Vielleicht ja doch nicht so witzig wie versprochen, aber WAHR:

Heute möchte ich euch eine Geschichte erzählen. Sie handelt davon, dass ich einst auf den Spuren der Liebe, weit außerhalb meines angestammten Jagdreviers in der Südpfalz, wandelte und dort eine Frau traf, die dafür verantwortlich ist, dass ich den EffZeh...wie soll ich sagen...ziemlich geil finde.

Um der Wahrheit erst einmal die Ehre zu geben: Ich bin immer noch KSC-Fan. Fan ist man mit Leib und Seele, und kein Verein kann einem dieselben Glücksgefühle bescheren, dieselben Tränen aus den Drüsen pressen und dieselben Sorgenfalten auf die Stirn treiben wie der "Erstverein".

Aber ich gestehe, hier, jetzt und offen: Man kann einen "Zweitverein" haben. Ihr wisst das. Hab' ich schon drüber gebloggt. Meine zweite Liebe, mein "Verhältnis", ist der Sunderland AFC. Man kann aber daneben auch noch etwas haben, das ich jetzt einfach mal locker aus den Lenden (es geht ja um Liebe) als "best friends with benefits" bezeichnen würde. Oder, in der Beziehungsanalogie, um die ich in solchen Dingen ja nie verlegen bin: Als beste Freundin, mit der man hin und wieder und nach einigen Bieren in der Kiste landet. Und das ist bei mir der EffZeh.

"Der Tagon hat nen Harem", mögen manche sagen. "Der voegit wild in der Gegend rum!" andere. Und während im realen Leben eine beeindruckende Frauenstatistik für den Mann immer und grundsätzlich ein Beweis seiner enormen Potenz ist, ist es im Fußball doch eher umgekehrt. Da erwartet man von Männern Monogamie und von Frauen willenloses Herumhuren, je nachdem, wer grade Deutscher Meister geworden ist. Wohlgemerkt: Das ist das Klischee und spiegelt nicht meine eigene Meinung wider.
Aber nachdem ich ja Fremdgehen okay finde, muss ich auch so ehrlich sein zu sagen: Ich bin trigam. Immerhin `ne Einschränkung, oder?

Warum also finde ich ausgerechnet den EffZeh so geil? Nun, ich könnte euch jetzt erzählen von dem einen überragenden Spiel, als der EffZeh anno dunnemals gegen Schalke gespielt hat, 92/93, als es gegen den Abstieg ging. Ich könnte auch davon anfangen, dass die EffZeh-Gruppe bei Spox einfach super ist, dass ich dort viele sehr nette Leute kennengelernt habe und gedenke, demnächst mal mit ihnen ins Müngersdorfer Stadion zu fahren. Wär auch alles nicht gelogen, ist aber trotzdem nicht die Wahrheit. Deswegen, und nun genug der langen Vorrede: Ich hab' euch Weiber versprochen. Die kriegt ihr! Jetzt!

Dass ausgerechnet eine Frau dafür verantwortlich ist, dass ich einen Fußballverein geil finde, ist ja schon extrem paradox. Noch absurder ist, dass sie dafür überhaupt nichts kann. Es war 2005, ich war damals also 20. Und ich gebe zu, ich habe "World of Warcraft" gespielt. Dort habe ich sie auch kennengelernt. Nach einem fürchterlich durchzechten Abend bin ich damals dort online gegangen, und nach einigem hin und her meinte ich so: "Hey, du kannst ja morgen vorbeikommen, meine Eltern sind weg, ich hab' sturmfrei." Nix böses gedacht, bin ich ins Bett gegangen. Und hatte diese Aussage, Alkohol sei Dank, völlig vergessen. Am nächsten Tag klingelte mein Handy: "Ich steh' jetzt am Kreisel, holst du mich ab?" Das tat ich auch. Und aller WoW-Klischees zum Trotz: Es gibt da durchaus gutaussehende Frauen.

Die Gute war Rheinländerin, mit allem, was so dazugehört. Meine damaligen Schwiegereltern waren auch so richtig engagiert, was Schützenfeste und das ganze Gedöns angeht, und wenn ihr Vater dann mal auf rheinländisch losgeledert hat, habe ich kein Wort verstanden. Aber immerhin, wir haben uns gut verstanden, denn er: war Fußballfan. Allerdings von Bayer Leverkusen, denn sein Brötchengeber war die Bayer AG. Fand ich jetzt nicht so über die Maßen super, aber was will man machen?

Sie jedenfalls hatte mit Fußball so gar nichts am Hut und konnte nicht verstehen, dass ich während eines wichtigen Raids immer wieder auf den Desktop gegangen bin, um die Ergebnisse der zweiten Liga zu checken. Wie dem auch sei: Ich hatte Geburtstag, und als Geburtstagsgeschenk bekam ich Karten zu den Wise Guys. Wie jeder weiß, sind die Wise Guys klassische EffZeh-Fans: Sie leiden mit ihrer Mannschaft – und das lassen sie Besucher ihrer Konzerte auch deutlich spüren. Damals war der EffZeh mal wieder abgestiegen, als wir in Köln eines der Konzerte besuchten.

Und Leute: Als "Es tut so weh" kam, ich habe Gänsehaut bekommen. Da singen die Wise Guys von Emotionen, die mir nur allzu bekannt waren, und am Ende des Konzertes sangen alle "Nie mehr zweite Liga, nie mehr, nie mehr!" Ich gestehe, ich war noch nie so bewegt in meinem Leben, ich hab aus voller Kehle mitgegrölt und fühlte eine überirdische Verbundenheit mit diesem Verein, die ich seit 92/93 nicht mehr gefühlt hatte.

Dass mir Fußball über alles geht, hatte meine damalige Freundin auch begriffen und sich bemüht, mir schöne Geschenke zu machen – "Fußball unser" war eines davon. Sie war sogar so nett, mir den Salon in Bergheim zu zeigen, wo "der Poldi sich immer die Haare schneiden lässt". Und irgendwann konnte ich sie sogar davon überzeugen, mit mir die Konferenz der 2.Liga zu schauen.

Kurz vor Ende der Liaison war dann Schützenfest in dem Kaff, in dem sie wohnte, und da gab es natürlich auch reichlich von dem Zeug, was der Rheinländer an sich so als "Bier" bezeichnet. Als Pfälzer ist man ja nicht nur andere Gläser und Mengen, sondern vor allem auch stärkeres Bier gewohnt. Aber meine Güte, ich war ja jung, ich hab ne Menge Scheiß mitgemacht, und gleich zu anfang wurden mir zwei Gläser vorgesetzt, eins mit Kölsch und eines mit so einer dunklen Brühe, die aussah, als wäre es Rinderbouillion mit Kohlensäure. Ich hab natürlich beide probiert. Unter uns: Kölsch schmeckt wenigstens wie Bier.

Jedenfalls war diese Zeit für mich ein wenig komisch: Ein Schwiegervater, der Bayer die Daumen hält, ne Freundin, die Düsseldorf "zum shoppen" cool findet und mit der ich dann folgerichtig 2006 auch in dieser Stadt war. Aber was immer sie auch versuchten, ob es nun ein Spiel von Bayer war, das ich mir mit ihm ansehen durfte oder das Shopping, das ich mit ihr in Düsseldorf machen durfte – meine Gedanken kehrten immer wieder zurück zu dem Moment, als über tausend Besucher beim Wise-Guys-Konzert sangen: "Nie mehr 2.Liga, nie mehr, nie mehr, nie mehr!" – und nach der Trennung war es das, was mir im Gedächtnis blieb. Und wann immer ich "Es tut so weh" höre, denke ich an diesen einen Moment zurück. Alles andere ist längst verblasst. Aber dieses Erlebnis, das war unfassbar. Und seitdem weiß ich: EffZeh-Fans leiden, weinen, hadern wie ich. Sie hoffen, bangen, sind optimistisch wie ich. Und, vielleicht ist das quasi ein trotziger Akt gegen all jenes, das ich damals erlebt habe, wenn ich sage: Alt schmeckt scheiße, Düsseldorf stinkt und überhaupt: Was mir geblieben ist, ist der EffZeh. Und dafür, Vögelchen, danke ich Dir!