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WM bei mySPOX


Gründer: GNetzer | Mitglieder: 56 | Beiträge: 5
11.07.2010 um 17:21 Uhr
Geschrieben von Tagon
Wii Arse Sham Peons
Vier Wochen Weltmeisterschaft liegen nun hinter uns, und natürlich bin ich nicht der einzige, der Bilanz ziehen wird nach diesem ersten Turnier auf dem afrikanischen Kontinent. Es wird Kommentare in Tageszeitungen geben, Berichte in den großen Magazinen, eine Nachbetrachtungsserie der Zeitung mit den vier großen Buchstaben unter dem Titel: "So wohnen unsere Nationalspieler", und auch auf Spox wird die Zahl der Rückschau-Blogs in die hunderte gehen, vermute ich.

Quelle surprise

Völlig überraschend war, dass es nach all der Hysterie um die Sicherheit des Turniers nicht zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen oder Selbstmordanschlägen in Stadien gekommen ist. Dabei wäre die Gelegenheit für die Schergen des Bösen so günstig gewesen: Iran nicht dabei, Irak nicht dabei, Libyen nicht dabei...also keine Gefahr, im "Friendly fire" irgendwelche Gesinnungsgenossen zu erwischen. Vermutlich befanden die Terroristen den Dauerlärm der Vuvuzelas für eine ausreichende Strafe.

Aber das größte Erdbeben – metaphorisch gesprochen – fand natürlich mal wieder in Deutschland statt: Stolz prangte mir vor einigen Tagen auf der Startseite von Spox die Sensationsmeldung entgegen: Lena drückt Deutschland die Daumen. Konnte ja nun wirklich keiner ahnen, dass der "fleischgewordene Schulmädchenreport" (Monika Gruber) tatsächlich Schland die Daumen drückt – und nicht etwa England, Argentinien oder Holland. Immerhin kennt sie als Hannoveranerin schönen Fußball nur vom Hörensagen.

Wichsen mit den "Three Lions"

Aber kommen wir von einer Masturbationsphantasie zur nächsten: Was hatten sich die Engländer gewünscht, dem alten Erzrivalen Deutschland mal so richtig eins reinzuwürgen. Die britische Presse strotzte vor dem Spiel nur so vor Selbstvertrauen – und unterstrich das, wie üblich, mit einigen sehr passenden Weltkriegsvergleichen. Schließlich ist Fußball Krieg – und wie John Terry einst sagte: "Ich liebe den Geruch von Frauen meiner Mitspi...Sicherheitspässen am Morgen." Aber was will man erwarten von einem Volk, dem Fußball mehr gilt als das Schnackseln mit der Ehefrau/Freundin? Paul Inces Aphorismus: "Tackling ist viel schöner als Sex" kommt schließlich nicht von ungefähr.

Jedenfalls waren die Inselkicker bereit für den großen Sieg, doch es sollte alles anders kommen: Zwei Tore in Rückstand, geschwommen wie ein Fünfjähriger im Planschbecken, dann ein Anschlusstreffer, weil der deutschen Abwehr einfach langweilig war. Und dann ein Tor geklaut. Erstaunlich daran war nur: Die britische Presse witterte ausnahmsweise keine "Verschwörung", oder sah England als den rechtmäßigen Sieger. Inmitten neuerlicher Weltkriegsvergleiche erklärte man Deutschland zum verdienten Sieger. Auch was Neues.

Diskriminierung

"Jabulani" ist ne dumme Sau. Der heißt schon so. Dem steht man doch automatisch schon suspekt gegenüber. Was Torwart-Doyen Jens Lehmann schon seit der F-Jugend bemängelt, das muss doch wohl auch für MICH als Ausrede herhalten können, dachten sich viele Torhüter bei der WM, ob sie nun Iker Casillas, Gianluigi Buffon oder Julio Cesar hießen. Nur einer schob die Schuld nach einem peinlichen Patzer nicht auf den Ball: Robert Green. Was beweist: In England wurde nicht nur das Fairplay geboren, sondern es gibt da auch Männer mit Rückgrat, die zugeben, dass sie einfach mit den Gedanken woanders waren. Vermutlich bei der Frau von David James...

Von Nordkorea lernen, heißt siegen lernen!

Eine andere große Überraschung gelang dem WM-Mitfavoriten Nordkorea, das der Welt während dieses Turniers, das natürlich aufgrund von Verschwörungen und Betrug der Kapitalisten viel zu schnell vorbei war, bewies, dass der Sozialismus am Ende eben doch siegt. Zumindest moralisch. Denn bei Nordkorea spielt schließlich der Wayne Rooney Asiens. Der hat zwar zumindest anatomisch mit dem echten Rooney keinerlei Ähnlichkeit, und ich bezweifle, dass er, im Gegensatz zu seinem Namensgeber, Udo Lattek unter den Tisch trinken könnte, aber naja.

Dank des Vergleichs weiß zwar kein Schwanz, wie der Mann wirklich heißt, ist aber über die Qualitäten des Spielers hinreichend informiert. Und sollte noch jemand daran zweifeln, dass der Wayne Rooney Asiens wirklich ganz doll mit dem Ball umgehen kann, dann sollte er sich vor Augen führen, dass einer der Big Player des internationalen Fußballs sich gegen harte Währung seine Dienste gesichert hat: der VfL Bochum. Immerhin, der Transfer hätte dem sympathischen Volkstribun mit der coolen Sonnenbrille dringend benötigte Devisen verschafft – wenn der gute Jong Tae-Se nicht zuvor im zutiefst kapitalistischen Japan seine volkseigenen Schuhe geschnürt hätte.

Diese Geschichte zeigt aber auch, dass Sportjournalisten immer und überall jemanden mit einem anderen vergleichen müssen. Ich war richtiggehend traurig, dass ansonsten keine ähnlich treffenden Vergleiche angestellt wurden – Mario Gomez als der deutsche Zlatan Ibrahimovic hätte mir sehr gut gefallen. Oder Luis Suarez als der uruguayische Maik Franz. Wegen mir sogar Robert Green als englischer Tomislav Piplica.

Douce france

Last but not least: Unser "Erbfeind" aus Frankreich. Die Equipe Tricolore wurde im Vorfeld dieser WM als Favorit gehandelt. Im Gegensatz zu früher allerdings auf das vorzeitige Ausscheiden. Dieser Rolle wurde die verschworene Gemeinschaft um Trainerfuchs Raymond Domenech auch absolut gerecht – das professionelle Auftreten der Mannschaft wurde auch im Ausland mit viel Wohlwollen aufgenommen. Dass Frankreich das Konzept der Trennung von Staat und Zivilgesellschaft jedoch noch nicht ganz realisiert hat, stieß den gestrengen Herren von der FIFA allerdings übel auf. Auf Intervention der französischen Sportministerin musste FFF-Präsident Jean-Pierre Escallettes seinen Hut nehmen – und die FIFA reagierte so schnell, wie man es von ihr in Sachen technische Hilfsmittel bereits gewohnt ist: Mit der Drohung auf Ausschluss von allen Wettbewerben. Roselyn Bacheot reagierte allerdings souverän und mit französischem Charme auf die Drohung: Sie habe den Präsidenten nicht zum Rücktritt gezwungen, nönö. War nur ein nettes Gespräch unter Freunden, in dessen Verlauf sie ihm ein Angebot gemacht habe, das er nicht habe ablehnen können. Von so viel diplomatischem Geschick kann Goodluck Jonathan, Präsident Nigerias, noch einiges lernen.

Fazit

Damit endet mein subjektiver WM-Rückblick mit den Hochlichtern der Spiele in Südafrika. Es war eine schöne WM in einer Nation, die zumindest nach den Bildern, die wir nach den Spielen der Südafrikaner gesehen haben, das widerliche Erbe der Apartheid abgestreift zu haben scheint. Schade, dass der Gastgeber nicht mehr erreicht hat, schade, dass Ghana so knapp am Halbfinale gescheitert ist, und schade, dass der Weltmeister nicht Deutschland heißt. Falls sich jemand wundert, wieso dieser Blog vor dem Finale geschrieben wurde, der möge sich ins Gedächtnis rufen: "Wer den Cup gewinnt, ist scheißegal, nur Italien nicht, Italien nicht..."
Aufrufe: 3189 | Kommentare: 15 | Bewertungen: 15 | Erstellt:11.07.2010
ø 8.1
KOMMENTARE
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Voegi
MODERATOR
12.07.2010 | 16:53 Uhr
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Voegi : 
12.07.2010 | 16:53 Uhr
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Voegi : 
sehr zynisch-bissige rückschau. gefällt mir. liest sich richtig gut.
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jasi2106
11.07.2010 | 19:42 Uhr
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jasi2106 : 
11.07.2010 | 19:42 Uhr
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jasi2106 : 
Bin wie immer begeistert von deinem Werk
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CR7ManUtd
11.07.2010 | 18:54 Uhr
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CR7ManUtd : 
11.07.2010 | 18:54 Uhr
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CR7ManUtd : 
schönes Ding. Lässt sich gut lesen und es amüsiert. Super Arbeit.
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Tagon
11.07.2010 | 18:19 Uhr
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Tagon : 
11.07.2010 | 18:19 Uhr
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Tagon : 
Desgleichen, hf!
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Tagon
11.07.2010 | 18:11 Uhr
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Tagon : 
11.07.2010 | 18:11 Uhr
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Tagon : 
Argument.^^ Und: Muhahah :D Aber den Dialog sollten wir via PN oder ICQ fortsetzen.^^
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Tagon
11.07.2010 | 18:05 Uhr
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Tagon : 
11.07.2010 | 18:05 Uhr
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Tagon : 
Na na, so ne Bachelorarbeit hat auch 60 Seiten.^^
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Tagon
11.07.2010 | 17:59 Uhr
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Tagon : 
11.07.2010 | 17:59 Uhr
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Tagon : 
Also bei Schriftgröße 12 sind in Word etwas mehr als zwei Seiten = ein Blog.^^ Die Rohfassung hatte drei Seiten und ein paar Zeilen. :)

Ich hab' bald Magisterprüfung, kurz fassen kommt nicht in Frage :D
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Tagon
11.07.2010 | 17:45 Uhr
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Tagon : 
11.07.2010 | 17:45 Uhr
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Tagon : 
Und DESWEGEN werd' ich nie Journalist werden. ;) Der Blog war übrigens ursprünglich 1 1/2x so lang.^^
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Tagon
11.07.2010 | 17:39 Uhr
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Tagon : 
11.07.2010 | 17:39 Uhr
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Tagon : 
Danke TMV...wenn ich aber Zwischenüberschriftren einfüge, nölt Spox, der Blog wär' zu lang.^^

EDIT: Bisschen gestrichen, jetzt passt es :)
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