06.08.2012 um 16:41 Uhr
Geschrieben von mr_olympier
Unentschuldbare Fehlstunde
Fußballtippspiele und ich, wir werden keine Freunde mehr. Sei es die klassische Bundesligatipprunde im Freundeskreis, das Managerspiel der Lokalzeitung oder die EM-Wette auf der Arbeit: Die hintersten Plätze sind stets für mich reserviert. Und es besteht kein Zweifel daran, dass sich mein Tipp-Fluch auch in der kommenden Saison fortsetzt. Denn meine erste Vorhersage hat sich bereits Wochen vor dem Bundesligastart als falsch herausgestellt: "Spätestens nach seinen Auftritten in der Europa League sollte sich [...] ein Verein finden lassen, der Diego gerne in seinen Reihen sieht" (Hausaufgaben der Bundesligaklubs), schrieb ich noch im Mai und war mir sicher: An Diego muss sich in Wolfsburg niemand mehr gewöhnen.
Stattdessen ließ sich kein Verein finden und statt niemand müssen sich alle in Wolfsburg an Diego gewöhnen. "Wer den Fußball liebt, liebt Spieler wie Diego", ließ Felix Magath verlauten und appellierte an die Fans, auch sie mögen ihm eine zweite Chance geben. Das Vertrauen in Magath, der den größten Erfolg der Vereinsgeschichte verkörpert, scheint in Wolfsburg noch immer ungebrochen. Und so verwundert es nicht, dass ein Großteil der Fans dem Aufruf des Allmächtigen folgen wird. Die einstige Persona non grata ist für viele Anhänger schon wieder willkommen. Pfiffe und aufmunternder Applaus hielten sich bei Diegos Einwechslung im Testspiel gegen Manchester City bereits die Waage.
Natürlich kann jeder Mensch Fehler machen. Und die Ansicht, Reumütigen eine zweite Chance einzuräumen, teile ich ebenfalls. Dennoch gibt es gewisse Fehlhandlungen, die klare Konsequenzen nach sich ziehen müssen und nahezu unentschuldbar sind. Zur Erinnerung: Im besagten Saisonfinale mussten wir eine knappe Halbzeit lang Zweitligaluft ertragen. Existenz, Ruf, Arbeitsplätze standen auf der Kippe. Begleitet von erniedrigendem Gelächter und hämischen Sprechchören Hoffenheimer Zuschauer. In dieser schweren Stunde sein Team aus persönlicher Eitelkeit im Stich zu lassen, kommt einem Verrat an Verein, Mannschaftskollegen und Fans gleich. Für mich ist Diegos damalige Aktion nach wie vor eine unentschuldbare Handlung. Zumal sie nur der Schlusspunkt einer ganzen Serie von Fehltritten war (Elfmeterklau in Hannover; Tätlichkeit im wichtigen Spiel gegen Frankfurt, etc.). So stellt sich die Frage, ob die Chance, um die Diego bittet, überhaupt erst die Zweite wäre - oder bereits seine Vierte oder Fünfte...
Der VfL ist einer der wenigen Vereine, die es sich leisten können (möglicherweise sogar müssen), im Falle Diego ein Exempel zu statuieren. Die Erfahrungen um Lorenz-Günther Köstners Viertligateam, Einzeltrainings und endlosen Laufeinheiten am Patrick-Helmes-Weg am Mittellandkanal mussten bereits Spieler sammeln, die sich weitaus weniger zu Schulden kommen lassen haben. Auch wenn ich ihn lieber in der zweiten Mannschaft oder besser gar nicht mehr in Wolfsburg sehen würde, wird mir Diego die Vorfreude auf die neue Saison nicht nehmen. Der Kredit, den er verspielt hat, wird er jedoch nie wieder aufholen können. Selbst dann nicht, wenn er den VfL Wolfsburg in Richtung Champions League schießt - wovon ich in meiner diesjährigen Bundesligatipprunde übrigens fest ausgehe...
Stattdessen ließ sich kein Verein finden und statt niemand müssen sich alle in Wolfsburg an Diego gewöhnen. "Wer den Fußball liebt, liebt Spieler wie Diego", ließ Felix Magath verlauten und appellierte an die Fans, auch sie mögen ihm eine zweite Chance geben. Das Vertrauen in Magath, der den größten Erfolg der Vereinsgeschichte verkörpert, scheint in Wolfsburg noch immer ungebrochen. Und so verwundert es nicht, dass ein Großteil der Fans dem Aufruf des Allmächtigen folgen wird. Die einstige Persona non grata ist für viele Anhänger schon wieder willkommen. Pfiffe und aufmunternder Applaus hielten sich bei Diegos Einwechslung im Testspiel gegen Manchester City bereits die Waage.
Natürlich kann jeder Mensch Fehler machen. Und die Ansicht, Reumütigen eine zweite Chance einzuräumen, teile ich ebenfalls. Dennoch gibt es gewisse Fehlhandlungen, die klare Konsequenzen nach sich ziehen müssen und nahezu unentschuldbar sind. Zur Erinnerung: Im besagten Saisonfinale mussten wir eine knappe Halbzeit lang Zweitligaluft ertragen. Existenz, Ruf, Arbeitsplätze standen auf der Kippe. Begleitet von erniedrigendem Gelächter und hämischen Sprechchören Hoffenheimer Zuschauer. In dieser schweren Stunde sein Team aus persönlicher Eitelkeit im Stich zu lassen, kommt einem Verrat an Verein, Mannschaftskollegen und Fans gleich. Für mich ist Diegos damalige Aktion nach wie vor eine unentschuldbare Handlung. Zumal sie nur der Schlusspunkt einer ganzen Serie von Fehltritten war (Elfmeterklau in Hannover; Tätlichkeit im wichtigen Spiel gegen Frankfurt, etc.). So stellt sich die Frage, ob die Chance, um die Diego bittet, überhaupt erst die Zweite wäre - oder bereits seine Vierte oder Fünfte...
Der VfL ist einer der wenigen Vereine, die es sich leisten können (möglicherweise sogar müssen), im Falle Diego ein Exempel zu statuieren. Die Erfahrungen um Lorenz-Günther Köstners Viertligateam, Einzeltrainings und endlosen Laufeinheiten am Patrick-Helmes-Weg am Mittellandkanal mussten bereits Spieler sammeln, die sich weitaus weniger zu Schulden kommen lassen haben. Auch wenn ich ihn lieber in der zweiten Mannschaft oder besser gar nicht mehr in Wolfsburg sehen würde, wird mir Diego die Vorfreude auf die neue Saison nicht nehmen. Der Kredit, den er verspielt hat, wird er jedoch nie wieder aufholen können. Selbst dann nicht, wenn er den VfL Wolfsburg in Richtung Champions League schießt - wovon ich in meiner diesjährigen Bundesligatipprunde übrigens fest ausgehe...
Aufrufe: 6161 | Kommentare: 20 | Bewertungen: 14 | Erstellt:06.08.2012
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KOMMENTARE
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08.08.2012 | 18:13 Uhr
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08.08.2012 | 16:44 Uhr
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mamö99 :
Schwierig. Ich kann beide Seiten teilweise verstehen und die Argumente nachvollziehen. Aber ich tendiere auch eher dazu, dass er die Chance bekommen sollte. Wenn er sich wirklich ändern will hat er die Möglichkeit das allen zu zeigen, und wenn er gut drauf ist kann er dem Club auch sportlich weiterhelfen, was im Sinne des eigenen Vereins auch ein Argument ist.
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08.08.2012 | 16:19 Uhr
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LAPIS :
Ich bin auch froh wenn man mal sachliche Diskussionen lesen kann.
Zum Appell: Ich kann mir nicht vorstellen das irgendein Trainer hier anders gehandelt hätte. Was soll er denn auch anderes sagen:
Leute ich kann verstehen das Ihr sauer auf ihn seid, pfeifft ihn ruhig aus, das muss er ab können, wir scheißen ihn ja sowieso mit Geld zu, da kann er schon etwas leiden. ;)
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08.08.2012 | 16:12 Uhr
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Erstmal vielen Dank für deinen sachlichen Kommentar. (sonst geht's im Internet ja drunter und drüber, wenn man anderer Meinung ist).
Ich würde nicht behaupten, dass ich eine Abneigung gegen Magath habe. Aber tatsächlich sehe ich ihn kritisch (warum, ist ein anderes Thema).
Schließlich bin ich aber froh, dass wir ihn als Trainer haben. Denn mittlerweile bin der Auffassung, dass Mannschaften mit hohen Ambitionen (und folglich teurem Kader) ein autoritärer Führungsstil gut tut.
Natürlich gibt es die Möglichkeit, dass Magath's Appell im Fall Diego für einige Fans unerheblich ist. Aber Fakt ist, dass Felix mit seinem Aufruf eine Brücke zwischen Anhängerschaft und Spieler aufbauen möchte. Viele gehen da mit. Ich nicht - wozu ich mich bekenne.
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08.08.2012 | 16:11 Uhr
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08.08.2012 | 16:01 Uhr
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shadow :
,,Magath war in sämtliche Problemfälle involviert? Sehe ich etwas anders. Diegos Elferklau war unter McClaren, Streit war schon immer Streitbar und Faul, der hat das Training in Wolfsburg verschlafen da war noch lange nicht an Magath zu denken. Helmes hatte schon in Leverkusen mit Heynckes Probleme und hat jüngst gesagt das er seinen Berater bei Gesprächen künftig raushalten wird.Magath hat sicherlich sehr viele Punkte die man kritisieren kann, aber er ist längst nicht an allem Schuld und schon gar nicht am Fehlverhalten von anderen Spielern. ´´
So siehts nämlich aus, danke
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08.08.2012 | 15:46 Uhr
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Toomi92 :
Ich kann den Hass auf Diego sehr gut nachvollziehen, wenn irgendeiner das mit meinem BvB gemacht hätte, würde ich auch den tiefsten Hass empfinden, die Aktion damals war wirklich die feigeste Aktion und zugleich größte Bestätigung das er ein Söldner ist die es gibt.
Fakt ist aber auch, dass ich mit Ausnahme von Kagawa, nicht einen Spieler in den letzten 5 Jahren in der BuLi gesehen habe der so stark war wie Diego. Zumindest was die Offensive angeht.
Bei Athletico hat er gezeigt, dass er das immer noch kann und meiner Meinung nach immer abrufen könnte.
Aber er ist eben eine Diva, die Millionen verdient und tut uns lässt worauf er Lust hast.
Wenn Magath Diego ein wenig streichelt und alle lieb zu ihm sind, ist er unverzichtbar.
Er ist der einzige Mann im Kader dem ich, wenn er das zeigt was er kann Weltklasse bescheinige.
Könnte für WOB der Schlüsselspieler werden, die Betonung liegt allerdings auf könnte......
3
08.08.2012 | 15:41 Uhr
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LAPIS :
ich verstehe nicht wieso hier und auch an anderen Stellen davon geschrieben wird, das viele Wolfsburger Diego nur deshalb verzeihen, weil es der Allmächtige will, und das nur weil dieser den größten Erfolg der Geschichte zu verantworten hat.
Gibt es nicht auch die Möglichkeit das für das Verzeihen von Diego Magath gar keine Rolle spielt? Ich sehe das so.
Alles in Allem liest man hier nicht nur deine Abneigung gegenüber Diego raus, sondern auch die gegen Magath, ist ok wenn du das so siehst.
Zu einem Kommentar weiter oben:
Magath war in sämtliche Problemfälle involviert? Sehe ich etwas anders. Diegos Elferklau war unter McClaren, Streit war schon immer Streitbar und Faul, der hat das Training in Wolfsburg verschlafen da war noch lange nicht an Magath zu denken. Helmes hatte schon in Leverkusen mit Heynckes Probleme und hat jüngst gesagt das er seinen Berater bei Gesprächen künftig raushalten wird.
Magath hat sicherlich sehr viele Punkte die man kritisieren kann, aber er ist längst nicht an allem Schuld und schon gar nicht am Fehlverhalten von anderen Spielern.
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Statistik
Ja, stimmt, der war echt nie beim Training in Wolfsburg....
aber bei 20 Transfers pro Winter-/Sommerpause und irgendwas zwischen 40 und 50 Profis im Kader kann man schonmal die Uebersicht verlieren.
Weiss ich doch nicht mehr, wer da alles mal bei meinem Verein, aeh, Konzern angestellt war;)
Soviel zur sachlichen Diskussion