne erzielen kann - und die Tight Ends. Shanahan stellt gerne mehrere Tight Ends gleichzeitig auf, um dann aus diesen Formationen mit Pässen zu überraschen: Nur 44 Prozent von Atlantas Pässen kamen aus 3-Receiver-Sets.

All das wirft die spannende Frage auf: Wie verteidigt New England die Falcons-Receiving-Armada? Es ist nicht damit zu rechnen, dass Top-Cornerback Malcolm Butler Jones in Mann-Deckung nimmt, mit derart physischen Receivern macht er das selten. Wahrscheinlicher ist eine Mischung aus Logan Ryan oder Eric Rowe und Safety Devin McCourty, während Butler den zweiten Falcons-Receiver auf dem Platz ausschaltet.

Nicht die schlechteste Formel für die Pats, dennoch wird das eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Ein weiterer Schlüssel: Wer behält die Oberhand, New Englands starke Deep-Passing-Defense oder Atlantas gefährliche Deep-Passing-Offense?

Vorteil: Falcons

Receiver/Tight Ends Patriots vs. Secondary Falcons

Julian Edelman, Chris Hogan, Malcolm Mitchell, Martellus Bennett vs. Robert Alford, Jalen Collins, Ricardo Allen, Keanu Neal

New England braucht für sein Scheme nicht zwangsläufig die physischsten, körperlich überlegenen Receiver. Vielmehr geht es um mentale Nuancen, darum, die Defense richtig zu lesen und in Sekundenbruchteilen die richtige Route zu wählen. Das klappt in dieser Saison bei den Pats extrem gut: Egal, wo sich Edelman und Hogan aufstellen, das Verständnis mit Brady und das gemeinsame Lesen der Defense funktioniert glänzend.

Nicht ohne Grund führen Edelman (2,13 Yards pro Route) und Hogan (1,81) New England in Yards pro Route an. Hogan ist zudem mit 12,8 Air-Yards pro Target Bradys bevorzugte Deep-Threat, dazu haben die Patriots noch mehrere Waffen in der Hinterhand: Malcolm Mitchell, der in dieser Saison gezeigt hat, dass er bei langen Pässen Cornerbacks abschütteln kann, sowie Bennett und Michael Floyd. Letzterer ist eine große Unbekannte, Floyd wurde nach seiner Entlassung in Arizona erst kurz vor den Playoffs verpflichtet - könnte aber vor allem in der Red Zone Probleme bereiten.

Die Patriots-Offense in der Taktik-Analyse: Wie eine Schachtel Pralinen

Wie also antwortet Atlanta darauf? Zunächst gilt es, nicht zu vergessen, dass Top-Cornerback Desmond Trufant bereits seit Wochen ausfällt. In dessen Abwesenheit haben Robert Alford und Jalen Collins eine positive Entwicklung eingeschlagen, einen Shutdown-Cornerback allerdings haben die Falcons nicht. Das ist auch ein Grund dafür, dass Atlanta in dieser Saison die schwächste Red-Zone-Defense aller 32 Teams hatte und die fünftmeisten Touchdown-Pässe (31) zugelassen hat.

Ein außerdem entscheidender Faktor: Wie kommen die jungen Falcons-Verteidiger mental damit klar, wenn Brady das Tempo anzieht und, wie gegen Pittsburgh, auf eine schnelle No-Huddle-Offense setzt?

Vorteil: Patriots

Offensive Line Falcons vs. Defensive Line Patriots

Jake Matthews, Andy Levitre, Alex Mack, Chris Chester, Ryan Schraeder vs. Chris Long, Alan Branch, Malcom Brown, Trey Flowers

Wenn Atlanta kein Running Game ins Rollen bringt, dann wird es ein sehr schweres Spiel - und die Patriots haben gegen Pittsburgh eindrucksvoll gezeigt, dass sie ein starkes Run-Blocking kontrollieren können. Zwar fiel Le'Veon Bell früh aus, dennoch hatten die Steelers die beste Run-Blocking-Line der letzten Wochen und mit DeAngelo Williams einen fähigen Running Back dahinter. New England neutralisierte sie.

Patricia und die Patriots-Defense: Rotkäppchen und die bösen Falcons

Die Patriots stellten die Line of Scrimmage mehrfach mit fünf Verteidigern zu, ohne dabei zu blitzen. Stattdessen verteidigten sie die Gaps diszipliniert und ihrerseits mit Geduld, dazu haben sie mit Branch und Brown zwei Run-Stopping-Maschinen - während bei den Falcons Center Alex Mack nach wie vor angeschlagen ist. Und selbst mit einem fitten Mack hatte Atlanta während der Regular Season in Pass-Protection mitunter seine liebe Mühe.

Die Pats sind kein Team, das Gegnern mit aggressiven Blitzen konstant zusetzt und verfügen über keinen dominanten Pass-Rush(er). Aber sie haben das Personal und die Vielfalt, um die Line of Scrimmage zu dominieren. Nicht umsonst gingen nur gut 13 Prozent aller Runs gegen die Pats weiter als fünf Yards.

Vorteil: Patriots

Offensive Line Patriots vs. Defensive Line Falcons

Nate Solder, Joe Thuney, David Andrews, Shaquille Mason, Marcus Cannon vs. Brooks Reed, Jonathan Babineaux, Grady Jarrett, Tyson Jackson, Vic Beasley

Man kann es eigentlich nicht überbewerten, wie wichtig die unter Coach Dante Scarnecchia deutlich verbesserte Offensive Line für die Patriots ist. Nach dem Debakel in Denver im Vorjahres-Championship-Game (16 QB-Hits, Pressure bei 45 Prozent von Bradys Dropbacks), sind New Englands Tackle in diesem Jahr die Stärke der Line. Die Mitte dagegen ist anfällig, doch kann Atlanta hier Druck erzeugen? Die Defensive Tackle sind solide, mehr aber nicht.

Aufseiten der Falcons ist die spannende Frage: Wie aggressiv geht Dan Quinn das Spiel an? In der Regular Season spielten die Falcons extrem zurückhaltend und blitzten in nur 16,9 Prozent der Fälle - ligaweit der drittletzte Rang. In den beiden Playoffs-Spielen dagegen schnellte diese Zahl dann bis auf 36 Prozent hoch, und auch die Pressure-Rate ist fast verdoppelt (24,9 Prozent auf 44,9 Prozent). Doch Vorsicht ist geboten: Brady steht in dieser Saison bei 61/99, 838 YDS, 11 TD, 0 INT, 2 Sacks gegen den Blitz.

Vic Beasley führte die NFL zwar in Sacks in der Regular Season an (15,5), davon kamen aber 3,5 gegen die schwache Broncos-O-Line sowie drei gegen die ebenfalls äußerst anfällige Rams-O-Line - Beasley machte aus überdurchschnittlich vielen Pressures auch Sacks, so dass die 15,5 am Ende mit Vorsicht zu genießen sind. Darüber hinaus spielte Beasley lediglich 19,7 Prozent der Snaps, wenn der Gegner nur zwei oder weniger Receiver aufbot - was die Patriots in 49,9 Prozent der Zeit tun.

Eine Möglichkeit: Atlanta könnte, wie es etwa die Texans auch gemacht haben, Beasley an der Line herum bewegen und auch über die Mitte angreifen lassen. Doch insgesamt ist der Pass-Rush ein Problem.

Vorteil: Patriots.

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Special Teams

Matt Bryant (Kicker), Matt Bosher (Punter), Eric Weems (Returner) vs. Stephen Gostkowski (Kicker), Ryan Allen (Punter), Dion Lewis (Returner)

Kein allzu großer Unterschied: Football Outsiders rankt beide Special Teams nahezu gleichauf (New England auf dem siebten, Atlanta auf dem achten Rang), wobei die Pats ihre Stärken in Kick-Off- und Punt-Coverage und die Falcons ihre in Field Goals haben. Matt Bryant war in dieser Saison, verglichen mit New Englands Stephen Gostkowski, der verlässlichere Kicker.

Mit Lewis und Edelman als Return-Optionen allerdings sind die Patriots hier explosiver aufgestellt, und erhielten im Special Team außerdem unter der Woche eine gute Nachricht: Nate Ebner (Gehirnerschütterung) kehrte am Mittwoch ins Training zurück.

Vorteil: Ausgeglichen

Coaches

Dan Quinn (Head Coach), Kyle Shanahan (Offensive Coordinator), Richard Smith (Defensive Coordinator) vs. Bill Belichick (Head Coach), Josh McDaniels (Offensive Coordinator), Matt Patricia (Defensive Coordinator)

Keine Frage: In Punkto (Super Bowl-)Erfahrung macht niemand den Patriots irgendetwas vor. Dennoch dürfen sich alle Zuschauer auf ein tolles Matchup freuen: Belichick und Patricia werden über zwei Wochen einen Game Plan vorbereitet haben, der sich gewaschen hat - doch das lässt sich auch über Atlantas Offensive Coordinator Kyle Shanahan sagen.

Der war in dieser Saison besser als jeder andere Coordinator, wenn es darum ging, seine Offense spezifisch auf die Schwächen des kommenden Gegners einzustellen. Die große Frage: Welche Schwächen hat er bei den Patriots ausgemacht, die zu attackieren sich für Atlanta lohnt? Quinn derweil hat bereits aus seiner Seahawks-Zeit einiges an Playoff- und Super-Bowl-Erfahrung, und könnte seine Defense über die letzten zwei Wochen verstärkt auf Man Coverage umgestellt haben.

Vorteil: Patriots

Prognose

Die Falcons haben die beste Offense dieser Saison, die Patriots allerdings sind nicht so weit dahinter, wie es für manche wirken mag. Umgekehrt dagegen ist die Diskrepanz deutlich größer: Atlantas physisch extrem begabte, aber eben auch noch sehr junge Defense wird mit der Offense der Patriots - sowohl was das Scheme als auch was die individuellen Matchups angeht - große Probleme bekommen.

Auf der anderen Seite wird Atlanta zwar punkten können, doch die Defense der Patriots ist durch ihre Vielfalt und die damit verbundene Anpassungsfähigkeit unglaublich schwer zu bespielen. Einen Shootout, den etwa die Buchmacher in Las Vegas erwarten, sehe ich nicht. New England wird mehr Stops hinbekommen, und das Spiel über sein Running Game kontrollieren, während die Pats defensiv Atlantas Run Game stoppen können.

Unter dem Strich gewinnt das ausgeglichenere Team - und das sind die Patriots.

Der Super Bowl im Überblick

Das SPOX-NFL-Tippspiel, Super-Bowl-Edition:

Florian RegelmannStefan PetriAdrian FrankeMarcus Blumberg

Falcons vs. Patriots

20:2727:3124:3020:31

MVP

Tom BradyTom BradyLeGarrette BlountTom Brady
Conference1-12-01-11-1
Insgesamt
166-100165-101

171-95

164-102