Das Offensivverhalten - Spiel mit dem Ball

Kreativität. Ein Fremdwort für die Momentane Offensivabteilung. Wie kann das sein, bei diesen Einzelkönnern? Da gibt es nur eine Antwort. Das sture Festhalten am System ohne jegliche Flexibilität ermöglicht es den Verteidigern des Gegners diese Spieler gezielt auszuschalten. Immer ist dies natürlich nicht möglich und so kommen Spieler dieser Klasse immer wieder zu guten Aktionen, aber nur weil sie es erzwingen und nicht, weil das taktische System greift.

Was ist das für ein System, dass sich nur auf die individuelle Klasse einzelner Spieler verlässt?

Ein Blick zur Nationalmannschaft. Dort schafft man es auch ohne Spieler wie Robben und Ribery ein homogenes Spiel in einem klar vorgegebenen System zu gestalten, aber dennoch die Fähigkeiten der einzelne Spieler gezielt einzusetzen.

DFB-Chefscout Urs Siegenthaler hat den Fußball in dieser Hinsicht einmal mit der Jazz-Musik verglichen:

"Nur aus Ordnung kann Kreativität entstehen. Nehmen Sie die Jazz- oder Bluesmusik. Nur wenn jeder weiß, was er zu spielen hat, kann die Kreativität eines jeden einzelnen Instruments zum Vorschein kommen."

Umgekehrt heißt dies aber doch auch, dass innerhalb gewisser Regeln die Kreativität der einzelnen Spieler zum Tragen kommen sollte Also muss diese auch gefördert werden, was heißt: Das System muss für seine Protagonisten arbeiten und ihnen die Freiräume schaffen welche sie benötigen.

Das Spiel der Bayern macht momentan alles andere als das. Es ist momentan starr und unflexibel und den doppelt und dreifach bewachten Außenspielern wird kein Freiraum verschafft, weil alternativlos gespielt wird.

Durch die Mehrfachbewachung auf Außen entsteht in der Mitte Platz und dieser muss genutzt werden. Hier müssen die defensiven Mittelfeldspieler aufrücken und Druck ausüben. Im Spiel gegen Schalke hat dies nach der Einwechslung von Toni Kroos gut funktioniert. Erst dann hat Bayern begonnen Chancen zu erspielen, mit Ausnahme einer Möglichkeit direkt nach der Halbzeit. Auch die Hereinnahme eines zweiten Stürmers hat nochmal für mehr Gefahr besorgt und er hätte beinahe ein Tor vorbereitet, doch Ribery vergab aus guter Position.

Wieso stellt man nicht von vorne herein etwas mutiger auf? Kroos kann bei Ballbesitz in das Zentrum rücken und die vordere Position in der Raute einnehmen, während entweder Müller in die Spitze rückt, oder Miroslav Klose den Platz neben Gomez einnimmt. Dies würde das Spiel variabler machen und die Außen entlasten, welche ihrerseits mehr Platz haben würden.

Gleichzeitig muss man dann aber auch hei den Abschluss suchen. Stehen gegnerische Mannschaften sehr tief, so muss auch mal ein Abschluss aus der zweiten Reihe her. Der Siegtreffer in Mailand und auch einige Versuche von Gustavo zuvor haben gezeigt, dass dies ein Mittel sein muss. Auch Bastian Schweisteiger als 2ter Sechser muss hier mehr für das Spiel tun und auch offensiv Impulse setzen.

Außerdem hätte man mit zwei Stürmern auch die Möglichkeit Flanken oder hohe Anspiele in den Strafraum zu bringen. Mario Gomez ist dort alleine auf verlorenem Posten. Miroslav Klose wäre ein kopfballstarker Partner. Thomas Müller ist sowieso immer eine Option.

Tymo kann in der Zwischenzeit nach hinten absichern und Breno den einzig verbliebenen Stürmer in Manndeckung nehmen.



Im Defensivverhalten klappt man dann wieder in ein 4-4-2 mit Doppel-6 und stellt auf das bewährte System um. Man zieht einen Stürmer zurück auf die 10 und Kroos zurück auf die zweite 6 um kompakt zu stehen.




Das Umschalten - Die Schlüsselsituationen

"Um ein Spiel zu dominieren muss man schneller Schalten als der Gegner" sagte einst ein Jugendtrainer zu mir. Damals dacht ich, dass ich sowieso der schlauste wäre und sowieso immer am schnellsten Schalten würde. Weit gefehlt, denn erst Jahre später habe ich verstanden was damit gemeint war.

Wichtig ist es, dass Abwehr und Angriff nicht zu weit voneinander entfernt stehen, um einen Spielfluss gewährleisten zu können. Um nach einem Ballgewinn ein gutes Konterspiel aufzuziehen ist es wichtig, dass Mittelfeld und Abwehr schnell herausrücken. Die Abwehr rückt bis zur Mittellinie und das Mittelfeld geht den Konter komplett mit. In der Zwischenzeit muss der Sturm (Gomez) das Tempo leicht verzögern um das Nachrücken der Außen (Ribery und Robben, sowie Müller oder Klose) gewährleisten zu können, bevor der Ball verloren geht oder der Stürmer isoliert wird. Dies ist die so genannte erste Welle.

Die zweite Welle besteht aus den defensiven Mittelfeldspielern und den Aussenverteidigern, welche unmittelbar nachrücken müssen. Dies sorgt für ein zweites Gefahrenmoment und bei einem möglichen Ballverlust auch zugleich für die Möglichkeit den Gegner wieder direkt in der eigenen Hälfte zu stellen und zu attackieren.

Borussia Dortmund zeigt derzeit beeindruckend wie so etwas funktionieren kann. Hier möchte ich wieder das Tor Nuri Sahins in Erinnerung rufen, nur diesmal von der anderen Seite aus betrachtet.

Dormund erobert den Ball, spielt schnell in die Spitze und die beiden Außen rücken sofort nach. Bayern ist in der Lage Barrios zu stellen, aber das Mittelfeld der Borussia ist bereits nachgerückt und Sahin erhält so den Platz und damit die Möglichkeit ein Tor zu erziehlen.



(Hier die Grafik in groß ansehen.)

Bild 1: Gomez mit dem Fehlpass. Sahin leitet den Konter mit einem schnellen Pass
auf Barrios ein. Beide Innenverteidiger stehen mutterseelenallein an der Mittellinie. Einer müsste Barrios stören, bzw. den Raum schließen, der andere absichern.

Bild 2: Badstuber steht zu weit weg von Barrios, attackiert ihn nach der Ballannahme ungestüm und wird ausgespielt. Barrios kann den Ball annehmen und das Spiel leicht verzögern. Götze und Lewandowski rücken direkt nach.

Bild 3: Dortmund in der Vorwärtsbewegung wesentlich schneller als Bayern in der Rückwärtsbewegung. Die Abwehr ungeordnet und nur auf Barrios konzentriert. Götze und Lewandowski sind bereits aufgerückt, Sahin und Großkreutz bereits in der zweiten Welle unterwegs.

Bild 4: Barrios gibt ab zu Götze, der legt auf Sahin ab und dieser trifft: Tor für Dortmund.

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