Finn Fichtner

Die Indiana Pacers haben ein entscheidendes Game 7 erzwungen. <a href="https://www.spox.com/nba/listen/game-7-in-den-nba-finals-spektakulaere-indiana-pacers-erzwingen-das-ultimative-spiel-gegen-okc/bltf0bf492bcfbf4b72#cs4abe55d36be5a0cc" target="_blank">Mit einem angeschlagenen Tyrese Haliburton und dem Rücken zur Wand holen sich die Pacers überraschend deutlich Spiel 6</a>. Dabei liefert Indiana einerseits Spektakel in der Offensive und erstickt andererseits die Angriffe der Thunder, die auf ihren Heimvorteil und taktische Kniffe hoffen müssen. Doch fernab möglicher Anpassungen und des Ausgangs der Serie: Wie viel Spaß machen diese Finals?!Die Erkenntnisse aus Game 6.<script src="https://cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SINGLE_6ecb6574-5cb9-4d02-b824-8e6fd85e3df8" async=""></script>

Unglaubliche Highlights, unerwartete Helden und ungewohnte Schwächen: Die spannendsten NBA Finals seit langer Zeit

Kann er spielen oder nicht? Jeder Pacers-Fan wird in den letzten Tagen <a href="https://www.spox.com/nba/listen/verletzungsdrama-in-den-nba-finals-tyrese-haliburton-meldet-sich-mit-update-vor-game-6-zu-wort/blt23cddfcdefd5f5a5" target="_blank">jedes Wort von Tyrese Haliburton und Rick Carlisle</a> genauestens verfolgt und jedes Humpeln und Nachziehen seines rechten Beines kritisch beäugt haben. Angeschlagen war der Point Guard wohl sowieso, doch dann verletzte er sich in Spiel 5 schwerer. Sichtlich eingeschränkt kämpfte sich der 25-Jährige mit mehreren Pausen durch die Partie. Hatte er eh schon große Probleme mit der Defense der Thunder, ging auf einem Bein nichts mehr und kein einziger Wurf aus dem Feld fand den Weg in den Korb.Dennoch kündigte Hali direkt im Anschluss an: "Wenn ich gehen kann, werde ich auch spielen." Und wie er gehen und spielen konnte! Ein früher Freiwurf brachte ihm Selbstvertrauen. Zwar verfehlte der anschließende Dreier sein Ziel und auch nach der Iso gegen Hartenstein fehlten vielleicht ein paar Prozent für mehr Platz und den Treffer, doch Haliburton wirkte fit und zeigte sich direkt aggressiv. Mit anhaltender Spieldauer begann auch der Distanzwurf zu fallen (3/7 3FG) und der Guard dirigierte die Offensive gewohnt (5 Assists). Als Pascal Siakam in Transition per Poster ein dickes Ausrufezeichen setzte, war es Haliburton, der ihn zuvor mit einem No-Look-Pass bediente. Die Spielfreude war ihm anzusehen, doch ihren Ursprung hatte die Szene am anderen Ende, als er in den Pass von Jalen Williams spritzte und den Ball abfing. Haliburton wird zwar kein Edel-Verteidiger mehr in seiner Karriere, doch offenbart er sich in den Playoffs nicht als große Schwachstelle. Auch angeschlagen machte er seinen Job ordentlich und war zweimal mit einem Steal zur Stelle. Haliburton rieb sich auf und konnte dank des souveränen Sieges nach 23 Minuten auf dem Feld in den Feierabend gehen. "Ich habe nun ein paar Tage Zeit, um mich darum zu kümmern", sagte er direkt nach der Partie auf seinen Gesundheitszustand angesprochen. Nach der Leistung eine Drohung in den Ohren der Thunder.

Die Wade eines ganzen Staates: Haliburton ist fit

Wäre Haliburton nicht fit gewesen, <a href="https://www.spox.com/nba/listen/ein-undrafted-free-agent-als-letzte-hoffnung-so-koennen-die-indiana-pacers-den-finals-kollaps-gegen-okc-noch-verhindern/bltde4998e6c1389cfb" target="_blank">hätte vermutlich T.J. McConnell eine größere Rolle übernommen</a>. Bereits in Game 5 vertrat der Ersatzmann Hali teils überragend. Dass die Pacers zwischenzeitlich am Comeback schnupperten, hatten sie einzig seinem Scoring im dritten Viertel zu verdanken. Als ihm die Puste ausging, zogen die Thunder wieder davon. Doch es war nicht die erste Duftmarke in diesen Finals: Bereits in Game 3 scorte er zwar ebenfalls von der Bank solide, doch sorgte mit 5 Steals, wobei er OKC teils den Ball beim Einwurf klaute, für weitere Möglichkeiten.In Spiel 6 lieferte McConnell erneut ab. Seine 4 Steals kann man wie die 12 Punkte mittlerweile bereits vor dem Tipp Off im Boxscore eintragen. Zudem schnappte er sich 9 Rebounds, war trotz seiner 1,85 Meter gar einmal am offensiven Brett zur Stelle und fand mit 6 Assists auch die freien Mitspieler. Zudem dürfen nicht viele ausgerechnet ihn auf der Liste der Spieler gehabt haben, die diese historisch gute OKC-Defense regelmäßig alt aussehen lassen.Neben McConnell war wieder einmal Obi Toppin für Rick Carlisle die zweite starke Option von der Bank. Der ehemalige Knickerbocker bringt ebenso viel Schwung und Energie in seinen Minuten auf den Court. Nicht immer ist alles, was er mit dem Ball in der Hand macht, hübsch anzusehen und insbesondere zu Beginn der Serie unterliefen ihm teils hanebüchene Turnover.Doch neben seinen krachenden Putback-Dunks beweist Toppin über die Serie ein heißes Händchen von draußen. Vier von sieben Versuchen fielen von Downtown in Spiel 6. Über die Serie trifft er 39,4 Prozent seiner Dreier. Mit seinen stets soliden Zahlen reiht er sich bereits in eine exklusive Statistik mit <a href="https://www.spox.com/nba/news/unglaubliche-statistiken-obi-toppin-zieht-in-den-nba-finals-mit-siebenfachem-champion-gleich/blt07cb41801953e3cb" target="_blank">Robert Horry ein. </a><a href="https://www.spox.com/nba/news/unglaubliche-statistiken-obi-toppin-zieht-in-den-nba-finals-mit-siebenfachem-champion-gleich/blt07cb41801953e3cb" target="_blank"></a> Es gibt schlechtere Gesellschaft und schlechtere Omen für einen möglichen Meistertitel.

Das McConnell-Märchen geht weiter - und Toppin schreibt seine eigene Geschichte

Doch auf dem Weg zur Championship herrscht auch bei den Pacers noch Verbesserungspotenzial. So sehr Toppin und McConnell von der Bank lieferten, so sehr bereitete Bennedict Mathurin große Sorgen. In seinen 14 Minuten kam erschreckend wenig Scoring und viel zu viele Fahrkarten. Mit -18 wies er das mit weitem Abstand schlechteste Plus-Minus-Rating Indianas auf.Im Vergleich zu einem anderen Pacer waren seine Quoten aber fast noch vorzeigbar. Der Dreier will bei Myles Turner schon die ganze Serie nicht so richtig fallen. Spiel 6 bildete da keine Ausnahme: Alle drei Triple verfehlten ihr Ziel. Frei von der Birne ging es nur an den Ring und auch mit weniger Abstand zum Korb wurde es nicht besser. 1/9 FG waren am Ende die schaurige Bilanz von Turner, der zumindest defensiv Holmgren mit der Zeit komplett ausschaltete.Auch fernab einzelner Akteure war Indys Offense nicht immer bestens aufgelegt. Es gab Phasen, in denen die Thunder minutenlang ohne Punkte blieben, doch zugleich stoppte auch bei den Pacers regelmäßig der Flow und sie wurden durch Einzelaktionen, absurde Würfe mit dem Buzzer und vor allem ihrer Transition getragen.

Aufgepasst OKC: Die Pacers könnten noch besser sein

Die 22 Fastbreak-Punkte der Pacers kamen dabei nicht aus dem Nirgendwo. Allein 13 davon waren eine direkte Folge von Turnover der Thunder. Insgesamt schenkte OKC den Ball gleich 21-Mal her. Nicht ganz unschuldig daran: Shai Gilgeous-Alexander, der MVP.8 Ballverluste verzeichnete SGA. Die meisten, in seiner Playoff-Karriere. Die meisten, die sich ein Spieler in den letzten 40 Jahren NBA-Finals-Geschichte erlaubt hat! Dabei hatte der Kanadier sogar das gesamte Schlussviertel auf der Bank verbracht und gar nicht die "Chance", sein Konto diesbezüglich aufzustocken."So wie ich das sehe, haben wir heute Nacht einfach grottenschlecht gespielt", nahm er im Anschluss kein Blatt vor den Mund. Das galt zudem auch explizit für seine eigene Leistung. Auf die vielen Turnover angesprochen offenbarte er: "Bei manchen war ich einfach nicht konzentriert, unvorsichtig und zu wenig engagiert."Fehler, die kurz vor dem Titel nicht passieren dürfen. Doch SGA war damit nicht allein. Auch Co-Star Jalen Williams sammelte unübliche 3 Ballverluste und Youngster Chet Holmgren wirkte teils unkoordiniert und abwesend. Sein verlegter Alley Oop war das Sinnbild eines Spielers, der in Gedanken vielleicht schon zu sehr bei der Zeremonie und Meisterfeier war.

Die Thunder und SGA müssen sich konzentrieren

"Sie haben heute härter als wir gespielt. Wenn ein Team härter spielt, dann erzwingt es häufig mehr Turnover", fasste SGA abschließend noch einmal nüchtern die offensichtlichen Erkenntnisse zusammen. Fernab der Turnover (21:11) unterlag OKC auch beim Battle für offensive Rebounds deutlich (11:4). Statistiken, die nicht allein durch Skill, sondern auch durch Wille zustande kommen.Dabei wurden die Pacers wieder einmal von ihren Fans getragen. Das Gainbridge Fieldhouse glich einem Tollhaus und konnte jederzeit durch einen Dreier, ein And-One oder ein Hustle-Play angezündet werden. In zwei der lautesten NBA-Arenen lässt sich argumentieren, dass der Heimvorteil noch immer eine große Rolle spielt - insbesondere für die Rollenspieler.Es ist ein altbekanntes Klischee, dass der Wurf bei der zweiten Garde bei Heimspielen deutlich besser fällt. Die grauenhafte Quote der Thunder (8/30 3FG), bei denen insbesondere Lu Dort entweder Backsteine warf oder begann, offene Würfe zu verweigern, wurde in der Endphase noch aufgehübscht. Vor dem Schlussviertel waren gerade einmal 3 von 20 Dreiern erfolgreich. Auch in Game 4 lief von Downtown bereits gar nichts zusammen. Zuhause hat OKC in der Serie insgesamt 39 Dreier getroffen, auswärts 21. Gut für die Thunder, dass Game 7 in der heimischen Paycom Arena stattfindet.

Der Heimvorteil existiert

Was wurde vor diesen Finals nicht alles geunkt: Die Teams seien langweilig, keine "echten" Stars dabei und die Serie sowieso entschieden. Das Unwort "Small Market" machte stets die Runde, da weder OKC noch die Pacers größere Relevanz genießen würden und kaum einen neutralen Fan vor den Fernseher locken würden. SGA ist zwar der MVP, doch standen häufig weniger seine überragenden Leistungen im Mittelpunkt seiner Berichterstattung, sondern die ständige Diskussion um seine (ebenso überragende) Fähigkeit, Fouls und Freiwürfe zu ziehen. J-Dub hatte in den letztjährigen Playoffs gezeigt, dass er noch kein Star ist und Haliburton erhielt selbst unter seinen NBA-Kollegen noch vor kurzer Zeit die wenig erfreuliche Auszeichnung als "Most overrated Player". Siakam an seiner Seite ist seine ganze Karriere hingegen schon unterbewertet und als 1b-Lösung abgestempelt.Und was sollte man von dieser Serie erwarten? Für viele Experten und Fans dominierte in den Vorhersagen eigentlich nur die Frage, wie viele Spiele OKC für den ersten Titel der Franchise-Geschichte brauchen würde. Zu dominant waren die Thunder durch die Regular Season gecruist, zu deutlich hatten sie ihre Gegner in der Postseason aus der Halle geschossen und zu überlegen waren sie den Pacers auf dem Papier.Mittlerweile sind sechs Spiele gespielt. Jedes Duell hatte seine eigene Geschichte. In Game 1 traf Haliburton einen unglaublichen Gamewinner, es folgte eine Machtdemonstration der Thunder, bevor sie von den Pacers in Spiel 3 dank einer Meisterleistung von Haliburton und einem Mathurin, der nicht daneben werfen konnte, erneut geschockt worden. In Game 4 hatte Indiana die Vorentscheidung auf dem Silbertablett, doch SGA zeigte die Leistung eines rechtmäßigen MVPs. Game 5: Scoring-Explosion von J-Dub, Haliburtons Verletzungsschock und der Titel war für die Thunder zum Greifen nah, doch die Pacers standen in Game 6 noch einmal auf und schlugen zurück.Die Intensität der Spiele, in denen vielfach über das ganze Feld verteidigt wird, ist absurd. Das Tempo ist wahnsinnig hoch, die Stimmung in den Hallen elektrisierend und die Spannung spürbar. Die Stars spielen dabei wie Stars. Es ist Basketball auf dem höchsten Level. Diese Finals sind die besten seit sehr langer Zeit und beste Werbung für den Sport und die NBA.Mit dem entscheidenden siebten Spiel bekommt die Serie das Ende, das sie verdient. Erstmals seit neun Jahren steht wieder ein Do-or-Die-Game in den Finals an. Es ist das "ultimative Spiel", kündigte Carlisle bereits an. Ultimative Vorfreude ist angebracht.

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Die Wade von Tyrese Haliburton hält, OKC zeigt Nerven und verrückte Geschichten werden weiter geschrieben. Die Erkenntnisse aus Game 6 der NBA Finals.