„Die Toreinfahrt vum Schuster
woor unser Fußballtor,
wo em Winter wie em Sommer
dä Papst ahm boxe wohr,
Schalke en Packung vum F.C. kräät.
Klein Stan Matthews, klein Pelés,
klein Hans Schäfers spillten he."

Manchmal muss immer irgendetwas Schockierendes passieren, um sich zu besinnen. Um Gedanken wieder auszugraben, von denen man dachte sie schienen lang verloren. Dann fängt man wieder an die Bücher zu lesen, von damals, die einem am Herzen liegen und man kramt wieder die Musik aus, mit der man erwachsen wurde. Musik, die man 10 Jahre lang nicht mehr hören konnte, weil man die Vergangenheit ruhen ließ und nach vorne schaute.

Das bin ich nicht!

Ich denke gerne an Früher und gerade heute, etwas intensiver, dazu aber später mehr.

Mit 5 Jahren kam ich irgendwie zum Fußball durch meinen 4 Jahre älteren Bruder und natürlich durch meinen Vater. Einen waschechten FC Fan. Ich war das noch nicht! Ich kickte den Ball mit Freunden unseres 70er Jahre Wellness-Hochhauskomplexes. Garagentore waren unser Fußballtor und wir spielten Spielszenen des aktuellen Spieltags nach, den wir auf WDR2 „Sport und Musik" verfolgten.
Damals war ich noch Erfolgsfan. Ich hörte von irgendeiner Truppe die jung, dynamisch und schnell jeden Gegner bis zur zigfachen Meisterschaft an die Wand spielten. Kurzerhand fand ich das prima. Mein Vater fand das scheiße, dennoch quengelte ich so lange rum bis ich mein erstes Fussballtrikot in den kleinen Händen hielt. Ich trug damals schon Größe S.
ERDGAS! Hab ich mir dann später draufflocken lassen, da war ich aber schon Fan des 1.FC Köln!

Meine Clique und ich hatten irgendwann keine Lust mehr uns mit Garagentoren und improvisierten Bolzplätzen zu begnügen, so fuhren wir dann jeden Tag, jeden be...ten Tag, mit dem Rad zum nächstgelegenen Aschenplatz um dort ein Hauch von Bundesliga zu atmen, jedenfalls stellten wir uns das so vor. Der Aschenplatz von Westhoven, ein kleiner am Rhein gelegener Stadtteil von Köln-Porz, wurde zur täglichen Anlaufstelle. Von nach der Schule bis zum Abendessen wurde dieser Aschenplatz zu unserem Wohnzimmer.

Irgendwann bekam das ein Jugendtrainer des Sportvereins mit, der uns kurzer Hand fragte ob wir nicht Lust hätten, dem Verein uns anzuschließen, da dieser gerne eine E-Jungend stellen würde!
Wir waren dabei! Ein Schritt zum Glück. Ein Schritt zum Traumberuf. Micki Kempe, Mark Thielen und alle anderen waren dabei Geschichte zu schreiben: Die erste E-Jugend Mannschaft vom SV Westhoven-Ensen.
Es wurde eine Erfolgsgeschichte in den 70er Jahren geschrieben. Der FC wurde Deutscher Meister!
Die Gruppe Bap brachte ihr erstes Album „…rockt andere Kölsche Leeder" heraus, und wir spielten alle an die Wand. Mühlheim, Gremberghoven, Flittard, Urbach etc.
So stiegen wir im ersten Jahr schon in die Sonderstaffel auf, wo wir auf Größen wie Bayer Leverkusen, Fortuna Köln (inkl. Dirk Lottner) und den FC trafen.

Das war die Zeit wo das große Abwerben anderer Vereine stattfand. Das kleine Westhoven machte überall von sich aufmerksam. Wir wurden Meister und so kam ich ab der D-Jugend zur SPVG Porz. Halbrechts!

Das ist aber eine andere Erfolgs-Geschichte!


midget h.r.! stark.


Ich denke gerne an diese Zeit zurück. Die Zeit in der alles so unfarbig war, wenn man sich die Fotos von früher anguckt. Die Zeit, die mich prägte. Sogar in Sachen Musik.
Ich bin dankbar dafür, dass ich einen älteren Bruder habe, der mich zu dieser Musik hinführte, ich bin dankbar dafür, dass mein Vater mich unter den Arm nahm, und mich zur Meisterfeier 1978 des 1.FC Köln mitnahm, nur weil er nicht damit Leben konnte mir jemals ein Gladbach Trikot gekauft zu haben.
Ich bin dankbar für all die Ostermärsche, die ich miterlebte um einmal BAP live zu erleben, als sie noch nicht die Deutsche Rockszene beherrschten.

Ich bin dankbar für meine Kindheit!

Ich schreibe das, weil Wolfgang Niedecken heute ins Krankenhaus gebracht wurde und keiner weiß was er hat. Ich mag das nicht wenn man nicht weiß was ein Mensch hat, er aber plötzlich wohl längere Zeit nicht mehr da ist. Ein Mensch, der dein Leben mitgeprägt hat. Ein Mensch der auch Fan des 1.FC Köln ist und dem du tolle Stunden verdankst.
Die Tatsache, dass Wolfgang Niedecken wohl schwerer erkrankt ist, brachte mich zum Nachdenken… und ich kramte wieder Fotos und Geschichten aus.
Diese hier ist kurz, aber sie fiel mir spontan ein! Ist ja ein Sportportal!
Wäre es das nicht, hätte ich euch eine andere Geschichte erzählt. Mit Bap und mir. Eine schmuddeligere!

Die erzähl ich dann beim nächsten Treffen!

Danke Wolfgang und pass auf dich auf:

„met singem Rallyestreifen Opel GT,
nr Stehplatz Mitte Jahreskaat vum FC,
dä op Charles Bronson praatjemaate, akkurate Freizeit-Abziehbild-Held,
dä Naach für Naach bess zom Programmschluss em Sessel hängk,
dä veezehn Daach Benidorm paradisisch fingk,
zwei Johr beim Bund wohr, weil ihm Männerkameradschaft jefällt. (…)

Ne schöne Jrooß ahn all die, die unfählbar sinn,
vun nix en Ahnung hann, die ävver, immerhin
su dunn als ob,
weil op Fassade, do stonn se halt drop.!"