An der aktuellen Personalpolitik des VfB Stuttgart scheiden sich die Geister - die Vertragsverlängerung mit Tamas Hajnal und das (angebliche) Interesse an Mario Eggimann haben jetzt die Emotionen vieler VfB-Fans hochkochen lassen, vor allem bei den Befürwortern des Stuttgarter Wegs. Wir haben für Euch in diesem Blog zwei Meinungen zusammengefasst, die sich mit der aktuellen Personalpolitik und auch dem Trainer befassen. Wie steht Ihr zu dem Thema?

Pro (nutman)
Auch wenn die Vertragsverlängerungen mit zwei älteren Spielern (Gentner ist 27, Hajnal 31) und das Interesse an Mario Eggimann (demnächst 32) auf den ersten Blick wie ein "am Arsch geleckt" bezüglich des Stuttgart Wegs aussieht, finde ich die Art und Weise, wie die Personalpolitik von Fredi Bobic betrieben wird, durchaus als konsequent an.
Aktuell hat der VfB einen der ältesten Kader der Bundesliga, das stimmt, auch die Anzahl der jungen Spieler auf dem Platz ist geringer als bei anderen Teams - andererseits hat der VfB mit dem bestehenden "alten" Personal letztes Jahr die Europa League erreicht und spielt aktuell eine anständige Saison und ist neben Bayern und Dortmund als einziges Team in allen drei Wettbewerben vertreten. Warum sollte man also radikal was ändern?
Solange unterm Strich das Ergebnis stimmt, gibt es keinen Grund - und Fußball ist nun mal ein Ergebnissport. Der Stuttgarter Weg heißt nicht, daß wir morgen nur noch mit einer Truppe von lauter 20jährigen auflaufen, er bedeutet - so sehe ich das - daß nachhaltig junge Spieler den Sprung in der Bundesliga schaffen sollen. Nachhaltig heißt nicht: Jetzt gleich und sofort! Es muß eine gute Mischung aus älteren, erfahreneren und jungen Spielern sein. Die jungen Spieler können von den alten lernen - wer weiß, inwieweit Holzhauser und Stöger neben dem Platz von Tamas Hajnal profitieren können?
Ich habe Vertrauen in die Arbeit von Fredi Bobic und Bruno Labbadia, die unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen aus meiner Sicht am obersten Limit arbeiten. Die Stimmung im Team scheint aktuell gut zu sein - ergo stimmt aktuell auch die Mischung aus jung und alt.
Der Prozeß des Einbaus der Jugend geht langsam voran - aber er geht voran. In dieser Saison hat sich Raphael Holzhauser (19) zur Stammkraft gemausert und aktuell 730 Bundesliga-Minuten auf dem Buckel (Hajnal nur 348...), Antonio Rüdiger (19) ist gut genug, daß man für Maza keinen Ersatz holt und Nr. 4 in der Innenverteidigerriege ist nun Benedikt Röcker (23) - und wer rückt nach, sollte Tasci im Sommer gehen? Dann braucht man aus meiner Sicht einen Spieler mit Erfahrung - und wenn ein Eggimann Leistung bringt, ist mir schnuppe, ob er 32 oder 22 ist!
Was manche beim Stuttgarter Weg auch vergessen: Sind die jungen Spieler wirklich besser? Aus welchem Grund sollte Bruno Labbadia einen jungen Spieler auf der Bank sitzen lassen, wenn er besser spielt als ein älterer Spieler? Vielleicht haben die jungen Spieler bei uns (noch) nicht die Qualität, um dauerhaft in der ersten Liga zu bestehen. Denkt mal drauf rum...

Contra (Maddias)
Der VfB Stuttgart hat in der letzten Saison durch eine grandiose Rückrunde mit einer enormen Punkteausbeute die EL erreicht. Allerdings haben zu diesem Zeitpunkt außer Ulreich und Tasci keine Eigengewächse einen Stammplatz inne gehabt.
Der Stuttgarter Weg, von den Oberen des VfB immer wieder angepriesen, sieht für mich anders aus! Die Winterpause hat gut begonnen, man hat einen 31 Jahre alten, leistungsschwachen Mexikaner für gutes Geld in die Heimat verfrachtet und laut der sportlichen Führung wird dieser "Verlust" intern durch Rüdiger und Röcker aufgefangen!
Zum Trainingsstart dann der erste Kracher dieser Winterpause: Bruno Labbadia ist der Meinung, dass ein Spieler von Mazas Qualität nicht einfach so zu ersetzen sei - ein Schlag ins Gesicht für Rüdiger und Röcker! Er sei, so sagte Labbadia, nicht einverstanden mit dem Verkauf aber da der Spieler unbedingt weg wollte, hätte man ihn nicht aufhalten können.
Generell wurden junge Spieler von Labbadia in seinen zwei Jahren nicht gelobt. Holzhauser nach seinem tollen Spiel gegen Leverkusen nicht, ebenso Rüdiger nach seinen starken Auftritten die er 301 Profiminuten zeigen durfte. Warum auch? Wenn man diese Spieler nicht will, muss man Sie auch nicht hervorheben!
Der nächste Kracher war dann die Vertragsverlängerung von Tamas Hajnal! Jener Hajnal der es in dieser Saison auf 1270 Minuten bringt und auf ganzer Linie nur enttäuschte! Warum in Gottes Namen wird der Vertrag überhaupt verlängert? Wir haben im Mittelfeld für die Zentralen Positionen mit Kvist, Kuzmanovic, Didavi, Holzhauser, Gentner und mit (großen) Abstrichen Stöger sechs Leute für zwei Positionen zumal es im 4 - 1 - 2 - 2 - 1 von Labbadia die Position OM für Hajnal sowieso nicht mehr gibt!
Die Devise unseres Übungsleiters lautet ja: "Ein Junger Spieler muss besser sein als der Erfahrene!" - Wie aber bitte soll ein Spieler das Bundesliga-Niveau erreichen wenn er keine Einsätze bekommt (Stöger, Rüdiger, Benyamina)? Wie sollen die Spieler sich entwickeln wenn ihnen nur alte, satte Profis vor die Nase gesetzt werden? Die Interessenten für Rüdiger stehen Schlange! Einer der besten Nachwuchsverteidiger des Landes und wir verzichten auf ihn! Wir haben (hatten) ja Maza...
Das angebliche Interesse an Eggimann setzt dem ganzen noch die Krone auf!
Die Jungen Spieler bekommen im Ligaalltag nur dann eine Chance wenn es sich nicht vermeiden lässt, siehe letztes Jahr Sakai. Holzhauser brachte er, als die Medien und Fans die Rufe nach jungen Spielern immer lauter werden ließen und Rüdiger durfte nur ran da Sakai nun Rot gesperrt ist!
Desweiteren hatte unser Trainer zu Beginn dieser Saison gesagt, man könne junge Spieler dann bringen, wenn es sportlich läuft! Warum, Herr Labbadia, wurden dann in der Vergangenen Rückrunde die jungen Profis nicht eingesetzt um sich zu entwickeln?
Fragen über Fragen! Fragen die den Stuttgarter Weg immer schmaler und holpriger erscheinen lassen... Die einzige Hoffnung für den VfB ist der Größenwahn von Bruno Labbadia! Anscheinend hat er ja genügend andere Optionen - er soll bitte eine dieser Optionen wahr nehmen wenn in Stuttgart alles so schlimm ist! Wenn man für diese alten Profis endlich mal junge, hungrige Eigengewächse kicken lassen würde wäre das Publikum sicher auch etwas freundlicher! Denn die Leute auf den Sitzen und in der Kurve wollen Spieler mit denen Sie sich identifizieren können, Spieler aus dem Verein, aus der eigenen Jugend!