Ein Lächeln huscht über meine Lippen. Dann setze ich meine Tasse an diese und nehme genüsslich einen Schluck warmen Kaffee zu mir. Beim Absetzen der Tasse begutachte ich nochmal die Tabelle der ersten Fußballbundesliga. Der..., entschuldigt, UNSER Hamburger SV steht auf einem einstelligen Tabellenplatz. Das muss man sich einfach auf der Zunge zergehen lassen wie das leckere Heißgetränk, was ich zu mir nehme.



Nach dem Spiel gegen Fürth ist unsere Punkteausbeute schon zweistellig. Zehn Punkte, alle aus den letzten 4 Spielen, haben wir nach dem Sieg in Fürth nun gesammelt. Das ist etwas, was gerade Außenstehende nicht für möglich hielten zu diesem Zeitpunkt. Manche sicherlich sogar für die ganze Saison nicht. Aber auch besonders nach dem miesen Start mit 3 Niederlagen war natürlich der O-Ton bei so vielen groß. Nun hat man fast schon eine kleine Serie gestartet mit 3 Siegen aus den letzten 4 Spielen, die letzten beiden sogar zu null.

In Fürth sollte es aber erstmal das erwartet schwere Spiel geben. Der Aufsteiger wollte über den Kampf kommen, allen voran mit dem Kampfschwein Asamoah. Bei den Hamburgern fiel Ilicevic verletzt aus, Fink setzte dafür auf Jiraczek und so blieb Beister wieder einmal nur die Bank und damit wird das Thema um diese Personalie nicht abflauen.
In meinen Augen ist es erstaunlich zu sehen, mit wie viel Selbstvertrauen die meisten mittlerweile agieren. Dieses Solo in der 17. Minute zur Führung hätte Son wohl am ersten Spieltag nie gewagt oder nicht den Mut gehabt, das Ding so abzuschließen. Es ist auch sein viertes Saisontor und damit rangiert er momentan auf Platz 2 der Torjägerliste. Für einen Rechtsaußen echt nicht schlecht. Er scheint wirklich sein Talent nun auszuschöpfen. Voll will ich noch nicht mal sagen, wer weiß, was da noch alles kommt.
Im Spiel selber kam weiter aber noch eine Menge Arbeit auf den HSV zu. Die Hausherren versuchten es im Stile eines Aufsteigers, aber auch mit der fußballerischen Klasse, die beim Aufstieg geholfen hat. Man darf ja, laut Büskens, nicht vergessen, dass die alle nicht aus der Baumschule kommen und durchaus ein wenig Kicken können.
Beim HSV war eindeutig zu erkennen, dass dieser Kroate, der eigentlich aus dem Nichts kommt und bei kaum jemanden auf dem Zettel stand, der nicht gerade Kontakte in Kroatien hat, Gruß an Ante S., oder selbst als Scout arbeitet, eine echte Bombe ist. Das war in den Spielen vorher zu sehen und das merkt man immer deutlicher, wie er das Spiel schreibt. Ein Autor für das Jubiläumsjahr des Sportvereins. Milan Badelj.

Aber genug geschwärmt, da stehen mehr als nur einer auf dem Feld. Über René Adler braucht man nicht viel sagen. Wer jetzt noch daran zweifelt, dass die Verpflichtung richtig war, der gehört an die Hand genommen, zum Eisladen geführt, seine Lieblingssorte bestellt und vor seinen Augen weggegessen.
Zu Van der Vaart möcht ich auch nur kurz ein paar Worte verlieren, denn viel mehr, als dass er einfach mit seiner Ausstrahlung allein das ganze Spiel prägt, braucht nicht gesagt zu werden. Sei es nun, dass er selber gefährlich ist, durch Pässe oder Abschlussstärke, oder seine bloße Anwesenheit 2 Gegenspieler bindet und so Räume schafft. Der Gegner muss ihn ausschalten. Dafür hat man aber nun genug Alternativen, wenn dies der Fall sein sollte. Auch wenn Rudnevs das Ding wieder nicht macht, hatte er aber gezeigt, dass auf ihn Verlass sein kann. Und Son hat dies so oder so bewiesen. Auch Arslan scheint seine Position gefunden zu haben.
Ich bin auch, ehrlich gesagt, froh darüber, dass meine Worte nach langer Zeit Klang gefunden haben und Jansen hinten links spielt. Ob nun freiwillig oder nicht, wer das jetzt so festgelegt hat, ist mir auch egal, aber es ist für alle beteiligten einfach besser. Die Innenverteidigung scheint sich auch immer mehr zu fangen und lässt weit aus weniger zu, als noch zu Saisonbeginng oder im ganzen letzten halben Jahr. Der Heiko, auch liebevoll Diego gerufen, Westermann wurde vom Löw sogar nachnominiert für die Länderspiele. Kann man drüber reden, aber zumindest der Einsatz hat immer gestimmt bei ihm. Vielleicht gibt es ihm auch nochmal richtig einen Schub Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben. Und wenn die IV mal gewackelt hat, dann gab es da ja immernoch unsere Nummer 15. Geile Nummer übrigens, René. Sagt doch alles: Eins für Torwart, Fünf für Abräumer. Deswegen hält er alles. So einfach ist Fußball.

Was jetzt bleibt ist erstmal eine Runde Länderspielpause. Was der HSV in dieser Phase machen sollte? Nicht abheben. Die Tabelle ist schön anzusehen, ja. Auch ich habe mich ja daran erfreut, wie ihr lesen konntet. Aber es sind auch erst 7 Spieltage um. Klar wäre Europa drin, hat der deutsche Meister auch gerade mal zwei Punkte mehr. Aber man darf nicht vergessen, dass noch nicht alles perfekt läuft. Ich möchte nicht auf falsche Bescheidenheit machen, aber zu hoch träumen sollte man einfach nicht und deswegen war es vielleicht auch ganz gut, dass man in Gladbach nicht gewonnen hat. Nicht auszudenken, was alles in der MoPo (*hust*) stehen würde, wenn man punktgleich mit Dortmund wäre. Vielleicht hilft die Länderspielpause ja auch eher dahingehend, dass sich das alles etwas beruhigt und die Spieler sich weiter fokussieren und dabei das Selbstvertrauen noch ausbauen können beim Blick auf die Tabelle.

Ich hab vor der Saison gesagt, ich bin froh, wenn wir 10 Punkte zur Winterpause haben und noch rechnerische Chancen auf den Klassenerhalt. Natürlich etwas im Sarkasmus, aber auch mit einem Hauch Realismus. Ich bleibe aber dabei, dass der Klassenerhalt für diese Saison das Ziel sein muss und das am besten so früh wie möglich. Danach schauen wir weiter. Das Projekt HSV soll reifen und nicht schon nach der Hinrunde überreif vom Baum fallen. Stellt euch einen Wein vor, dessen Trauben lange brauchten, bis sie gut genug waren, verarbeitet zu werden. Nun ist es so weit, aber auch das braucht seine Zeit. Denn ein guter Wein wird nicht in wenigen Tagen oder Wochen wertvoll. Geduld ist gefragt und Können. Aber ein wenig Vorfreude auf den ersten Schluck, die darf man natürlich haben.